Bismarck 03
mitnahm, in Eilmärschen von Löwen her abberufen, ersetzt durch zwei L. W. Brigaden Bülows am Südflügel Beselers, die dritte lag vor Maubeuge. Der angenehme Ausflug nach Amiens schuf dem Sieger eine tüchtige Reklame, er bedrohe schon Calais. In Wahrheit entschädigte der schwungvolle Raumgewinn nicht für Frenchs Entwischen. »Völlige Vernichtung der englischen Divisionen, Fall von Paris« nimmt Maurice als sicher an, wenn der Plan »mit Geschick auf dem Schlachtfeld durchgeführt« wird! Der sogenannte Plan erhielt ein Leichenbegängnis erster Güte. Zur unteren Seine vorzustoßen, schloß sich von selber aus, denn jetzt wurde näheres Zusammenziehen zur 2. A. unbedingt nötig. Kluck sah zu spät ein, daß er in leere Luft stieß und sandte die 3., 7. und 8. D. in Richtung Compiegne, wo Oise und Aisne zusammenfließen, das 4. R. K. und die 4. D. setzten sich auf die mittlere Oise nach Senlis am 1. September in Marsch. Marrwitz, bisher ganz im Westen, breitete sich südöstlich aus; es ist aber Fabel, daß deutsche Reitermassen sich dauernd dem Abzug Frenchs vorgelegt hätten. Marrwitz kam ganz auseinander, seine Spitze scheint Hattoncourt südlich Albert erreicht zu haben, denn dort feuerten laut Verlustliste reitende Batterien der 35. Art. Eylau (sonst in Ostpreußen wirkend), 3. Grenadiere z. Pf. Bromberg treffen wir bei Heudicourt a. d. Somme auch tief im Süden, 12. Drag. Gnesen am 29. bei Bretonneux, Pommersche Leibhusaren nebst 9. Ul. und 2. R. Ul. Demmin bei Moislains. Dagegen streiften Halberstädter Kür. und 1. Schwere Reiter längs der Küste bis Ostende, wo deutsche Reisige zum ersten Mal das Kanalmeer schauten, von da nach Peronne, Pasewalker Kür. und Torgauer Hus. machten bei Cambrai mit. Bei dieser Zerfahrenheit eines immer Südwärtsrennens kam nie einheitliche Einwirkung auf Frenchs Rückzugslinie zustande. Marrwitz' Vorhut, Leibhusaren und 9. Ul. streiften später bis La Ferté Milon am Ourcq, 6. Ratiborer Husaren südlicher bis Trocy. Da war aber French schon über alle Berge. Nur Allenbys Nachhut wurde am 1. im Biwak bei Nery von Marrwitz überfallen (hauptsächlich mit 15. Hus. und 9. Ul.), 5. und 20. Husars zersprengt, 5. Dragoner und Gardedragoner in die Pfanne gehauen, fast alle Offiziere und Oberst Anson getötet, ihre reitende Batterie ihnen abgenommen.
Ein anderer kühler Historiker hält Klucks Westgefechte keiner Erwähnung wert, läßt dagegen French am 26. bei St. Quentin statt bei Le Cateau fechten und am 28. zwischen Noyon an der Oise und La Fère nördlich der Aisne aufmarschieren! Das fiel ihm gar nicht ein, zum Aufmarsch fehlten Neigung und Möglichkeit, damals steckte noch ein gut Teil von ihm südlich St. Quentin. Dort kämpfte aber nur noch D. Shaw bis 29. abends gegen 36. R. Bernburg, 66. R. Weißenfels, nebst 26. R., dessen Major Häußler fiel, während sonst nur 80 Mann davon bluteten. Auch die 7. R. D. war also nicht beisammen, laut Klucks Buch immer noch Hälfte 22. R. D. in Brüssel zurückgeblieben. Dieses harmlose Gefecht bei Seranvillers war alles, was Kluck zur Einkreisung bei St. Quentin beitrug. Ohne Shaw wäre Lanrezacs Rücken völlig offen geblieben, der mit Front nach Osten, Norden und Westen schlug. Es bedarf keiner Erörterung, daß er nicht mehr geraden Rückzug auf La Fère behalten konnte, wenn Kluck mit zwei Korps über den Somme-Sambre-Winkel bis zum Kanal Crozat andrang, was zeitlich und räumlich leicht gewesen wäre. Die untrügliche Fama ließ ihren Günstling sogar bei St. Quentin den Sieg entscheiden! Sein Verfahren bleibt vielmehr beklagenswert für die deutsche Sache, diese verpaßte Gelegenheit zu schneller Entscheidung kam nie wieder. Hätte die 9. franz. Armee an der Oise ihren Untergang gefunden, was durchaus im Bereich der Möglichkeit lag, so gab es keine Marneschlacht und ihre Folgen, vielleicht fiel sogar Paris und ein rascher Friede war nahe. Lanrezac verließ sich wohl zu lange darauf, French werde ihm den Rücken decken; am 30. scheint er Umgegend von St. Quentin noch festgehalten zu haben, also wäre sein Abzug bestimmt zu spät erfolgt, wenn bei Seranvillers ein ordentlicher Sturmbock Klucks bis ins Herz seiner Schlachtordnung dröhnte.
Am 28. plänkelten Schleswiger Husaren und hannoversche Dragoner bei Mesnil, östlich St. Quentin, 1. Gardedragoner bei Cornet d'Or. Die westfälische Kolonne 14. D. war noch nicht ordentlich heran, dagegen Hülsen schon im Kampf, bei welchem fortan die »2. G. R. D.« mit 15. R.
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