Bismarck 03
führte nachher seine Division, wie auch Korpschef Carlowitz ausschied (Ursache unbekannt) und General Schubert sein Kommando übernahm. Es war eine Stunde vor Mittag, als General Kathen seine Rechte nach Gheluvelt warf und um drei Uhr soll allgemeiner umfassender Angriff mit 99ern Hohenborns von Süden her den Widerstand gebrochen haben. Tatsächlich figurierte Div. Hohenborn lediglich mit ein paar aufmarschierten Bataillonen, nur Teile ihrer 80. Artillerie feuerten etwas, nur die 84. Kathens ununterbrochen. Daß eine Batterieabteilung Rainer dicht am Dorfe feuerte, mag schon sein, doch die weit überlegene englische Artillerie hielt ein Durchdringen des Vorstoßes nieder, während eine Anzahl Maschinengewehre das Feld unter Schuß hielten. Die Verteidiger benutzten jeden Trümmervorsprung und verwendeten ihre geübten Schützen in den Baumwipfeln des Parks, wie dies auch im verdrahteten Reutelwald das unaufhaltsam vordringende 243. Sächsische spürte. Nun erhalten wir wieder einen unfreiwilligen Wink durch die Angabe, daß die Deutschen nördlich Gheluvelt vorbrechen wollten. Unsinn, wenn es sich um Erstürmer des Dorfes handelt, die durchaus Front nach Westen haben mußten und sonst einem verheerenden Flankenfeuer aus Veldhoek und Groß-Zillebeke die linke Seite geboten hätten. Jawohl » nördlich am Dorf vorbei«, doch eben 242. bei Poezelhoek, die Linke der 1. engl. Div. vor sich hertreibend, die sich südwärts zurückzog, während die 2. Div. in Richtung Reutelwald abrückte. (Da die Listen ausdrücklich »Gheluvelt« für 242. R. verzeichnen, so wird die Vergeßlichkeit der G. St. Schr. geradezu peinlich). Ein mit pünktlicher Schnelle einsetzender Gegenstoß kann nur von der abziehenden Rechten der 1. engl. Div. erfolgt sein, da die 7. D. überhaupt keine Kraft mehr dazu hatte und die Franzosen bei Klein-Zillebeke durch Kathen gefesselt wurden. Britische Kerntruppen können viel und dieser Stoß warf die schwachen Abteilungen im Dorfe, wo II/105. am meisten litt, hinaus. Daß die Deutschen in Grabenhandgemenge sich für angeblich unüberwindlich erwiesen, nimmt den Briten gegenüber doch einigermaßen Wunder, und wenn wir auch einen Teil der überrannten Gräben und vielleicht das Schloß, aus dem vorher so viele Maschinengewehre spielten, behalten haben mögen, so lesen wir klar zwischen den Zeilen, daß Gheluvelt ganz oder bestimmt der Nordteil den Briten blieb. Aus einem Datum der Listen könnte man sogar folgern, daß ein Teil sächsischer Jäger bis Gheluve zurückgingen, vielleicht um von dort sich wieder dem Standort ihrer Division anzuschließen. Die drei Jägerbataillone des Kav. K. fochten wohl auch am Südende des Dorfes (keineswegs 99er), doch diese am Dorf fechtenden zehn Bataillone waren wirklich nicht stark genug, allein Rawlinsons 7. Inf., 3. Kav. Div., mochten sie noch so geschwächt sein, samt zwei Brigaden der 1. Div. zu überwältigen. Dagegen zwang 242. nördlich Haigh zum Abzug auf Veldhoek und Herenthage, wo er sich eingrub. (Da deutsche Berichte überall Engländer sehen, so muß streng unterschieden werden, daß bis Broodseinde hin jetzt nur Franzosen standen). Die Legende vom Gegenstoß des 16. b. R. (siehe früher), dessen Oberst dabei fiel, scheint dem Zweck zu dienen, einen Zusammenbruch des englischen Angriffs vorzuzaubern. Da überrascht die seltsame Übereinstimmung, mit dem nämlichen Vorfall bei Wytschaete (siehe früher): deutsche Artillerie habe bayrische für britische Mützen gehalten und von hinten auf sie gefeuert. So etwas kommt natürlich vor, obschon eine Nichtansage eines eigenen Infanterieangriffs zu den Seltenheiten gehört. Aber daß der nämliche Vorgang sich zweimal am gleichen Tage (bei Wytschaete wenigstens in der Morgendämmerung des 1. Nov., hier am hellen Tage bei besonders klarem Wetter) abspielt, klingt doch sehr gesucht. Sollte man beide angeblichen Erlebnisse der 6. R. Div. etwa blind durcheinander werfen?
Die Sterne lügen nicht, sagt Wallenstein, die Listen auch nicht und damit scheint der Fall erledigt. Nicht so ad acta legen können wir, daß das Schicksal des Tages auch hier peinlich schwankte und der Erfolg, wenn ein solcher vorlag, jedenfalls nur ein halber war. Die Engländer litten stark, doch ihre Stellung einzuknicken gelang nur der 53. R. D. nördlich Gheluvelt. Die große Aufnahmestellung in der verdrahteten Waldung, die östlich Kl. Zillebeke vorspringt und deren Südecke einer ausgebauten Bastion glich, nördlich die Meninchaussee
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