Bismarck 03
hervor, daß statt 126 Batl., die man nach den Annahmen der G. St. Schr. summieren müßte, nur 72 wirklich zwischen Merkem und Gheluvelt fochten, während der Gegner durch 9. und Hälfte 32. K. zuletzt auf 120 stieg. Das macht auf einmal wieder alles verständlich, nämlich daß es sich hier nur um Ehre der braven Truppen, doch um Schwäche der oberen Führung handelt. Denn wenn wir behaupten, daß 8 Regimenter Albrechts im Oktober kaum Verlust hatten, so denken wir keineswegs an Aufspannung von Reserven, – sonst hätte man nicht L. W. und Ers. Batl. eingesetzt, – sondern einfach um Nichtdasein wie in der Marneschlacht. Lägen die Dinge nicht so wie wir sagen, so wäre Zermalmung von Rawlinson und Bridon bis zum 25. sicher gewesen, sodann hätte die Schlacht nach Eintreffen de Monssys nie einen kritischen Charakter annehmen können.
Ein Blinder sieht, daß es mit der amtlichen Darstellung überall einen Haken hat. Sie tut, als sei die Schlacht am 19. gleichzeitig überall entbrannt, doch Logik und Listen verneinen das. Es widerspräche schon sehr, daß Carlowitz früher bei Menin vorrückte, ehe Stetten sich als Flankendeckung heranarbeitete. Dessen Gefecht mit blanker Waffe bei Comines nördlich La Quesnoye endete angeblich am 23., doch obschon Mitry dabei den Kürzeren zog, scheint er gelassen abgezogen zu sein und es scheint kaum glaubhaft, daß 2. bayr. Schwere Reiter, von Stetten kommend und sich der Pfälzer Vorhut anschließend, schon am 24. weit jenseits der Lys westlich der Kanalstrecke Comines–Ypern bei Houthem standen. Wenn Stegemann dortiges Gefecht schon auf 22. verlegt, als wären »Comines-Houthem« eine einheitliche Handlung, so merkt man die beginnende Zeitverwischung zu dem Zweck, baldigen Angriff der 6. A. vorzuspiegeln. Die Listen sagen deutlich »Houthem 24.«, doch teilen keineswegs mit, wann das Vorhutgefecht endete. Von da ist es ein Katzensprung bis Hollebeke und es wäre ein Skandal, daß man sechs Tage dazu bedürfte, denn selbst die G. St. Schr. läßt erst am 30. die Pfälzer dort sich aufpflanzen. Doch die Lösung ist einfach. Es war eben nichts da als ein Vorhutbataillon des 5. und 18. Rgt. nebst 2. Pionieren, schwache englische Posten reichten aus, das Scharmützel hier zu halten. Das ganze offenbar ein Reitergefecht, in das bis 31. die frühergenannten Brandenburger der 2. Kav. D. sich einmischten. Da die Bayern notorisch erst im November bei Oosttaverne nördlich Houthem fochten, handelt es sich bei Schloß Hollebeke am 31. nur um seitwärtiges Vorgehen jener Schwadronen. Daß deutsche Massen vor 30. über Wervicq und Warneton (südlich Messines) vorgingen, kann schon deshalb nicht sein, weil der spätere Marschall Allenby, ein bisher wenig bewährter Herr, noch am 28. einen starken Ausfall gegen Richthofen unternahm. Dieser ausgezeichnete Reiterführer, der bald darauf in Rußland seine besondere Tüchtigkeit zeigte, hielt sich trefflich mit Hilfe der Gardejäger. Hier brachten 2. G. Drag. ihre Schießkunst an den Mann, wie früher bei Dinant die hinter Kreidefelsen versteckten G. Ulanen und im Röhricht des Morin die vornehmen Hünen der G. du Corps mit dem Adlerhelm. Erst am 29. marschierten die Württemberger des Herzogs v. Urach vor Messines, ohne vor 31. anzugreifen. So liegt auf der Hand, daß erst am 31. abends an Messines vorbei anderes Fußvolk der 6. A. vorgehen konnte, und das war eben die Vorhut der 3. Pomm. D., Teile von 2., 9., 42., sowie der 25. R. D., Kompagnien von 168. Inf., 118. R., welch letztere an dem blutigen Kampf ihrer Division und 116. Inf. bei Le Quesnoye nicht teilnahm. Von alledem weiß die G. St. Schr. nichts, welchen Undank gegen die Hessen wir bitter vermerken. Jenseits der Lys lag eine Feldschlacht in der Luft, doch erst nach langer gewaltsamer Auskundung der Reiterei, ganz gemäß der üblichen Theorie. Von der Flußüberschreitung unter feindlichem Widerstand bis zum Erscheinen vor Ypern war noch ein weiter Weg und auch Verschiebung Stettens nordöstlich nach Menin erforderte Zeit.
Aus obigem ergibt sich, daß die französische Angabe über Mitrys Aufmarsch am 25. vor Ypern genau der Wahrheit entspricht, also auch jede Schlußfolgerung daraus. Laut englischer Angabe ist Haigh erst am 22. zwischen Roulers und Langemark zurückgegangen, also erst damals die Vorhut 26. R. K. sichtbar geworden. Nach Süden liegt nur für Oberflächlichkeit die Entwicklung so klar, wie Stegemann sie aus dem Stegreif entrollt und G. St. Schr. für 21. fixiert.
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