Bismarck 03
buchstäblich in Stücke gerissen. Die Brandenburger Batterien wetteiferten in Treffsicherheit. 21 cm Granaten schlugen vernichtend ein. Oberst Meiser fiel, die Eiserne Brigade zerschmolz in der Glut dieser Kampfhölle, eilig traten schwarze Tirailleurregimenter für sie ein, die es aber hier heißer fanden als am Senegal. Immerhin blieb die verbündete Übermacht groß. Obschon die Belgier allmählich fast zur Hälfte ausfielen und die Franzosen an ihrer Stelle den Bahndamm besetzten, focht doch noch die belgische Linke bei Nieuport und drei französische Divisionen (inkl. Marinefüssiliere) waren nach und nach zur Stelle. Gleichwohl ließen sie sich die Umgegend von Dixmuiden endlich entreißen, konnten auch den Bahndamm nicht halten. Deutsche Flieger kundschafteten regelmäßig den Standort feindlicher Batterien aus. Beide Parteien verwendeten gepanzerte Autos. Mit unsäglicher Mühe pirschten die Jäger über das Moor und morastige Sumpfwiesen heran, wo man oft bis zum Gürtel einsank und auf dem Bauche kroch. Die Brücken wurden bald zerstört, bald wieder geflickt, deutsche Pioniere taten Wunder der Tapferkeit. Südöstlich von Dixmuiden schlugen die hessischen Pioniere mit Todesverachtung unter ungewöhnlichem Verlust (358†) Pontonbrücken über den Kanal, wo sogleich neue Brandenburger Heersäulen hinüberwogten. In der Nacht zum 30. gingen zuerst wenige, später zehn Bataillone bei St. Jaques über, nördlich von Nieukapelle, wo sich ihnen die bewährte 42. Division entgegenwarf und sie aufhielt. Es gelang aber doch südlich der Stadt Brücken zu schlagen und jetzt wurde das Ringen fürchterlich. Seit 25. erfolgten fünfzehn deutsche Stürme. Wäh- Fehlende Zeile. Re Jäger, Musketiere, Pioniere von Norden in Dixmuiden eindrangen (die Jäger verloren 400), entspann sich beim Dorfe Jaques la Chapelle jenseits ein wilder wüster Strauß auf nahe Entfernung. 203. R. (Spandau) schlug sich wie rasend, 207. R. (Prenzlau) weiter nördlich gegenüber ging jetzt stark ins Feuer bei Caeskerke, 206. bei Oostkerke. Die Spandauer bestanden einen Kampf sondersgleichen mit steigender Erbitterung. Laut französischer Darstellung sei Dixmuiden am 30. erobert worden, vielleicht hielten sich dort in der Nähe belgische und französische Teile so lange, es kommt wenig darauf an, da die Franzosen zugeben, ihre Linie sei durchweg hinter das Westufer geworfen worden. Deutscher Bericht ist bescheidener. Der Feuerschein flammender Kirchdörfer und Kapellen beschien hier noch nicht einen Endsieg. König Albert benahm sich übrigens wie ein Held. Am 26. wiederholte er Vorstoß bei Nieuport, der schon matter ausfiel als am 24. Auch hier wird erzählt, daß er ein Gewehr im Schützengraben ergriff, um durch persönliches Beispiel die Seinen aufzumuntern. Als Deutschstämmling mit deutscher Gattin voll echtdeutscher Französelei mit Leib und Seele dem Wallonentum ergeben, haßte er als Liberaler den deutschen Feudalismus. Persönlich verdient er Hochachtung. Doch griff er, wohl auf Drängen der Alliierten, die sich einen Pfifferling um Belgiens ausgeschriebenes Unglück scherten, zu der unlauteren Taktik, auf Kosten seines wohlhäbigen Landes die hochgezogenen Schleußen zu öffnen und das Meer zum Besuch einzuladen. Daß aber schon am 27. Überschwemmung hereinbrach und fortwährend das Gewässer stieg, ist Nachschreiberei aus oberflächlichen Berichten, denn es wäre Beseler dann unmöglich gewesen, weiterzukommen. Andererseits geht die deutsche Generalstabsschrift allzu summarisch über die letzten Kampftage weg und verlegt auf den 30., was teilweise schon am 28. geschah. Die Franzosen behaupten, die 5. Div. habe Ramskapelle erst am 30. genommen, das scheint aber ebenso nachdatiert, wie früher deutscher Bericht es vordatierte. Wahrscheinlich fiel der Punkt größtenteils schon am 27. und tagszuvor, da der Durchbruch bei Perwyse nicht so gelungen wäre, wenn die 3. Div. nicht auf gleiche Höhe kam. Jedenfalls nahm die 11. Brigade, besonders 24. R., schon am 28. den Bahnhof von Perwyse. Gleichfalls erstürmten nochmals, wie schon früher zeitweilig, 3. Jäger und II/III/48. R. Ramskapelle und hielten den Punkt im Laufe des 29., 30. gegen das 6., 3., 14. belg. Rgt. und franz. 16. Chasseurs nebst einer Turkobrigade. Erst spät im Eifer des Gefechts sah man die schaurige Wahrheit, die unheimlich gurgelnde Wasserwüste. Man verbiß sich auch dann noch in den Besitz von Perwyse, als man bis zum Knöchel in Schlamm und Wasser watete, was
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