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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Vermutlich glaubte man, die eigene Front südlich Arras möglichst stark machen zu sollen, um einen taktischen Sieg zu erzwingen, der strategisch bei Arras geringe Folgen haben konnte und den Feind höchstens aus der Vorder- in eine Hinterstellung trieb. Diese Form, wobei die Arbeit immer von neuem anhebt, ist sehr beliebt, wo Begriffe fehlen. Immer Taktik, nie Strategie. Oder befürchtete man einen Rückschlag südlich Arras gegen die Pfälzer, so war dies völlig gleichgültig, falls man im Norden einbrach, Petain wäre dann von selber zurückgegangen. Man sage also nicht, daß sich derlei hinterher leichter überschauen läßt. Nichts da! Es lag klar auf der Hand, daß nach Fall Antwerpens die Entscheidung im Norden lag, man also sich dorthin nachschieben und die äußerste Eile anwenden mußte, um rasch auf Linie Ypern–Lys einen allgemeinen Flankeneinbruch zu übernehmen. Das könnte ein strategischer Anfänger sehen, doch was heißt hier Anfänger! Es gibt nur geborene Strategen mit natürlichen klaren Augen und solche, die weder Augen noch Ideen haben. Deshalb änderten Luftdienst und Telegraph nicht die wahre Aufklärung. Denn wenn sich frühere Feldherrn nur auf Reiterrapporte verließen, so wären diese unverständlich geblieben – ohne jene seherische Divination, die allein den Feldherrn macht. Die wahre Aufklärung sitzt im Gehirn des strategischen Denkers. Auch ist sie kein bloßer spontaner Genieblitz der Intuition, sondern einfach die Fähigkeit »schneller« zu denken als andere, doch viel richtiger, die ein Kriegskommissar an Bonaparte entdeckte. Dies schnellere und doch richtige Denken beruht auf Anwendung der Logik. Ein Sherlock Holmes würde ein trefflicher Stabschef sein, wenn er seine Detektivfunktionen auf Beurteilung von Kriegslagen anwenden dürfte. Der Einwand, man könne bei historischem Überschauen nachher leicht klug sein, entbehrt gleichfalls der Logik. Denn auch hier ists wieder das hellsehende Auge, was im Nebel absichtlich und künstlich vertuschender und »appretierender« Berichte die Dinge richtig überschaut, so daß man den Finger auf die erspähte Wahrheit legen darf. Theoretische Kritik ist divinatorisch geradeso schwer und so leicht, als das Handeln im damaligen Augenblick, wo man wenigstens zutreffende Meldungen erhält, die heute in den Archivakten schlummern und die ein Profaner nie zu Gesicht bekommt.
    Die Schlacht an der Neufront wurde wieder frontales Anringen, strategischer Fehlschlag. Daß Armin, nachdem er Petain weiteres Heraustreten aus Arras untersagte, ein gewaltiges Verteidigungssystem aufbaute, kräftigte nur spätere Offensive. Für so Unvollkommenes hatte man kostbare Kräfte vergeudet, die anderswo entscheidend gewirkt hätten. Übrigens nahm die Reiterei ihren Mund zu voll über ihre Aufklärungsarbeit. Die Generalstabsschrift »Ypern« bekennt nämlich offen, daß 2. Kav. K. sogar schon den Kemmel besetzte. 13. Drag. waren also wirklich schon in Ypern, siehe früher, wir finden sie später neben 9. Drag., 13. Hus. bei Warneton, wohin sie also auswichen. Wie tadelnswert statt ostwärts! Der 6. Kav. D. fehlte anscheinend die badische 28. Brig., doch 33., 45. Brig. waren stark genug, vollends 4., 9. Kav. D. mit ihren Jägern, um sich entweder gegen Mitry zu behaupten und Haighs Anmarsch zu belästigen oder ostwärts den bei Ladeghem stutzenden und anhaltenden Copper vollends zu verwirren und zu umgarnen. Wußte Graf Schmettow, dessen 6. Kav. D. hier wohl am nächsten in Betracht kommt, nichts vom Nahen Herzog Albrechts? In solche wichtigen Grundlagen müßte jeder aufklärende Reiterführer eingeweiht werden, damit er sich danach richte. Begriff der so befähigte Marrwitz nicht, daß ein Stand seiner Geschwader, Jäger, Batterien am Kemmel unschätzbaren Vorteil bot, den Ypernkanal möglichst lange zu sperren? Mußte man den Kemmel räumen – wir sehen nicht ein warum –, dann müßte das Kavallerieoberkommando wenigstens jedes vorzeitige Räumen der Kanalränder verweisen. Mochte es dadurch von der übrigen Reiterei getrennt werden, so wußte 2. Kav. K. doch wohl, daß Kleist über Gent im Anzuge war und 66. R. bei Stade stand. Im Notfall konnte es also nordwärts ausweichen und welcher Notfall drohte denn? Mindestens die Hälfte der verbündeten Reiterei wendete sich nach Werwicq gegen Stetten oder nach Warneton gegen Richthofen. Bridons Territoriale scheinen kaum vor 18. angelangt. Vielmehr ist wahrscheinlich, daß rascher Rapport aus Ypern die 4. A.

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