Bismarck 03
Joffre bei seinen wütenden Angriffen an Entsatz von Maubeuge, wie er auch großartige Umfassung im Westen plante, um Antwerpen zu entsetzen, das man freilich noch für unbezwinglich hielt, während es Beseler als reife Frucht in den Schoß fiel? Nun, wer in der Marneschlacht sich schlug, mußte jetzt betreten gestehen, daß der ungeheure Ansturm vom 16.–26. doch den deutschen Linien höllisch zusetzte. Solchen gebieterischen Einfluß hat jeder Erfolg auf den Heeresgeist, selbst Scheinerfolg genügt; die am 5. Sept. noch matten und hoffnungslosen Franzosen waren am 15. nicht wiederzuerkennen. Sie hatten den Rücken der Deutschen gesehen, das machte sie trunken vor Freude und Stolz, »der böse Zauber ist gebrochen«. Bei den Deutschen war hingegen die Stimmung verärgert und verbittert, Mißtrauen in die Führung schlich sich ein. So dringend hat sich jeder Feldherr vor nicht unbedingt nötigem Rückzug zu hüten. Für den gemeinen Mann kommen Rückzug und Niederlage auf dasselbe hinaus. So war Bülow-Klucks Rückzug ein unsühnbares Verbrechen. Alles deutsche Elend stammt aus diesem Keim. Nie kann ein Volk zu vorsichtig in der Wahl seiner Führer sein. Doch leider steht ihm ja keine Wahl zu und der Philister beruhigt sich mit dem vorgeplärten alten Lied, daß die Regierung schon alles am besten besorge. So oft Joffre fortan Unmenschliches an Opfern und Anstrengungen heischte, immer wirkte der Hinweis: Denkt an die Marneschlacht!
Die Schlacht bei Reims.
Gemäß seinem Zeitvermischungssystem verlegt Bülow den Anfang der neuen Schlacht schon auf 13. Seiner durchsichtigen Absicht entspricht die Irreführung durch Ententeangaben, die natürlich bezwecken, die Ankunft an Aisne und Vesle möglichst früh anzusetzen. Tatsächlich gab es am 13., 14. überall nur Tastversuche, wie es den Raumverhältnissen nach nicht anders sein konnte. So bezieht sich ein leichter Vorstoß des Epinalkorps nur auf Planitz' Nachhut, Teile 103. standen nämlich noch am 14. in Gegend Sommesous, anscheinend auch Teile 101., so langsam vollzog sich der Abzug, während man uns einreden will, Hausen sei plötzlich am 11. in Gewaltmärschen enteilt. Diese Angaben sind nicht ernst zu nehmen, denn das vorausmarschierte 12. K. hatte seine Nachhut am 13. noch bei Auberive, obschon es zur Aisne abziehen sollte. Bülow gibt nun an, der Feind (nämlich 18. K. unter seinem neuen eifrigen Chef Maudhuy) habe die Vesle am 12. bei Fismes überschritten. Laut V. L. ging aber III/56. erst am 13. von Fismes zurück. 26. Brig. hatte durch Nachtmarsch von Maubeuge her Berry an der Aisne erreicht, vereinte sich mit 25. Brig., beide laut Bülow mit der 14. D. bei Cernay les Reims am rechten Flügel der 2. A. (»Der 3. A.«, einer der vielen Schreibfehler Bülows, der sich dabei erinnert, daß 14. D. früher bei Epernay stand). Unverständlich wie vieles andere ist die Räumung der Reimser Forts, die doch sicher gute Schlachtanlehnung gewährten. Besitz der F. Brimont und Pompelle kam nachher Esperet sehr zu statten. Wieder die reine Panik ohne Zweck und Sinn. Denn Bülow selbst gibt zu, er sei am 13. »ohne Nachdruck« angegriffen worden, d. h. es gab überhaupt keinen ernsten Angriff. Hülsen stand noch westlich Reims, sei aber schon am 12. (abends?) durch die Stadt auf Cernay retiriert, um nicht von Fismes her umgangen zu werden. Schon dies würde zwar unsere Meinung bestätigen, daß Esperet nicht vor 13. in Reims einziehen konnte, verrät aber wiederum Bülows kopflose Überstürzung. Denn vor 13. drohte Hülsen nichts von Fismes und verweisen wir hierbei auf Früheres, daß Maudhuy sicher erst am 11., 12. den Vormarsch zur Vesle begann, wobei ihm doch auch Richthofen und 25. Brig. im Wege standen. Er kann also erst nach ziemlich langem Flußgefecht gegen 25. L. W. Brig. den Übergang erzwungen haben, wobei 16. L. W. Köln und III/56. mäßig litten. Von da aber wandte sich Maudhuy sogleich nördlich zur Aisne, bedrohte also niemals Hülsen östlich in der Flanke. Das nächstbefindliche 3. K. langte schwerlich vor 14. gegenüber Hülsen an. Während an erneuter absichtlicher Vordatierung Bülows nicht zu zweifeln ist, bleibt freilich die Tatsache bestehen, daß Hülsen am 14. bis östlich Reims zurück war. Neue Kopflosigkeit dieser ekelhaften Panik Bülows. Grade Aufstellung westlich Reims hätte Maudhuys gefährliche Schwenkung nordwärts verzögert, da dann ihm Bülows Rechte in der Flanke stand. Ungeheuerlicherweise rückte aber die jetzt vereinte 13. D.
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