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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Bemühen, dem nationalen Feldgeschrei »nach Calais« zu entsprechen, konnte zu Trugbildern verlocken. Auch das Beharren dabei, Dixmuiden in die Hand zu bekommen, wäre angesichts der großen Blutopfer später vielleicht besser zu vermeiden gewesen, da ein Heraustreten des Gegners nicht zu befürchten war. Ob man nicht besser getan hätte, von vornherein die Yser nur als Verteidigungsabschnitt zu betrachten? Da doch die Schleusenöffnung, einst von den Holländern oft angewandt, immer im Bereich des Möglichen lag? Wir werden stets daran festhalten, daß Stoß auf Ypern aus Süden, minder prätentiös weitgesteckten Zielen nachlaufend, methodischer und sicherer war. »Das Simpelste ist immer das Einfachste«. Das schien die Oberleitung einzusehen. Denn noch ehe Entscheidung im Nordwesten zu erwarten war, stellte man schon zuvor jene neue Heeresgruppe zusammen, die aus Süden anpacken sollte.
    Im übrigen verführte der romantische Nimbus der Yserkämpfe, der sich unverwüstlich einprägt, zum Wahn, hier seien besondere Blutbäder ins tückisch schäumende Gewässer geflossen. »Schwer litt die Ersatzdivision«? Durchaus nicht, sie verlor nur 1500, 5. R. D. nur 1600, 6. R. D. allerdings 3000, Pioniere 535, (3. R. P. mehr als die rheinischen), 44. R. D. 2400, 43. D. 3450, wegen enormen Verlust der Spandauer, den die G. St. Schr. ebenso wenig erwähnt wie die rührende Pflichttreue der Pioniere oder die heroische Standhaftigkeit der 18. Ers. Art. beim Abzug, zum Dank wofür sie amtlich vergessen wird. Summa 12 500, nicht gerade wenig für 67 Bataillone, (41 Beselers 6670), doch nicht soviel, um ein Lamento aufzuschlagen, wie in Berlin geschah. Es gab wahrlich schon größere Kriegsverluste, bei Longwy, in der Champagne, in den Argonnen, bei Reims, südlich Arras und nordwestlich Lille, auch litten zwei andere Korps von Kriegsfreiwilligen in den Ypernschlachten bedeutend mehr. Damit soll natürlich nicht die Leistung verkleinert werden, es war kein Spaß, das sprungweise Vorgehen auf Sumpfwiesen und aufgequollenem Lehmboden, durch verdrahtete Hecken und Wassergräben. Doch die Regimentsverluste waren meist auffallend gering. Bei Ramskapelle verlor die beigegebene Radfahrerkompagnie der 3. Jäger mehr als das ganze Bataillon 3. R. Jg. Hier litt nur 12. R. einigermaßen, weil es den weitesten Rückzug hatte. Indessen ist dies kein Kriterium, denn 35. R. verlor beim Rückzug auf Klosterhoek nur 75 Mann, 24. R. noch nicht 200, während es beim Vordringen am Bahndamm, wo es sich zur Fühlungnahme mit 206. seitlich zurückbog, am meisten litt. Verhältnismäßig ebensoviel I/II/35. Inf. bei Perwyse und vorher Kayem (791), während 20. R. überhaupt nur 372 und 35. R. erst bei späterem Vorgehen mehr verlor. Auch das den Abzug am rechten Flügel der Angriffslinie deckende 11. Ers. Ball, litt nicht erheblich, 6. R. Art. verlor zwar nur 7 Kanoniere, 44. R. Art. in so langem Mitwirken seit 24. nur 41, dagegen 60 beim ersten Vorgehen. Die Liste von 203. läuft bis 3., die des 12. R. bis 5. Nov., es macht aber nichts aus, weil vom 1.–10. an der Yser, kaum gekämpft wurde. Es ist sehr fraglich, ob vom harten Blutzoll der Spandauer (2000, zwei Drittel) viel auf den Rückzug entfällt. Mit obigem dokumentären Nachweis wird also jede Phantasie über den argen Abzug über dies rote Meer zerstört. Ja, ja, die V. L. sind schon so, die Sonne bringt es an den Tag.
    Diesen Rückzug soll mal ein anderer den Deutschen nachmachen. Hätten Briten oder Welsche ihn vollbracht, man würde Prahlen hören bis zum jüngsten Gericht. Die Ententepresse aber hielt großen Gerichtstag über die durch Gottes Finger Ertränkten, die Tausendundeine Nacht dieser Lügenscheherezade spann weiter ihre Schauermärchen durch dick und dünn, durch Blut und Wasser, rächte die Niederlage ihrer Waffen durch teuflischen Hohn ihrer feigen Dunkelmänner über den »Todessang der Hunnen«, nachdem dos brausende »Deutschland über alles« der stürmenden Jungmannschaft sie das Gruseln lehrte. Ist dies auch Wahnsinn, hat es doch Methode. Der Tod hauste ganz anders fürchterlich in den verbündeten Reihen, weshalb die aus ihrer Not erlösten Belgier sich völlig untätig verhielten. Offiziere gab es fast nicht mehr, das Waterloobekannte 7. Rgt. hörte auf zu sein, schweren Herzens sammelte der König die Reste seines Heeres. In drei Tagen sollen 10 000 Belgier getötet sein, unzählige wurden vermißt. Mit 25 000 wird die Einbuße der Verbündeten eher zu niedrig als

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