Bismarck 03
verzweifelter tückischer Feind in seinen Dienst beschwor, zu unvermeidlichem Rückzug. Beseler führte ihn mit solchem Geschick durch, daß man drüben erst spät am 31. merkte, wie rasch die Deutschen das schützende Ostufer gewannen. 5. Div. bei Mannekensvere, 6. bei Kastelhoek, vor Nieuport nur noch das Hamburger Ers. Batl. Noch bewahrte eine Nachhut westlich des Kanals die Strecke Stuyvekerke–St. Georges, wo es noch trocken gangbaren Boden auf umflutet aufragenden Schlamminseln gab, eine Kompagnie unter Leutnant Buchholz behauptete sogar noch lange Perwyse und rettete sich glücklich. Bis 1. November abends versuchte Falkenhayn von Süden Dixmuiden zu nehmen, die Wasserflut vereitelte es. Nach dunkelbewölkten Nächten ging jetzt der Mond auf und beleuchtete ein trübes Bild, doch seine Helle begünstigte den Abzug, der auch hier ohne jede Einbuße sich vollzog. Kein Geschütz, kein Verwundeter blieb zurück, obschon kindliche Einbildung oder bewußte Verlogenheit der Ententepresse schauerliche Sagen erdichtete. Die Märker zeigten sich des Kriegsruhmes würdiger denn je, den Jahrhunderte um ihre Fahnen wanden; ohne das politisch erlaubte, wirtschaftlich rücksichtslose, militärisch unanständige Herbeirufen der Meereswogen hätte die Yserschlacht eine entscheidende Wendung erzwungen.
Natürlich war das Rettungsmittel zweischneidig, da seine Aushilfe auch den Gegner seiner Aktionsfähigkeit beraubte. Fortan überwachte nur Ers. Div. Werder das eigentliche Überschwemmungsgebiet, wo der Feind sich nicht rühren konnte, während drüben neue französische Brigaden die gänzlich erschöpften Belgier in Dixmuiden ablösten. Falkenhayns Korps, das für so junge Truppen Übermenschliches leistete, pausierte vorläufig, zur Beobachtung des Brückenkopfes bestimmt. Beselers Artilleriegeneral Zieten beeiferte sich den Feind in Atem zu halten und Verschiebung von Kräften nach Ypern zu hindern. Dagegen zog man Korps Beseler, das schon so lange blutig focht, aus der Yser- nach der Ypernfront herum, nicht um zu rasten, sondern als Elitereserve bei Poel Kapelle zu dienen, wo seine kernhaften Mannen bald genug zu tun bekamen? Nur die Hälfte, schon Anwesenheit seiner Artillerie vor Dixmuiden zeigt die Übertreibung.
Die ursprüngliche Schwäche der Yserfront vor Grosettis Ankunft würde wohl zu früherem deutschen Vorstoß eingeladen haben, wenn man die von Frenchs prahlerischer Offensivprotzigkeit diktierte Verschwendung aller Hauptverstärkungen im Ypernraum gekannt hätte. French wollte dort um jeden Preis eine Angriffstendenz aufrechterhalten, sehr zwecklos, da Vordringen in Richtung Roulers unmöglich gesunde strategische Folgen haben konnte, während Vorbrechen über die Yser gegen Antwerpen die deutschen Etappen empfindlich berührt hätte. Man hatte aber Verteilung der deutschen Anmarschkolonnen schon so gründlich vorgenommen und sie gedieh so weit, daß nichts sich ändern ließ. Und leider blieb man zeitlich im Rückstand. Denn hätte man sofort das 22. R. K. benützen können, um südöstlich Dixmuiden durchzubrechen, so wäre die Yserlinie gesprengt und Dixmuiden unhaltbar, hiermit aber auch die Ypernstellung aufgerollt worden. Hier, nur hier lag damals die Entscheidung, nicht bei Ypern, vor allem nicht bei Grachten–Bixschoote. Das erwies sich im Laufe endloser Begebenheiten bis zuletzt als Kraftvergeudung. Und was schadete es, wenn Haigh ostwärts vorrückte und einen Luftstoß tat, während die aus Südost und Süd anrückenden bedeutenden Gruppen ohnehin Rawlinson zum Abzug nötigten! Man hätte auch noch das ganze 23. R. K. damals über Merkem westlich des Yserkanals ansetzen sollen, dann wäre ihm durchschlagender Erfolg beschieden gewesen. Doch der Gott der Schlachten verhüllte dies den Augen der deutschen Heeresleitung und man sage nicht mehr, daß irgendwo das Glück die deutsche Sache begünstigte. Es huldigte ihr so wenig, daß auch hier eine verhältnismäßige Kleinigkeit genügte, um den Endsieg dauernd in Frage zu stellen, den Krieg endlos zu verlängern. Das 22. R. K. nur drei Tage früher an der Yser und die Ypernschlachten wären nie geschlagen worden. French hätte schleunig verlustreichen Rückzug antreten müssen, wenn er Verbindung zur Küste wiederherstellen wollte.
Ob es ohne die Überschwemmung möglich und ob es der Mühe wert gewesen wäre, mit fünf schon sehr geschwächten Divisionen den Stoß gegen Frenchs Rückzugslinie in Richtung Poperinghe weiter zu tragen? Das heiße
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