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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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nordöstlich Menin aufmarschiert sei und obendrein ihr 16. R. großartig bei Gheluvelt die Elsässer heraushieb, die überhaupt alle möglichen Verstärkungen nötig hatten! Und das alles gegen zwei englische Divisionen, denn mehr waren nicht zur Stelle gegen zwei ganze deutsche Korps! O sancta simplicitas! Si tu tacuisses! Mit nötiger Abbiegung auf Wervicq und Flußübergang marschierte also diese Division am 31. mindestens 50 km und griff dann abends Wytschaete an. Vielleicht flog 16. R. auch noch durch die Luft nach, alles am nämlichen Tage! Solche Verworrenheit ist schwerlich unabsichtlich; der Verfasser gehörte nämlich selbst zur Artillerie dieser Division und möchte gerne seinen Truppenteil aus freier Hand einen Ehrenkranz flechten. Die ehrlichen V. L. verbannen den Spuk, wie die Kodakplatte die Hypnosebilder der indischen Fakire. Was melden sie? Null, nichts! Kein Teil 6. b. R. D. blutete im Oktober, 16. R. selbst im November nur wenig. Mitry wäre wohl nicht seelenruhig nach Norden abmarschiert, wenn er Nahen großer Fußvolkmassen an der Lys bemerkt hätte.
    Es gab eine Begegnungsschlacht bei beiden Parteien. Teilte French die Illusionen Fochs über Möglichkeit hiesiger Offensive? Aber er nennt ja selber zuvor seine Lage kritisch; jedes Vorwärtsgehen entfernte ihn erst recht von seiner Basis. Beharren selbst des Dickköpfigsten bei solcher Verkehrtheit wäre unmöglich gewesen, wenn am 30., 31., wo die Strecke Wytschaete–Ypern faßt völlig entblößt war, große deutsche Massen dort vorrückten. Das bayr. Kr. Arch. entfaltet freilich solche Unkunde, daß es am 30. Württemberger »um Wambeke« ringen läßt, also mit Messines in Flanke und Rücken. Wenn deshalb die bayrische Linke »zurückhing«, so ist der Fall erledigt, sintemal die Würt. noch am 31. vor Messines standen. Den magern Hinweis, daß die Bayern am 31. »mühsam etwas vorwärts kamen«, d. h. nichts Ernstes vorfiel, ergänzt die Zauberei, daß Teile von engl. 1., 2. D., franz. 9. K. gegenüberstanden, die damals alle zwischen Zonne- und Zillebeke in bitterstem Kampf lagen! Nur mit 1., 2. engl. Kav . D. hat es seine Richtigkeit, deren Hauptteil aber mit Würt. und Richthofen zu tun hatte! Im Gegenteil begrüßen wir das Geständnis, daß man nirgends Teile 3. engl. K. bemerkte, denn dies wären die einzigen gewesen, die allenfalls für Besetzung von Wytschaete–Wambeke in Betracht kämen. Es bleibt also dabei, daß höchstens einige Allenby zugeteilte Bataillone den Bayern »gegenüberstanden«, ihre Leistung daher unter aller Kritik wäre. In Wahrheit gab es aber am 30., 31. hier sozusagen weder Angreifer noch Verteidiger. Laut b. Kr. Arch. sei 3. D. am 30. »südlich Lys« angetreten, abends im Besitz des Schloßparks Hollebeke, 4. D. »westlich Zandvorde«. Dort »starker Verlust« des 5., 9. Rgts.? Laut V. L. nicht mal stark in November-, für 9. Rgt. sogar erst in Dezemberliste. Von 3. D. erkennen wir nur 18. Rgt. allenfalls hier an; auch vom 3. Fußart, wissen V. L. nichts, nur von 5. Art., der Vorhut. 21. R. trat erst am 31. abends »den Vormarsch über Houthem an«; warum denn, wenn die Pfälzer schon am 30. über Hollebeke hinaus waren? Sehr einfach, weil eben nur jene Reiter- und Jägervorhut über Houthem bis 31. abends bei Hollebeke.
    Der Verbündeten unglaubliche Verblendung erinnert an Sedan-Mac Mahon; doch damals kam Kapitulation heraus. Was hier? Weil damals das Schicksal es so wollte, und diesmal anders? Ja, doch der würde die geheimnisvolle Macht mißkennen, wer sie mit »Glück« verwechselt, als ob ihre Beschlüsse nicht strenger Kausalnotwendigkeit folgten. Wenn sich Scipio und Wellington als Besieger Hannibals und Napoleons blähen oder Moltkes Triumphe über Trettel als Strategenwunder gelten, so lächelt man zwar über eitle Glückverwöhnte, verkennt aber die viel subtilere gerechte Schicksalsfügung. Hannibal erlag den Sünden Karthagos, Napoleon den Erbschaftsschulden sowohl der Revolution als des Roi Soleil-Imperialismus, deren moralische Haltlosigkeit ihm den Boden unter den Füßen wegzog; seinen sog. Neffen führte katilinarischer Cäsarismus ganz logisch nach Sedan. Innere Kausalgründe bestimmen den Gang weltgeschichtlicher Entwicklung. Wenn wir das Verhängnis der Marneschlacht wiederholt sahen, indem man aus der Gunst der Ypernlage keinen oder nur äußeren Nutzen zog, so muß ein Knacks nicht in äußeren Bedingungen, sondern im Gehirn des neupreußischen Systems die Ursache sein. Deutschlands

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