Bismarck 04
vormittags beendet. Eine Schwadron 13. Hus. und eine Komp. G. Füs. sollen den Brückenkopf so lange gegen ungeheure Übermacht gehalten haben, bis die Vorderbrigade Saucken hinüberkam und den Feind vertrieb. Diese von Stegemann aufgegriffene und zu Winkelriedtat des Generals Saucken phantastisch aufgeblühte Überlieferung ist aber falsch, 13. Hus. verzeichnen hier keinen Verlust, nur Nowikows Vorhut lauerte, wahrscheinlich hatten 13. Dragoner hier einen Teil ihres außerordentlichen Verlustes. Denn russische Hauptmacht holte noch gar nicht über Borowo aus. Die schlaflos einhertaumelnden, todmüden und hungernden Deutschen zeigten sich trotzdem jeder Anstrengung gewachsen. Im Morgendämmer durchfurtete Brig. Friedeburg die Miazga und warf den Feind aus dem Wege. Laut Stegemann seien Kosakenschwärme von Trainfahrern mit dem Karabiner abgewehrt und die Bucovicebrücke von Litzmann überrumpelt worden. Beides ist falsch, der Train, bisher von Nachhut und Egon Schmettow treulich behütet, kam nie in andere Berührung mit dem Feind als durch Novikows reitende Artillerie, die manches Opfer in der Wagenburg forderte; Below benutzte im Durcheinander des Abmarsches gar nicht die Bucovicebrücke, sondern schob sich bei Karpin ein. Die dortige todgeweihte Thermopylenschar in Stegemanns dichterischer Phantasie verwandelt sich in 6 Kompagnien als Vorhut am Bahndamm von Borowo , die am langhingestreckten Dorf mörderische Füsillade aus umgebendem Waldgürtel erhielten, schon zwei Stunden vor Beendung des Karpin-Übergangs. Mit Windeseile rasselten aber 12 Gesch., 4 Haubitzen heran und zerschossen furchtbar die noch nicht gefechtsbereite russische Artillerie, sowie die beim Pachthof Gallowek ausgestreuten Fußvölker. Diese brachen, um Vergeltung zu üben, in dicken Massen immer wieder vor, erlitten aber Verluste, die sie auf den Fleck festbannten. Nun ritten Dragoner und Kosaken Charpentiers an, brachen zwar unter Feuer von zwei Flankenkompanien nieder, aber noch genügend durch, um in der Batterielinie zu hausen, sogar im Stab des herangerittenen Divisionärs Waenker. Hier fiel jedoch der Rest unter Säbeln der Stabswache, Schüssen von Radfahrern und Fernsprechern, sogar Protzenfahrern. Stegemann erzählt, daß nun Waenkers ganze Infanterie Borowo erstürmte, wobei Waenker, in erster Reihe wie ein Gemeiner das Gewehr in der Hand, den Heldentod fand. Laut G. St. Schr. wurde Borowo nicht gestürmt, sondern kampflos besetzt. Hier hielt der Train auf der Dorfstraße, der entlang das feindliche Artilleriefeuer wütete. Infanterie und Masch. G. überschütteten ihn zweiseitig mit Geschossen, todbringend für Fahrer und Rosse. (Verl. von Nichtkompattanten verzeichnen wir tabellarisch nie). Hier erst tötete eine Kugel den Divisionär, das Kommando ging erneut an Thiesenhausen über. Übrigens spricht der verhältnismäßig geringe Verlust des 227. R. (Rawitsch), das schon bei Wloclvawec im Feuer war, keineswegs für Thermopylenkämpfe.
Der Himmel half weiter. Als der verschleiernde Morgennebel sank und helle Sonne beleuchtend den Abzug enthüllte, kam der Feind im Süden und Westen zu spät, um der Garde etwas anzuhaben. Diese war jetzt schon voraus und versenkte sich nach Norden in den Galkowforst. Sibirische Schützen lagen hinter dem hohen Bahndamm, der das Holz durchschneidet, von Lodz dröhnten schwere Geschütze herüber bis zum Miazgaufer. Ihre Granaten schlugen in unsere Wagenburgen. Endlich regte sich die feindliche Infanterie, Nachhutgefechte zurückgebliebener Gardeposten und der Reiterei verschärften sich. Schaers abgesprengte Bataillone mit fünf Batterien begleiteten seitwärts Goltz, nachdem sie frische Munition faßten. Die Kosaken bekamen einen blutigen Tag. Doch bei Borowo wurde es immer ungemütlicher. Das Hereinbrausen jenes tollen Sturmritts, bei dem fast alle Wagehälse umkamen, erschütterte zwar nicht General Sauckens tapfere kleine Schar, doch gegen das grausame Bestreichen der Sanitätstransporte mußte endlich etwas geschehen. Eine Stunde vor Mittag ließ Thießenhausen II/227., I/228., III/225. zum Sturm antreten, später auch I/II/228. nebst 21. R. I., die auch am Westufer bei Kurovice die langsam weichende 6. K. D. aufnahmen. 231. R. wird nicht genannt, es muß aber laut V. L. dies Regiment gewesen sein, mit dem sich nunmehr auch Goltz gegen das Walddorf Chrestow in Bewegung setzte. Schaers Batterien 78. Art. schoben sich dort an den Bahndamm heran und faßten den Feind mit
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