Bismarck 03
Munition als Beweis für Deutschlands Kriegswillen, teilweises Versagen der Kriegsmittel bei den Verbündeten beweise ihre Friedensliebe.
Das steht auf gleicher Höhe wie die Versicherung, Deutschlands bessere Rüstung sei zu verbrecherischen Friedensbruch berechnet – die schlechte der Entente verbürge ihre harmlose Unschuld. Jedes Glied dieser Beweisführung ist eine Fälschung, die Drahtzieher lügen in ihren Hals hinein und zwinkern sich zu mit Augurenlächeln. Sie rüsteten Tag und Nacht seit langen Jahren, Rußland so umfassend, wie nie auch nur entfernt zuvor in seiner Geschichte, alle ebenso gut sie konnten. War dies nicht gut genug, so konnte man einfach nicht der besseren deutschen Organisierung ebenbürtig werden. Auf so ungeheuren Geschoßverbrauch, wie der Weltkrieg es forderte, sah sich freilich auch die deutsche Verwaltung nicht vor. Dagegen verschaffte sich die Entente auf Umwegen über Amerika und Japan Mengen von Munition, das ergab sich grade bei Ypern. Der Munitionsmangel der Russen trat lediglich durch wahnsinnige Geschoßvergeudung ein, womit sie ihr schlechtes Schießen ausgleichen wollten. Die neutrale Sympathiemunition der edlen Yankees ersetzte jeden Ausfall so reichlich, daß 1915 in der Champagne und bei Arras ungeheure Munitionsmassen von den Franzosen verpulvert wurden. Bei den Deutschen konnte man solchen Wettbewerb der Welt, wer am meisten Mordwerkzeuge gegen die »Hunnen« fabrizieren könne, nicht nachkommen. Jedenfalls war die O. H. L. schon bis Neujahr 1915 darauf bedacht, sparsam mit der Munition hauszuhalten.
Als am 10. 11. eine französische Territorialdivision nordöstlich Lambarzyde zum Durchbruch entschlossen schien (wohl schwerlich eine Marinedivision, wie man liest), trat bei den Seebataillonen Schröders ein anderes Übel ein. Man hatte Kammern und Rohre der verschleimten Gewehre und Maschinengewehre gerade noch nicht vom umherfliegenden Dünentrielsand reinigen können, dies zwang die Matrosen zur blanken Waffe zu greifen. Sie gingen seelenruhig ans Werk, des Feindes Vorsatz mit dem Bajonett zu durchkreuzen. Eine entrollte Fahne voraus, stürzten sie sich in den Feind. Was todesfrohe Kampfeslust vermag, zeigten bald Massen von Niedergestochenen, die sich in ihrem Blute wälzten. Die Territorialen verließen das Schlachtfeld, auseinandergesprengt und 800 Gefangene mit vielen Offizieren dem Sieger abtretend, der freilich selber 14 Offiziere 125 Marinesoldaten tot auf dem Platze ließ. Auf Defensive durfte es der Admiral nicht ankommen lassen, weil die Schießmöglichkeit fehlte, dies wilde Draufgehen war aber eine ebenso drastische wie kostspielige Methode. Hier wirren wieder Ziffern herum, die einander widersprechen. Die Seebataillone hatten nur Halbstärke, nach früheren kleinen Verlusten belief sich die Stärke Schröders wohl nur auf 5500 Gewehre. Auf ebensoviel wird aber die Brigade geschätzt, die man deutscherseits zersprengte, wobei unklar bleibt, ob dies eine belgische oder französische sein soll. Offenbar sind die am 7. abgetanen Belgier gemeint, denn eine französische Territorialbrigade zählt etatmäßig 9000 Gewehre. Dauernde Kanonade aus der Flußmündung zwang eben tagsüber zum Verlassen der Kantonements, was die Gegner dreimal zu Ausfällen benutzten, aus denen sie regelmäßig als Trümmer heimkehrten. Sie verrieten keine offensiven Absichten? Die G. St. Schr. erwähnt diese heftigen und keinesfalls unblutigen Gefechte ganz oberflächlich und redet von ein paar hundert Gefangenen. Fortan unterblieb auf lange jede Küstenbehelligung. Die amtliche Darstellung würde aber vermuten lassen, daß der Feind sich ganz untätig verhielt, trotzdem er seinen Wassersieg ausposaunt hatte. Man konnte sich doch selber sagen, daß ein L. W. Rgt. und »33. Ers. Brig.« nicht ausreichten, um die Batterien gegen Nieuport zu decken. Selbst die neue L. W. Ers. Brig., deren Dasein den G. St. Verfasser so unbekannt wie vieles andere, hätte nicht genügt, doch wir finden 48. R. in verlustreichen Kampf bei Dorpswede und Lombarzyde, dazu III/8. R., gleichzeitig wurde 20. R. bei Schorbake belästigt. Man muß eben Statistik kennen. Was III/35. Inf. von 6. R. D. hier belassen »an der Yser« betrifft, so focht es just bis 11. verlustreich; es ist also ziemlich sicher, daß es am Dixmuidenkampf am 10. teilnahm. Vielleicht sperrte es längs der Baerststraße nach Norden den Austritt aus dem umlagerten Ort und ging bis zum Strom vor. Jedenfalls mutet komisch an, diese
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