Bismarck 03
Städtchens besondere Hemmnisse in den Weg stellte, erstürmten diese anderen Brandenburger einen wichtigen Häuserblock und überschritten die Yser am versumpften Westrand. So sah die Massenbatterie jenseits an der Furnes-Chaussee sich bloßgestellt. Da 208. südlich schon die Westbrücken bedrohte, die Rückzugspforte der Besatzung, so drückte diese Doppelumfassung so gefährlich, daß der Feind den Abzug einleitete. In der Dämmerung mehrten sich die Brände, der ganze Ort schwamm in Blut und Feuer, zerfiel in Trümmer. Am Markt gesammelt, warfen die Märker zuletzt den Feind über den hochangeschwollenen Strom, er drängte eilig über die Brücken und sprengte sie nach fruchtlosem zweimaligem Gegenstoß von Negern und Chasseurs. Hier ließ die Senegalbrigade vier Fünftel ihres Bestandes; die zur Schlachtbank geschleppten Neger ahnten damals nicht, daß sie mit ihrer schwarzen Schmach im sogenannten Frieden den Rheingau verpesten würden. Vom überhöhenden Westufer er unterhielt man noch Kanonade, doch im Ort blieben nur Gefangene zurück. Vor der halbzerstörten romanischen Kirche am Marktplatz ergaben sich 500 Marins mit 9 Masch. G., außerdem scheinen 900 Verwundete aufgelesen zu sein (daher 1400 Gefangene). Franzosen und Neger wehrten sich brav Mann wider Mann, doch ist wohl Phantastik, daß man sich tief im Wasser stehend oder schwimmend einander an der Kehle faßte und würgte.
Schon am 12. holte sich 201. noch eine wichtige Feldstellung der Furnes-Chaussee, wobei es seinen Hauptverlust hatte, und da 208., 52. sowie 3. R. J. und III/35. alle bis 13. 14. litten, so nahmen sie sicher auch an diesem Gefecht teil. Fortan herrschte Ruhe. Die Knaben der Märker Freiwilligenregimenter ertrugen die Unbilden der Wasserzone wie Männer. Obschon man ihnen – im Vergleich zu 26., 27. R. K. – zu viel Glorie spendete, muß man bewundern, daß sie im Dezember und Januar am Westufer des Ypernkanales neuen Kampf aufnahmen, wo nach Hauptgefechtstagen am 3., 5., 10., 17. Dez. Falkenhayn zurückgedrückt wurde, Kleist ebenso erneut bis Korteker. Daß die ungeheure seeähnliche Wasserfläche sich in einen stehenden Salzmorast niedersetzte, beengte zusehends auch die Ufer des Yserkanals bis Bixschoote. Infolgedessen zog sich Korps Falkenhayn später mehr südöstlich und suchte dem Korps Kleist die Hand zu reichen, bis die Franzosen auch hier das nasse Element zu Hilfe riefen. Eine Zuavenbrigade hinderte dann bei Poesele, wo drei Vorhutkompagnien sich festsetzten, die Deutschen am Überschreiten des Kanals nach Westen. Hinter dem verlassenen Sumpfgebiet baute der Feind Verteidigungsflanken, die trotz zermalmender Beschießung nie durch gemeinsames Wirken des 22. und 23. R. K. zu brechen waren. So blieb der Kampf im Norden fortan ganz unfruchtbar, so oft man hier wieder zu handeln versuchte.
Im Dezember wagte der Kavalleriegeneral de Mitry, der seit lange den Befehl der Yserfront übernahm, noch Kämpfe um halbversunkene Dorfinseln. Auf seiner Rechten führte er Zuaven, Territoriale, abgesessene Dragoner, zur Linken die Reste der 2., 4. belg. Div. und der Marinefüsiliere mit neuer Auffüllung. Diese warf er am 16. gegen Lombardzyde, doch unsere in den Dünen neben Strandbatterien eingegrabene Marinedivision brauste in sieben Sturmwellen daher über die Dünen bis zur Yser. Dagegen konnte zwar, wie schon gesagt, ein Seebataillon das rings umspülte St. Georges bis 28. behaupten, trotz umfassender Beschießung; doch räumte den umzingelten Punkt, als Radfahrer, Füsiliere, Chasseurs, Dragoner, in Pontons verladen, auf den feuchten zertretenen Dünen heranschlichen. Man fand »300 Leichen« der unglücklichen Landbewohner, echtfranzösische Zweideutigkeit. »4000 Granaten« machten den Aufenthalt ungemütlich, daß die »Erstürmer« sich wieder in ihre Erdlöcher verkrochen. Jedes weitere Nachdrängen Mitrys erwies sich als untunlich, das Ende der Yserkämpfe als so ungünstig, daß die Verbündeten im Januar nichts mehr hier begannen. Sie besaßen nur noch so geringe Gefechtskraft, daß nach Ankunft der L. W. und Ersatzregimenter Weber und Rosen das 22. R. K. kaum mehr zum Schutz der Ufer nötig schien und sich wiederholt südöstlich (L. W. zwischen Nieuport und der Westseite des Ypernkanals) frei bewegte, um sich aus Westen den Yvernkanal in Luftlinie Bixschoote zu nähern. Obschon man von diesen Kämpfen nichts oder wenig hört, schließen wir aus den Verlusten, daß sie Ende Januar bedeutend waren, mehr als im
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