Bismarck 03
stoßen glaubte und die Deutschen nur aus Norden, nicht aus Osten vermutete. Unvorsichtigkeit und Torheit standen also zur Ypernschlacht Pate; die Verbündeten konnten sich selber sagen, daß wir unsere Etappenlinien nicht zerschneiden lassen würden. Noch am 18. ahnte French nichts von A. Albrecht, obschon am 17. Kleists Vorhut (210. R., 45. R. Kav. nebst schwerer Artillerie) die Belgier aus Kortemark nordwestlich Stade vertrieb. Doch hätte er Verdacht geschöpft, was dann? Am 14. stand Albrechts Hauptmasse erst bei Oudenarde, Beseler bei Brügge–Thuilt, dessen Seitentrupps angeblich die Rechte der 4. A. verschleierten. Er hielt die Yserufer für unbesetzt. Ja, das wären sie außerhalb Dixmuiden gewesen, wenn er nicht unglaubliche Zeit vertrödelte. Als er endlich die Yser bei Schore erreichte, belehrte ihn die belgische Nachhut eines Bessern. Sie wehrte sich noch östlich des Flusses, um Zeit zum Ausbau der Brückenköpfe zu verschaffen. Wenn aber König Albert den Abzug längs der Küste bis Nieuport in guter Ordnung vollzog, so verdankte er dieses Entkommen einer unbegreiflich schlappen Verfolgung. d'Urbal gab 42. D. und Turkobrigaden an Albert ab, marschierte nördlich Ypern zwischen Bixchote und Houtholst-Wald auf mit dem Kav. K. und Bridons Territorialen; 9., 32. K. erst später im Anmarsch. Ballte sich am 17. die ganze 4. A. gegen diese Franzosen und nach Haighs Ankunft die drei englischen Div., so konnte die Sache für Copper nur schlimm ablaufen, der isoliert weit östlich stand, während Haigh nach Nordwest aufmarschierte und daher vom deutschen Anmarsch über Roulers umwickelt worden wäre. Albrecht kam aber so verspätet, daß der rechte Augenblick verpaßt und Foch schon mit 9. K., 31. D. angelangt war. Jetzt vollzog sich ein Platzwechsel, indem Haigh zu Copper herumschwenkte und 9. K. bei Langemark einrückte. Man muß Ententeberichte zu Rate ziehen, wo die Logik für sie spricht. Sonst aber blieben stets das sicherste Fundament die Verlustlisten mit ihren genauen Daten von Zeit und Ort, die sich überraschend bewahrheiten. Nur wer sie zugrunde legt, hat nicht auf Sand gebaut. Sobald wir den gespannten Rahmen der Statistik mit dem Leben genauer Ausmahlung füllen, waltet stets Übereinstimmung unserer Methode mit den Tatsachen. Unsere Ergründung sagt: das Pfälzer K. konnte nicht vor 1. Nov. zur Stelle sein, außer mit Vorhut, 15. K. konnte trotz dreitägigem Gewaltmarsch nicht rechtzeitig aus Craonne eintreffen, wo noch am 27. Teile davon fochten. Wohl aber bürgt frühe Entfaltung 23. R. K. dafür, daß 26., 27. R. K. viel früher als geschah auf gleiche Höhe kommen konnten . Im Krieg, der »Bewegung im schwierigsten Element« (Moltke) liegen freilich die Dinge an Ort und Stelle nicht so klar, wie am Studiertisch, hier aber mußte 4. A. mit äußerster Schnelle vorbewegt werden, wenn sie im Wettlauf nach dem Ypernkanal dem Feind den Vorrang ablaufen wollte. Allem Anschein nach hing aber das Zögern mit Schema F zusammen, der akademischen Pedanterie des Kommißmilitarismus: wahrscheinlich fehlten noch diverse Knöpfe und die Freiwilligen hatten noch nicht genug »Griffe gekloppt«. Doch hier galt es keine Drillstudien, sondern möglichst früh eine Masse Gewehre nach Belgien zu setzen, hätte man auch nur ein vollzähliges R. K. am 10. auf Alberts Rückzugslinie Brügge–Gent gestellt, so wäre er nicht zur Yser entkommen. Das schnöde Marnespiel wiederholte sich: seit 20. trafen vom 26., 27. R. K. nur Vorderbrigaden ein, und wären sie früher einheitlich angesetzt, so wäre die furchtbare Stellung östlich Ypern schon vor Ankunft Fochs in ihren Händen gewesen. Deren Stärke lag in großen und kleinen Wasserläufen, in Becken, Buschparzellen, ein unübersichtliches Gelände durchziehend. Große Geschützmassen, besonders am Kemmelberg zusammengebracht, darunter Schiffskanonen schwersten Kalibers, beherrschten auf 17 km den Anmarsch. Nirgendwo waren Artillerie und Pioniere nötiger als hier, doch dem jungen R. K. waren nur zwei statt vier Art. Rgt. beigegeben, an Pionieren nur je zwei Kompanien pro Korps. Indessen begleiteten den Vormarsch der 53. R. D. besondere Haubitzenbatterien; den der 45. R. D. die 23. hessische Fußart., während 26. R. K. erst im November ein Thür. Art. Rgt. erhielt. Vernachlässigung der Geschützausstattung also nicht ganz so groß wie man meint, der Antwerpener Belagerungspark kam wenigstens Beseler zu gute, der ihm wertvolles Material entnahm. Mangel an Pionieren
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