Bismarck 03
Feind, schaut der britische Löwe gleichgültig weg! Sir Thomas Copper war mit dem schäbigen Rest seiner vernichteten Division hinter der Front zur Ruhe übergegangen, und wo keine Briten sichtbar wurden, da passiert überhaupt nichts! Laut French geschahen alle gefährlichen deutschen Angriffe »nördlich von uns«, d. h. gegen die Franzosen, im Gegenteil hatten diese einige Erfolge, während Haigh auf Hooge zurückgeworfen wurde. Lieber verweilt sein Gedächtnis beim bayrischen Herandrängen auf St. Eloi, weil dort Franzosen den wichtigen Posten fahren ließen. Die Garde »avancierte stellenweise diagonal zu unserer Aufstellung«, daher in der Flanke beschossen, also mit Schwenkung nach Norden. Er gesteht ehrlich, daß sie »sich in unseren Schützengräben behauptete «, d. h. bei Nonnebosch, also kann dies nicht das Gehölz »hinter unseren Verschanzungen« sein, von wo sie zuletzt vertrieben wurde. Französischer Bericht plaudert aus, daß es damals eine »Affäre von Hügel 60« bei Zwartelen und eine »von Schloß Hooge« gab. Also näherte sich offenbar die Garde hier schon durchs Bellewarder Holz. Besichtigung der Karte bringt bald heraus, was es war, wie wir bereits andeuteten. Warum keine Vervollständigung des Durchbruchs durch bereitgestellte Reserven? Um Antwort wird gebeten. Unsere Glosse richtet sich dagegen, daß French so tut, als ob die Meninchaussee straks nach Osten liefe, sie läuft schräg nach Südosten, »südlich« von ihr kann man Zankvorde und allenfalls Gheluvelf nennen, die Verbündeten hatten zuletzt nur noch Stellungen westlich der Chaussee.
Übrigens behauptet French, daß am 12. zum erstenmale deutscherseits erstickende Gase angewendet seien. Natürlich schweigt deutscher Bericht davon, es muß aber doch mal gesagt werden, daß dies wohl stimmen mag. Gewöhnlich wird es nur für die spätere Frühjahrsschlacht bei Ypern im Norden zugestanden, laut unserer Nachforschung probierte man es aber zuerst bei Deimling, wo der betreffende Geheimrat-Erfinder mit Militärbehörden in Konflikt geriet, weil er Vergasung der ganzen Front für richtig hielt, nicht bloß an Einzelpunkten, was Unzuträglichkeiten mit sich brachte. Ob mit oder ohne Übelstände, jedenfalls wurden die Alliierten bald gelehrige Schüler ihrer bösen Lehrmeister und priesen ihre eigenen Gifte marktschreierisch an. Pfui wie schön! Turpin-Gas wurde begeistert angemeldet. Aber daß die deutschen Untaten sich als viel tauglicher erwiesen, da lag der Hase im Pfeffer ihrer Gemeinheit! Lydittbomben verbreiteten ja auch pestilenzialischen Gestank, möglichenfalls entstand hierdurch der Irrtum, die Briten seien mit Stinkbomben glorreich vorangegangen. Das stimmt nicht, dagegen fand man überall, wo Tommy in verlassenen Gräben unachtsam Munition verschleuderte, Dumdumgeschosse. Da hat Keiner dem Anderen etwas vorzuwerfen.
Wenn French unwahr übertreibt, am 12. sei das verlorene Terrain zurückerobert worden, so vertuscht der H. B. nicht minder die Wahrheit, daß feindliche Gegenstöße oft in unsere Linien eindrangen. Anfangs wurde unser Angriff empfindlich abgeschüttelt und ein so nahes Heranbringen an Ypern, wie man es vorzaubert, trat auch später nicht ein. Aus manchem Dezember-Standort schließen wir, daß die Fortschritte nicht dauernd behauptet wurden. Wenn French die Schlacht am 19. in voller Stärke wieder aufleben läßt, so widerspricht dies zwar deutschen Bericht, ist aber dennoch wahr. Die V. L. zeigen erst jetzt Hauptverlust der am meisten leidenden Regimenter, außerdem kommt Angriff der Hannoverschen Div. Hoffmann hinzu, selbst im Norden war der Schlußakt bei Steenstrate mit am blutigsten. Nur im Zentrum ermattete die Schlacht aus reiner Erschöpfung, ohne daß sie aber in Sappenarbeit so einschlief, wie G. St. Schr. behauptet. Man bemerke die auffällige Verstrickung, daß die Verbündeten im Norden noch das Ostufer des Kanals beherrschten, während die Deutschen im Süden schon weit westlich des Westufers standen. Dort hätte sie Ende Oktober das Glück begünstigt, doch wer sich verspätet, kommt nie zuerst. Was man der Minute ausgeschlagen, bringt keine Ewigkeit zurück.
Das Churchillmärchen von riesiger deutscher Übermacht war Nationalgut, Made in England! Das machten die Franzosen nicht mit. Sie rechnen zwar das ganze 13. und Gardekorps und Teile 5. K., die nicht da waren, doch wissen dafür nichts von den zahlreichen Hannoveranern usw., lassen auch ehrlich 5 französische Linienkorps kämpfen.
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