Bismarck 03
konnte man freilich lange warten; die kam erst am 26. auf gleiche Höhe. Am 23. holte indessen Bülow schon zu entscheidendem Schlage aus. Nun, am 23. standen bereit an drei Punkten 27 sächsische Bataillone, wovon 14 vor Dinant. Dort lag jetzt Laurezacs R. D. Bouttegourd; später schickte auch Langle, Chef der 4. franz. A., seine R. D. Choquet ab, um die Lücke zwischen sich und Lanrezac zu schließen. Zusammen 36 Bataillone (die franz. Reservedivisionen zählten 18 Bataillone), so daß die französische Darstellung irreführt, als hätte deutsche Übermacht erfolglos angegriffen. Hausen brachte nicht weniger als 6 Artillerieregimenter vor Dinant heran, so daß man nicht sagen darf, er sei nicht operationsfähig gewesen; freilich befand sich noch der größte Teil seiner Infanterie im Rückstand, was sich indessen durch Verpflegungsschwierigkeiten erklärt; eine vor einer Flußschranke angestaute Masse muß verteilt bleiben. Was man ihm aber wirklich zur Last legen sollte, ist das unglückliche Vergessen des Brückentrains, obschon er doch wahrlich Zeit genug hatte, an Vorbereitung des Übergangs zu denken. Infolgedessen mußte man aus Brettern Notsteige herstellen und konnte sich angesichts der tapferen Verteidigung nur mit wenigen Truppen am jenseitigen Ufer festsetzen. Trotz furchtbarem Feuer von 57 Batterien, deren Geschosse sogar die Ecken der Kalksteinfelsen absprengten, und hingebender Bravour der 23. D. gelang erst am 24. mittags der Übergang; ein sehr braver Gegenstoß Bouttegourds endete mit Vernichtung ganzer Kompagnien. Daß aber Esperet, sobald er den Kanonendonner in seinem Rücken hörte, mit D. Deligny zur Deckung antrat, schob zu raschem Vordringen Hausens einen Riegel vor. Ein Platzregen beiderseitiger Granaten hatte den blühenden Badeort in Asche verwandelt, dazu bedurfte es keiner Brandstiftung; die illuminierende und marseillaisesingende Bevölkerung büßte schrecklich ihren Leichtsinn, sich am Straßenkampf zu beteiligen. Ähnliches geschah in Löwen, Aerschot, Andennes und später Termonde; derlei »Greuel« lassen sich nicht vermeiden, es ist der Krieg ein roh gewaltsam Handwerk.
Die Sachsen verloren seit 15. etwa 2300 Mann, da einige Nebengefechte stattfanden, der Gegner wohl bedeutend mehr. Hausen mußte ablassen, Lanrezacs Rückzug westwärts zu bedrohen, wie Bülow und Moltke wünschten, wobei Mangel an Kavallerie schwer ins Gewicht fiel. Ob die sächsische 8. Kav. D. schon zu Beginn des Feldzugs Hausen abgenommen und nach Lothringen verpflanzt wurde, wo ohnehin schon 2 Kav. D. zu viel waren, um gegen Vogesenpässe anzureiten, klingt unglaublich; Baumgarten unterstreicht es. Jedenfalls befand sie sich bald in Ostpreußen, statt daß man lieber die 7. Kav. D. aus Lothringen hätte abzweigen sollen. Auch diese Maßregel Moltkes stiftete später großen Schaden. Indessen besaß Hausen doch vier Husarenregimenter; auch zog Richthofen nicht vollständig am 15. ab, sondern beließ noch 3. G. Ul. und 4. Drag. an der Maas, die bis Monatsende bei Dinant und Rochefort streiften, siehe Verlustlisten. Hausens Verschulden liegt weder darin, daß er zu spät eintraf – im Gegenteil – oder zu wenig Kräfte an der Maas hatte – er hatte genug – sondern darin, daß er für Übergang nicht seit langer Zeit Vorkehrungen traf. Nachdem er sich schon so lange über das Flußgelände unterrichten konnte, wo blieb die nötigste Sorgsamkeit? Vergleicht man den schweren Pionierverlust der 4. A. bei Überschreiten des Chiers mit dem Nullverlust sächsischer Pioniere, so errät man deren Nichtdasein. Daß Hausen sofort die 4O. D. südwärts nach Fumay sendete, macht seiner Entschlußkraft alle Ehre, doch daß man auch dort nicht übersetzen konnte, weil Brückentrain fehlte, wiederholte den Dinantscherz. Pioniere der 24. Leipziger Division, die jetzt am Westufer entlang rückte, mußten eine Brücke entgegenschlagen.
Nach Einnahme Dinants zauderte Hausen, wohin er vorgehen sollte. Wollte er warten, bis 4. A. die Maas erreichte? Gleichförmigkeit hat nur Sinn, wenn etwas damit zu gewinnen ist. 130 000 Sachsen – damals auch noch 11. K. in Reserve – trugen Wucht genug in sich, um sich allein zwischen Lanrezac und Langle hindurchstürzen zu können. Dabei hatte er einen viel kürzeren Marsch zu seinem nächsten Endziel Rocroi, als irgendein anderes Heer, auch sein späteres Ziel Rethel lag näher. Esperets Nachhut (Mangin und Kavallerie) schüchterte ihn am 24. ein; dieser zog längs der Front der 23. D.
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