Bismarck 03
weiter südlich gab Lanrezac dem Eindringen Kluckscher Heerteile preis; French schilderte nicht nur am 29. vor Joffre seinen Zustand als verzweifelt, sondern Held Dorien hielt geradezu für nötig, nach England heimzukehren, worüber General Palat bittere Bemerkungen macht. Die Küstenbasis wurde von Havre nach St. Nazaire westlich verlegt. Erst Kitchener, persönlich nach Paris eilend, bewog French, wenigstens in der Linie südlich des Grand Morin zu verbleiben. Seine Entmutigung ist angesichts der traurigen Demoralisierung seiner Veteranen verständlich, nicht aber, daß er dabei noch prahlte, er wolle nicht zum zweiten Mal auf eigene Kosten die Franzosen »retten« (wo, wann?) und »sofortige kraftvolle Offensive« wünschte, während er ausruhte! »Mein Vertrauen zu den französischen Führer schwindet schnell«; Joffre dachte von ihm das gleiche!
Die St. Quentin-Schlacht kostete Bülow 240 Offiziere, 5600 Mann, meist Hannoveraner. Die von Bülow hervorgehobene »13. D.« verlor nur 200, wovon 13er nur 22, dagegen 159. allein 565; sonst kamen nur noch einige Bataillone 56er und 57er ins Feuer. Die Brandenburger 64er und 7. R. D. verloren rund 1000, so daß die Gesamteinbuße inkl. Reiterei rund 7000 betragen haben mag. Die französische mindestens 12 000, davon 2000 Gefangene nebst viel verlorenem Kriegsgerät. French gab den Verlust Doriens auf rund 300 Offiziere, 9000 Mann an, den Haighs auf 8900, dabei fehlen aber Allenby und Shaw, und da man im September englischerseits plötzlich 35 000 angab, wovon schwerlich mehr als 10 000 auf September entfallen, dürfte sein wahrer Augustverlust 25 000 erreicht haben. Seit 20. heimste Bülow im ganzen 13 000 Gefangene ein. Obwohl Lanrezac, ungerechterweise des Kommandos enthoben und am 3. durch Esperet ersetzt, mit Ehren vom Kampfplatz abtrat, fühlte er sich so geschwächt, daß er alle Verteidigungslinien preisgab, als Bülow noch umständliche Angriffsdispositionen kundgab. Er verlor im August reichlich 50 000 (Verlust am 23. bei Dinant ungerechnet), dazu ebensoviel Belgier und Reserven Lille-Amiens. Diesen 125 000 stand gegenüber ein Verlust von 19 600 Kluck und 20 700 Bülow, Gefecht bei Nery und Verberie inbegriffen. Man ersieht hieraus, welche Armee am strengsten focht. 91. Inf. und 91. R. litten am meisten, beiläufig die Oldenburger 91er durchweg am meisten, während aus höfischer Liebedienerei für den Schwager des Kaisers stets die Braunschweiger 92er hervorgehoben wurden. Bei Kluck hatten nur 93er größeren Verlust. Am meisten litten die Hannoveraner (10 450), vornehmlich Emmich, das eine Garde- (4500) und 4. K. (4300), am wenigsten 2. K. (2650). Richthofen verlor etwa 600, Marrwitz 1200 Reiter, dessen Leibhusaren (121 mit 11 Offizieren), 9. Ul. und besonders 12. Husaren erheblich litten. Veranschlagt man die vielen Versprengten der Territorialen und die Abgesprengten in Maubeuge, die sehr große Beute an Festungs- und Feldgeschütz, sowie den gewaltigen Raumgewinn, so schien das Ergebnis für den deutschen Stoßflügel sehr glänzend. Es hätte aber viel größer ausfallen können, wenn Klucks schwächliche Verfolgung nach Mons und sein Abirren mit 5 Div. nach Süden die Einkreisung bei St. Quentin nicht verunmöglicht hätten. Das klingt unangenehm, ist aber um so wahrer.
Wollte man das Umfassungsmanöver im Westen weiter fortsetzen, so mußte Verstärkung eintreten. Infolgedessen erhielt das 9. R. K. den Befehl, sich über Tournai nach Noyon heranzuziehen, da für Beseler zwei Ers.-Brigaden und die übrigen 7 Bataillone der Ers.-Div. Werder im Anmarsch waren. Außer Ausscheiden von Gallwitz fehlte Bülow für weiteren Vormarsch das 7. R. K. nebst 26. Inf.-Brig. vor Maubeuge, und es war ein Glück, daß diese Festung schlapp verteidigt wurde. Während die Belgier in Namur nach Zersplittern der Panzerkuppeln den Platz nach südwärts verlassen konnten (ihr großer Ausfall geschah nach Südwest; schon deshalb kann nur dort deutscher Verlust eingetreten sein, nicht im Nord- und Nordost bei Gallwitz und Plüskow), war Maubeuge allseitig umstellt und Fournier machte nach einem einzigen mißglückten Ausfall keine Miene, sich durchzuschlagen. Daß der Platz schon am 4. Sept. fiel, wurde hernach sehr wichtig, dies war ein unverhoffter Glücksfall. Kluck behauptet, sein Heer sei trotz der Gewaltmärsche in bestem Zustand geblieben. Garde und Hannoveraner, die bis zur Aisne den weitesten Marsch hatten, ließen aber sicher schon manchen Fußkranken
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