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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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machte sich aber so fühlbar, daß im November vier bayrische L. W. P. Kompagnien und Teile 19. Straßburger P. beim 26., 27. R. K. eingefügt wurden; zwei sächsische bei Deimling, bei den Pfälzern sogar Gardepioniere. Vor Ypern und an der Yser bluteten bis Ende November 2000 P., während Artillerieverlust sich in gelinderen Grenzen hielt: 1600. Beseler wenigstens war ausreichend mit drei starken Pionierbataillonen versehen. Man hätte von Rechts wegen erwarten sollen, daß die so schwach mit Hilfswaffen ausgestatteten Freiwilligen der vier Reservekorps schlecht abschneiden würden. Im Krieg kommt aber alles anders, weil der moralische Faktor unberechenbar.
    Vermutlich hält man amtlich außer andern Gründen auch deshalb an der Fiktion fest, daß im Oktober zwei ganze aktive Korps ausschlaggebend mitwirkten, damit der Ruhm dieser Volksmiliz nicht zu hell leuchte und den Kasernenmilitaristen peinliche Gefühle erwecke. Man kann die dumme Raffiniertheit solcher Kreise nicht hochgenug veranschlagen, ähnlich dem »Zentralrindvieh« (Fürst Münster) der Wilhelmstraße, die ungeheuren Wahnsinn mit überlegener Weißheitsmiene für Diplomatie hielt. Dies System blieb sich immer gleich von oben bis unten, es war Methode im Wahnsinn versteckter Anmaßung; man fälschte die Tatsachen um, wie es der heilige Knackstiefel der Hierarchie verlangte. Über die Marneschlacht kein Wort; über Ypern zu viel. Von da ab wurde Grundgesetz, jeden feindlichen Angriff regelmäßig in den ersten zehn Tagen für erledigt zu erklären, während das blutigste Ringen erst später anhob. Denn erstens täuschte man so des Feindes Ohnmacht vor, zweitens die geniale Fürsorge der O. H. L., die immer rechtzeitig alles vorhersah. Nach militärischen Begriffen machte man mit der am 16. August gegründeten Res. A. einen Sprung ins Dunkle, doch hätte man dann wenigstens die ungedrillten Freiwilligen nicht vor besonders undankbare Aufgaben stellen sollen. Durch ununterbrochene Fehler brachte man es so herrlich weit, daß man jetzt 6 Div. gegen 7 feindliche vor sich hatte, davon 5 aktive kriegsgewohnte, mit Veteranen durchsetzte. Ehe das Durcheinander der Übergangskolonnen an der Lys sich entwirrte, mußte das Freiwilligenheer allein sich opfern.
    Hätte Beseler genügende Streitkräfte gehabt, so hätte die zwischen Holland, Meer, Schelde eingeklammerte demoralisierte Belgiermasse nicht den Küstenweg behalten, sondern nur Durchschlupf an der Westerschelde. Hätte dort ein R. K. sie aufgefangen und nach der Schelde zurückgeworfen, so blieb ihr nur Kapitulation. Wir sind zur Kritik berechtigt, daß die O. H. L. jede sinnreiche Vorkehrung unterließ, um Beselers am 1. Okt. angemeldeten Angriff zu großem operativen Ende zu führen. Kam die im Elsaß stehende 1. bayr. L. W. Brig. schon am 5. in Belgien an, so konnte dies ebenso jede beliebige größere Masse, zumal Truppenabfluß über Brüssel sich glatter bewerkstelligen ließ, als durch Fußmarsch südlich der Lys, wo man auf lokale Hemmnisse stieß. Vor Messines mußten, unter Mitmachen der neuen Grabenmode als Triumph der Technik und Ende der Kriegskunst, Richthofens Geschwader in Schützengräben, wo sogar die schweren Gardekürassiere Spaten und Karabiner zur Hand nahmen, lange ausharren. Denn die Württemberger, obschon doch viel näher als die Pfälzer, gingen erst am 30. über die Lys und waren erst am 31. so weit, um anzugreifen. So war nichts ordentlich vorgesehen weder im Süden noch im Norden von Flandern. – Nach dieser Untermalung entwerfen wir nun das Schlachtgemälde.

    Die Schlacht an der Yser.

    Beseler, früherer Generalinspektor des Ingenieur- und Pionierkorps und des Festungwesens, zeigte sich vor Antwerpen als erprobter Fachmann seiner Waffe, doch auch seit langem als sachgemäßer Handhaber der Infanterie. Die Verfolgung zur Yser ließ aber viel zu wünschen übrig. Zunächst folgte nur die Thüringer- und Magdeburger Ersatzbrigade längs der Küste, bis Werder endlich vor Lombardzyde östlich Nieuport auch die Hanseatische Ers. Brig. ins Feuer brachte. Die Gefechte bei West- und Ostende waren unblutig genug (113). Die amtliche Schrift vor- und nachdatiert, wie es offiziösen Absichten entspricht, verlegt daher Ankunft in Westende auf 18., während die Brandenburger schon am 18. bei Schore die Yser erreicht hätten. Konnten sie fliegen? Sonst wären sie bestimmt erst am 20. dort gewesen. Siehe da, die V. L. sagen deutlich »Westende am 17.« (Es scheint, daß Teile 5. R. D.

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