Bismarck 03
daß der Feind erst am 14. auf dem nördlichen Flußufer Fuß faßte. Wie er damit reimen will, daß Maudhuy schon am 13. mit aller Kraft bei Craonne angriff, bleibt das Geheimnis dieser Zeitkonfusion, der man kriegsgeschichtlich so oft begegnet und die nur dem aufmerksamen Forscher nicht entgeht. Man könnte derlei verzeihen, wenn nicht die Absicht verstimmte. (Alle Stundenfälschungen, wie die von uns für Aspern, Wagram, Borodino und Mars la Tour enthüllten, haben ihren bestimmten besonderen Zweck, um eine unangenehme Wahrheit zu verdunkeln.) Es ist möglich, daß am 14., nicht 13. eine Vorhut Maudhuys das Plateau Corbeny-Craonne erreichte. Hier stand die über Laon angelangte 27. (nicht 26.) R. Brig. nebst Hälfte 14. R. Art. und Hälfte 7. R. Pioniere und bildete sich hier eine neue Legende, deren künstlerische Ausmalung man wieder Stegemann verdankt. Hiernach stürzte sich Zwehl opfermutig, ein neuer Curtius, in den Abgrund, um die Lücke zu schließen; es »dämmert« fürs 7. R. K. ein Tag unsterblichen Opfermutes. Wir müssen mit rauher Hand den Schmelz von den Schmetterlingsflügeln dieser Heroenpsyche abstreifen. Denn tatsächlich geschah am 14. nichts außerordentliches; 13., 53. R. hielten auf den Craonnehöhen ganz wacker aus, möglichenfalls verdichtete sich dort zusehends eine feindliche Übermacht, sicher keine beträchtliche, da Maudhuy am 14. schwerlich viel mehr als eine Vorhutdivision einsetzen konnte. Ging er doch sicher später als das Kavalleriekorps über den Fluß und hatte schwierigen Anstieg aufs Plateau. Die alliierten Geschwader stießen übrigens auf Richthofen, der seine 5. Kav. D. unnötigerweise an die Grenzecke zwischen 2., 3. A. abgeben mußte, dafür aber Marrwitz' 2. Kav. D. erhielt. Sie und die Gardekavallerie zwangen den an Zahl sehr überlegenen Feind zur Umkehr unter beträchtlichem Verlust durch Steinmetz' Gewehr- und Geschützfeuer. Das Kav. K. floh in Unordnung über die Aisnebrücken auf Nimmerwiederkehr, wo indessen Balabregue überzugehen begann. Ferner lassen die V. L. keinen Zweifel, daß Deimling nicht am 14., geschweige 13., sondern 15. den Hauptkampf begann. Dagegen stand Zwehls R. Brig. ohnehin nicht ganz allein; denn merkwürdigerweise waren dort bald ein sächsisches Reserve- und ein L. W. Rgt. im Anmarsch, außerdem focht mit 16. L. W. Köln; auch war der R. Brig. II/39. Inf. beigegeben. Nur bei diesem Aktivbataillon traten Szenen besonderen Opfermutes ein; denn es verlor allein 760, dagegen die 6 R. Bataillone zusammen nur 950, und die Artillerieabteilung, deren Opfermut man verklärt, litt nicht mehr als andere westfälische Artillerie, unendlich weniger als die Batterien Kirchbachs und Fabeks. Übrigens erstrecken sich obige Verluste bis Monatsende, nur noch ein drittes Regiment Zwehls griff später ein; die zwei bei Mabel Farm stießen erst nachher hinzu. Die Winkelriedherrlichkeit des 7. R. K., wovon die Legende phantasiert, zerstiebt angesichts einer Gesamteinbuße von höchstens 2300 inkl. Kölner L. W. Es spielte im großen entbrannten Plateaukampf keine hervorragende Rolle, sondern wehrte sich mühselig seiner Haut bei Carny rechts von Deimling und genoß dabei noch den Schutz von Marrwitz' 9. Kav. D., die von Soissons dorthin abschwenkte. Es ist bezeichnend für diesen angeblichen Thermopylenkampf, daß 7. R. P. nur 28 Mann verloren, die Artillerieabteilung 65, erst später die Gesamtartillerie Zwehls inkl. 9. R. Fuß Art. 125. Stegemann hat gehört, daß Zwehl nur 10 000 Gewehre hatte, das stimmt auffallend. Inkl. 56. R. Wesel, das erst später kam, im ganzen 10. Batl. Glücklicherweise ist die ganze Krise, für deren »Entdeckung« man den Feuilletonhistoriker feierte, ein Luftgebilde, obschon Bülow ein Interesse daran hat, um sich an Kluck zu reiben. Es ist aber nicht einmal richtig, daß dieser gar nichts tat, um die »Lücke« von seiten der Brandenburger zu schließen. Denn letztere sandten das frisch eingetroffene 31. Pionierbataillon (aus Gardeersatz gebildet) nach Heurtebise zum Schanzen, wo sie 92 verloren, also über dreimal mehr, als 7. R. P.
Laut Bülow sei der »Rest« Zwehls am 13. abends eingetroffen, wirklich ein sogen. schäbiger Rest, da dies nur ein Regiment war, nebst Deimlings ersten Abteilungen. Schon früh protestierten wir gegen die ganze Legende auf Grund der V. L., wonach Deimlings Vorhut erst am 14. abends eintraf. Was war sie? III/136. (100), I/172, bei Corbeny (100), 105. bei Craonne (140), 15. Pioniere (11), 86.
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