Bismarck 03
Dorfkampf forttobte, so war es auch anderswo und nirgends dauerte die Gefahr länger als bei Delmling.
Wer vielleicht zweifeln sollte, ob eine amtliche Schrift fähig sei, so wichtige Dinge zu unterschlagen, den erinnern wir an das literarische Herausnehmen des gar nichts besonderes leistenden 16. R. durch phantasievolle Seitenattacke. Man stelle sich vor, daß ein Regiment in zwei schweren Gefechten sich auszeichnet, sogar als Retter in der Not erscheint, dann in einer Hauptschlacht mitwirkt und bei dem allem 230 Mann verliert! Einen so billigen Preis für so viel Anwesenheiten auf dem Felde der Ehre pflegt man nicht zu bezahlen und wir müssen geradezu als Ehrenrettung des später sehr verdienten Regiments vermuten, daß die Schrift und auch die des bayr. Kr. Arch., das überall Bayern im Vordertreffen als Hauptsieger sieht, einfach aufschneidet. Denn da es bei Gheluvelt allein mindestens so viel verloren haben müßte, könnte man nur folgern, daß es bei Osttaverne ausriß oder Gewehr bei Fuß stand. Das stimmt natürlich nicht, es nahm eben seinen sehr bescheidenen Anteil am Kampfe, ohne auf verflossene Heldentaten zurückblicken zu können. Dagegen vergossen die Pommern ihr Blut in Strömen, besonders die Stettiner Grenadiere, ganz wie es den wahren Gefechtsverhältnissen entspricht, aber darüber schweigt die Schrift. Desgleichen macht sie große Worte über die Gruppe Urach am Höhenzug bis Wanbeke ohne die geringste Ursache, deren geringer Verlust verrät aber auch, daß die englische Kanonade nicht allzu grausam wirkte. Der unter bayrischen Regimentern hier einzig dastehende Verlust vom 17. R., wie der vom 2., 168. und nächstdem vom 18. bayr., 35. pomm. rührte durchaus von Infanteriegefecht und Nahkampf her. Nun läßt die Schrift schon am 30. Fabecks schwere Artillerie bei Deimling auffahren mit der durchsichtigen Absicht, rechtzeitiges Ankommen und Anschließen Fabecks vorzutäuschen. Warum nicht! Wenn man unwahrerweise Pfälzer und Elsässer schon früh vollzählig da sein läßt, dann auch die begleitenden Haubitzen. Doch das eine ist so unwahr wie das andere. Die Klagen der Elsässer, ihre Artillerie sei anfangs nicht ordentlich dagewesen, beweisen genügend, daß schon deshalb Gheluvelt nicht im Oktober fiel und erst am 1. November ein Bombardement der feindlichen Stellung möglich war. Aber die Listen verraten uns nicht nur, daß die Fußartillerie erst im November feuerte, sondern auch daß kein Teil von ihr Deimling begleitete. Sie fuhr fast insgesamt auf innerhalb der mächtigen Batteriegruppe bei Hollebeke, Teile bei Wytschaete und die Straßburger Festungsartillerie südlich am Messiner Höhenrücken. Bei Deimling langte nur seine 80. Art. und noch ausstehende Teile der 51. an, die jedoch sich von ihm trennten und ins deutsche Zentrum abgingen. Die 80. Art zeichnete sich jetzt in der Tat aus, doch bei einer Veranlassung, welche die G. St. Schr. wohlweislich nicht Wort haben will, nämlich beim Zurückwerfen Deimlings bis Zandvorde.
Nicht am Abend des 31. Oktober, wie die Schrift behaglich vordatiert, doch am 2. November früh war die Lage der Verbündeten mißlich. In der Zwischengegend zwischen Lys und Messines bildete die Brandenb. L. W. Brig. ein festes Bindeglied, der Ausfall gegen Warneton erlahmte schon, wo übrigens auch bayrische Reiterei nebst 6. Art. mitwirkte, die Verschiebung der Reiterkorps zeigt, daß Marrwitz völlig freie Hand hatte. Wytschaete war zwar schwerlich schon in deutschen Händen, doch schwer bedroht, die Pfälzer machten große Fortschritte, auf der sonstigen Gesamtfront hatten die Deutschen überall Gelände gewonnen. Dafür kamen aber jetzt bedeutende Verstärkungen an. Ob die im Westen neu fechtenden Franzosen zum 16. oder 22. K. gehörten, daraus kann man nicht klug werden, obschon die G. St. Schr. ohne weiteres sechs Regimenter 16. K. bei Wytschaete fechten läßt. Dies Korps muß unbedingt schon Anfang November seine Hälfte bei Zwartelen gehabt haben, das 22. kam erst am 3. an die Front. Vielleicht teilten sich beide Korps in Hälften, die teils gegen die Elsässer, teils bei Wytschaete-Voumerzeele aufmarschierten. Wenn das 3. engl. K. schon jetzt Teile nach Norden in die Ypernschlacht verschob, so muß es auf Umweg hintenherum am Kemmel geschehen sein. Denn die früher erwähnten Novemberverluste für Messines-Warneton deuten an, daß dort in heftigem Gefecht ein Riegel vorgeschoben wurde. Anscheinend muß auch neue englische Kavallerie angelangt sein,
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