Bismarck 03
bis Menin, 1. bayr. Fußjäger hatten Gefecht bei Courtrai. Stettens Linke schlug sich aber noch westlich bei Comines mit feindlichen Geschwadern. Dort 9. Drag., 11., 15. Ul., 9. Hus., 4. R. Drag, in lebhaftem Getümmel, in das die bayrischen 2. Schw. R. 7. Chev. und Bamberger Ulanen eingriffen, während 4., 6. Kav. D. und Teile 3., 5. Kav. D. von Radeghem nach Warneton zogen. Des Kronprinzen 6. Kav. D., ohne 3. Fußjäger, stieß nämlich auch noch zu Marrwitz, 2. Kav. D. kam von Mercatel, auch sächsische leichte Reiterei verfolgte bei Steenwerk, 9. bayr. Chev. bei Baseville. Man nestelte sich an Mitrys Nachhut an, wo man ihrer diesseits der Lys auch habhaft wurde, bei Wervicq manöverierte reitende Artillerie geschickt auf dem Uferplateau der Farm Cholera, hier sind 4. Kür., 13., 14. Drag, erkennbar. Bis Warneton hin pirschten 4., 7. Fußjäger verlustreich (300), 4., 9., 10. Jg. waren als Rgt. Petersen vereint Stetten beigegeben, dessen 1. bayr. Jg. bei Estaires die 7. franz. Kav. D. abschlug. Bei 30 Off., 717 der bayr. Kav. D. offenbar die Jäger einbegriffen, da sie nur 242 Pferde verlor (Kriegsarchiv).
Es ist indessen sicher, daß schon früher deutsche Schwadronen nördlich der Lys streiften, 8. Jäger zu Pferd melden für sich am 14. »Bailleuil«, auch 15. Drag. waren vielleicht bis 22. drüben, siehe früher 13. Drag. Jetzt schickte sich 25. R. D. an, auf Ypern vorzurücken, eine bayrische Vorhut überschritt den Fluß und Teile der Sachsen bezweckten über Woulverghem gegen den Kanal anzugehen. Mit 1900 Reitern, 800 Fußjägern der Kav. K. betrug somit Gesamtverlust der Westfront 56 500, dazu 3500 bis 18. in Belgien. Exkl. Flandernschlacht 114 000 Monatsverlust.
Stimmt es, daß deutsche Schwadronen bei Ypern und Bailleul am 13., 14. ihre Vedetten hatten, so scheint ausgeschlossen, daß die O. H. L. nichts, so schlecht ihr sonstiger Informationsdurst war, vom Anrücken Haighs und d'Urbals am Ypernkanal erfuhr. Hinüberwerfen der zwei Hessen-Darmstädter Divisionen nach Armentières zu ziemlich früher Stunde scheint darauf hinzudeuten, daß man verschieden Glocken läuten hörte. So oder so hätte großzügige Leitung keinen Augenblick zögern dürfen, sobald man Antwerpens Fall erfuhr, Massen sofort in Richtung Bethune zu schicken. So viel wußte man in jedem Fall von Richthofen, daß nördlich von Maudhuy damals noch breite Lücke klaffte. Der gesunde Menschenverstand mußte sich sagen, daß es darauf ankam, den Erfolg Beselers und Ankunft der 4. A. möglichst rasch durch Verbindung über Lys und Ypernkanal auszubeuten. Wie anders würde sich die Lage entwickelt haben, wenn man – die Verspätung des 14. K. war vorauszusehen – Garde und 4. K. nicht südlich Arras, sondern nördlich davon auslud. Diese Kerntruppen hatten gegen Petain nichts zu suchen, während es reine Zeitvergeudung und Verwirrung gab, das 2. bayr. K. statt dessen nordwärts zu schicken. War es einmal südlich Arras, so mußte es da bleiben, zumal derlei Lösungen nie glatt gelingen, und wir ja 6 Pfälzer Bataillone noch unentwegt bei Arras im Feuer finden. Xylander genügte vollkommen, Petains Angriff abzuschlagen, die Saarbrücker und 14. R. K. desgleichen gegen Castelnau, übrigens konnte man die am Südzipfel sonst unnötige 25. D. in solchem Falle dort belassen, statt sie auf endlosem Umweg zur Lys zu befördern. Vielleicht weil sich dort die andern Hessen-Darmstädter befanden? Solche Kinkerlitzchen wären der O. H. L. zuzutrauen. Hätte man Garde und Armin sofort auf Lens eingedreht, so wäre Maudhuy von French abgedrängt worden, der dann entweder den Rückzug antrat und so die Fühlung mit dem Ypernheer verlor oder unter sehr gefährlichen Verhältnissen ausharren mußte, bis die dann förmlich im Rücken abgeschnittenen Ypernkorps sich über den westlichen Lyslauf retteten. Dann gab es keine Schlacht bei Ypern, die Yserlinie Dixmuiden–Nieuport wurde von Süden aufgerollt, French auf Dünnkirchen–Boulogne zurückgeworfen. Das wäre damals durchaus möglich gewesen, freilich gehörte dazu noch etwas anderes, nämlich rechtzeitiges Anlangen der 4. A., rasches Anrennen Beselers an der Yser. Doch nichts, gar nichts klappte einheitlich, nirgends brachte man Zeit und Raum in richtigen Einklang.
Statt dessen setzte man Westfalen und Richthofen ungleichen Gefechten aus und ließ zu, daß die Verbündeten ihre Nordfront lückenlos schlossen. Es fällt schwer, solche Unzulänglichkeit feldherrlichen Überblicks zu verstehen.
Weitere Kostenlose Bücher