Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
Vom Netzwerk:
aus ihrer Duselei aufgerüttelt und jedenfalls den unternehmenden Kleist sofort vorwärts getrieben hätte. Er würde belgische Spitzen aufgerollt und den Kanalkopf, Die Grachten, besetzt haben mit unberechenbaren Folgen. Leider achtet ein Abteilungschef auf seine eigene, nicht die allgemeine Lage. Doch woher sollte Marrwitz sie kennen, kannte die O. H. L. sie doch selber nicht! Die 4. A. rückte auf Roulers–Menin nicht, um eine Schlacht zu schlagen, sondern um sich mit Beseler und dem rechten Flügel der 6. A. zu vereinen, nichts schwante ihr von Feindesversammlung bei Ypern. Heißt eine Aufklärung! Wäre auch nur 33. Kav. Brig. (9., 13. Drag.) auf Langemark ausgewiesen, – statt daß das ganze 2. Kav. K. den Kemmel so lange als möglich wie recht und billig behauptete, – dann wäre 4. A. erst endlich alarmiert und in Eilmarsch gesetzt worden, um jene Stellung zu besetzen, die sie nachher blutig erkämpfen sollte. Die alte Geschichte: Widerliche unverantwortliche Rückzüge in falscher Richtung à la Bülow, wo Standhalten größten Erfolg versprach, oder verspätete nervöse Überhastung des Angriffes. Taktische Coups, die nichts einbringen, strategischer Bankrott.
    Es war alles falsch disponiert, weil die O. H. L. nur taktischen Gelegenheitschancen nachlief. Ihr Hin und Her macht den Eindruck überstürzter Verlegenheit. 25. R. D., 2. bayr. K. waren schon ziemlich abgekämpft, als sie den Sturmkeil auf Ypern aus Süden ansetzen sollten. 3. D. gleichfalls, 26. D. nur etwas weniger; jetzt sollte noch 15. K. im Gewaltmarsch von der Aisne anlangen. Daß diese der 6. Armee überwiesene Gruppe unter Fabeck aus den sich fremdesten Verbänden zusammengestellt wurde, wird wohl niemand als Vorteil erachten. Daß diese 7 Div. nicht alle Ende Oktober eingreifen konnten, sondern nur mit Vorhuten, lehrte ein Griff mit dem Kartenzirkel. Trotzdem möchte man uns dies einreden. Obendrein wurde die Anmarschstraße, wo die Verbindungsader zur 4. A. entlanglief, erst sehr spät geöffnet. Da jede Spur strategischer Berechnung fehlte, folgte die Riesenschlacht im Westen und Norden den einfachsten naivsten Grundlinien: Zunächst Entsatzbewegung Joffres für Antwerpen, dann beiderseitige Kraftbindung im Westen, um die Schlacht im Norden vor Eingriffen zu schützen. Der Berg, verwickelt umständlicher Umgruppierung, gebar eine Maus oder richtiger einen Rattenkönig von Unglaublichkeiten.

Operation in Flandern.
    Wir verließen die engl. 7. D. Copper auf ihrer Irrfahrt ohne Rundreisebillet auf unbekannten Stationen. Sie stieß bei Stade auf 66. R. und anscheinend schon 18. R. J., schlug den Weg nach Ypern ein, hielt diesen Ort für besetzt, – was sehr zu denken gibt, – rückte ostwärts und stieß dabei am 15. auf 209. R. bei Ladeghem östlich Keiberg. Diesen Vorfall erwähnt die von Unklarheit und Unbestimmtheit strotzende amtliche Ypernschrift des G. St. natürlich nicht; er ist aber bemerkenswert. Denn in dieser Richtung hätte Copper Vorhuten des 26., 27. R. K. begegnen sollen, doch sie waren noch weit entfernt. 23. R. K. Kleist zog sich offenbar breit auseinander zur Aufmarschdeckung zwischen Gent und Roulers. Copper wurde bedenklich und wich auf Ypern, wo er sich mit der unter Korpschef Ravlinson planlos umherirrenden 3. K. D. vereinte. Der Feind vor ihm verschwand anscheinend nordwestlich, so daß er wieder nach Roulers im Nebel herumtappte. Damit gab man sich zufrieden und wartete auf Haigh. Diesen konnte French nicht abschieben, wenn rechtzeitig deutsche Massen an der Lys auftauchten, was bei früher Beförderung ein Leichtes gewesen wäre. Immerhin fühlte French sich nicht behaglich, aus seiner 40-km-Front Bethune–Armentières teilweise hinausgedrängt und mit Armee d'Urbal unsicher vertröstet. Ein strategischer Dunst erhob sich, der bis in den Novembernebel hinüberqualmte. Keine Partei erwartete Hauptschlacht bei Ypern, herkömmliche Auffassung dortigen Oktobergroßkampfs geht gründlich fehl, während die Tradition nur oberflächlich bei dem viel größeren blutigen Ringen um Arras und Lille verweilt. Einfache Logik der Umstände lehrt, daß erst im November eine Haupthandlung im Norden beginnen konnte. An sich war vermessen von Joffre, eine so weit östlich vorgespreizte Stellung zu beziehen, während French südwestlich bei Bethune zusammengepreßt und nordwestlich die Yserschranke von Beseler mit Beschlag belegt. Obendrein war's offensiv gemeint, da man allen Ernstes ins Leere hinter die deutsche Front zu

Weitere Kostenlose Bücher