Bismarck 03
Art. (10). Nun wird wohl niemand glauben, der Kampf auf Westseite des Plateaus bei Cerny sei so heftig gewesen, wie bei Craonne. Wenn also Deimlings Vorhut am 14. abends nur 360 verlor, so kann das Gefecht am 14. überhaupt nicht ernst gewesen sein. 50. bad. Art. verlor sogar nur 5 Mann bei Heurtebise, dem aus Napoleons Craonneschlacht bekannten Vorwerk, das also damals noch in deutschen Händen war. Somit ist reine Fabel, daß die westf. R. Brig. in langem schwerem Kampf vom Craonneplateau hinabgeworfen wurde. Vermutlich hat man 16., 57. R. zu Zwehls Verlust gezählt, die bestimmt »bei Reims« so schwer litten und erst später bei Zwehl eintrafen, als der Kampf vorüber war. Gingen sie, die viel früher von Maubeuge abmarschierten, aber erst »bei Reims am 16.« ins Feuer, so schrumpft die ganze Mythe wohl dahin ein, daß das niederrheinische Füsilierbataillon als Vorhut am 13. abends bei Craonne einige Feinde vor sich sah, und einige Batterien isoliert das Feuer eröffneten, was dann am 14. zu ungleichem Kampf mit Maudhuys Vortrab und kurzer Bedrängnis führte, bis vier Bataillone Deimlings das Gefecht herstellten. Da Zwehl am 12. abends bei Laon eintraf, Deimling erst 12. mittags bei St. Quentin, so ist nur natürlich, daß Zwehls Vorhut früher bei Craonne eintraf als die Deimlings. Doch andererseits wird von Bülow selber festgelegt, daß Deimlings Vorhut und Zwehls »Rest« gleichzeitig ins Gefecht traten, was für erstere bestimmt den 14. bedeutet. Da Maudhuy den Übergang der Reitermasse abwarten mußte und diese erst am 14. sich ausbreitete, so ist unmöglich, daß er am 14. mehr als ein oder zwei Vorderbrigaden bei Craonne entwickelte, wo die Westfalen das Plateau nicht leer, sondern 25. L. W. Brig. und 31. P. vorfanden. Eine bedrohliche Lücke bestand also nie, denn am 13. war der Feind noch nicht da, am 14. erst spät mit geringen Teilen, gegen die bereits genügende deutsche Kräfte zur Hand waren.
Es ist hingegen unwahrscheinlich, daß in den am 15. beginnenden Hauptkampf schon Teile der Sächsischen 23. D. bei Steinmetz eingriffen. Wir sahen, daß bedeutende Teile 12. K. und grade der 23. D. am 15. noch weit zurück im Schlachtfeld der 3. A. verweilten und in der Nacht zum 17. noch Kräfte 12. K. hinter Orainville vorbeizogen. Bülow treibt wieder sein altes Spiel mit »23., 32. D.«, als ob diese Truppenkörper vereint gewesen wären, während sie offenbar nach den V. L. erst nacheinander regimentweise und niemals vollzählig eingriffen. Der so schwere Kampf des Detachement Steinmetz beweist, daß es gegen bedeutende Übermacht focht, und nehmen wir an, daß Maudhuy mit zwei Divisionen über Pontavert vorging, eine neben 3. K. südlich Berry blieb. Der nächste Kampfakt war hier der, daß Richthofen, nachdem er sich auf die feindliche Kavallerie stürzte und sie ganz vom Schlachtfeld fortfegte, sich bis Chavignon a. d. Lette heranschob, östlich Corbeny kräftig kanonierte und seine Gardejäger zum Waldsturm bei Ville aux Bois berief. Auf dem Craonneplateau war auch am 15. noch nichts von besonderer Bedrängnis zu verspüren. Das lehren die geringen Verluste: I/171. bei Craonelle 200, III/136. bei Craonne 225. Erst im Laufe des 15. durfte Maudhuy daran denken, seine Masse anzusetzen, ehe man nicht links von ihm den Aisneübergang Soissons fest in der Hand hatte. Wie wir ihn schon in Lothringen kennen lernten, zeigte der befähigte Führer die größte Entschlossenheit, seine bisher wenig glücklichen Bordelaisen taten es jetzt den Südfranzosen des 16., 17. K. gleich, sie enthielten ja auch die kraftvollen Bergbewohner der Hautes Pyrenées. Am 16. wurde der Kampf schon sehr heftig und endete keineswegs, wie Bülow sagt, am 19., sondern setzte sich bis 28. und sogar 1. Okt. fort. Mit rücksichtsloser Hingebung warfen sich die bei Aiselles nacheinander eintreffenden Elsässer Regimenter auf den gefährlichen Feind. Voraus die 60. Brig. Straßburg, bei Kriegsbeginn am ersten auf dem Kampfplatz, die heldenmütigen Württemberger 126er, 61. Br. brachten wieder die bittersten Opfer (1450), auch das Straßburger Regiment 143 verlor 900. Sie trieben bei Chevreux und Bouconville den Gegner ins Ailettetal nach Pontavert. Auf der Craonneseite stellte 172. sein Vorgehen allerdings am 19. ein, ebenso 132. und 8. Jäger (200), die bei Juvincourt und Ville aux Bois sich der sächsischen Schlachtreihe mischten, doch 171. (nochmals 700, meist I.) und 103. (nochmals 580) fochten bis 27. Das 99. und sieben andere
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