Bismarck 04
Dalkow. Brig. Riedel der 50. R. D. (229., 231.) hatte bei Tuszyn unterstützt von Bandkow her und teilte Dresows Rückzugsrichtung. Uns scheint unwahrscheinlich, daß hier nur 5. r. K. wirkte, das eine unmöglich weite Front von nördlich Rzgow bis Bandkow umschrieben haben müßte, die Angabe gewinnt daher an Wahrscheinlichkeit, daß auch noch ein Gewalthaufe der r. 4. A. im Anrücken war. Übrigens muß laut Verlustliste auch 3. G. Art. bei Krusceko südlich Tuszyn rasches Vordringen verwehrt haben.
IX. Brzeziny-Borowo
Zweifellos trug viel Mitschuld an der heraufziehenden schweren Krise das maßlos verspätete Eintreffen der Pommern, die man bei Pabianice zu treffen hoffte. Doch selbst in diesem Fall besserte sich nur wenig die Lage, in welche große Unvorsichtigkeit Mackensens seine Linke brachte. Längst hätte er die Möglichkeit erwägen sollen, daß die Lücke zwischen Morgen und ihm einen umsichtigen Gegner einlade, dort einen Keil einzutreiben, was für Scheffer durchaus verderblich werden mußte. Doch nichts geschah, um den leichtsinnig ins Blaue abgeschnellten Heerteil zurückzurufen. Zur Ehrenrettung Scheffers sei gesagt, daß er unmöglich von sich aus den Stand der Dinge beurteilen konnte. Er fand anfangs so wenig Widerstand, das feldflüchtige 2. K. vor sich hertreibend, daß er unmöglich so rasches Eintreffen Plehwes ahnen konnte. Die Idee war ursprünglich: während Scholtz rittlings der Straße Strykow–Brzeziny, wo der Russe hinter mächtigen Erdaufwürfen sich wehrte, im Nordosten den Ring schloß, sollte Scheffer so weit südwärts fassen, daß er alle Miazgaübergänge und Wadlow bewachte, von wo russischer Anmarsch erwartet wurde. So wurde der 2. A. jeder Ausweg sowohl nach Warschau als Petrikau verlegt. Allein, jetzt stand es anders. Von Scholtz so gut wie abgeschnitten, sollte Scheffer seinen Rückenstoß südöstlich Lodz fortführen? Seine schwache Rechte (7 Batl.), durch Fußgefecht der 9. K. D. links schwach gedeckt, kam nicht mehr vorwärts. Inzwischen gingen die frische r. 43. D. und Teile der von Morgen gesprengten 14. Schützendiv. zwischen Morgen und Scholtz aus Strykow, unter solchem Druck bog sich Scholtz leicht rückwärts, Brigade Schaer gab nach, ihr 59. hatte bei Bedon die Garde unterstützt und viele wütende Angriffe abgeschlagen, doch außerordentlich gelitten. Scheffers Mitte (5 Batl.) lag festgebannt vor Olenso. Obwohl blutig scheiternd, zwang der Ausfall aus Lodz zum Weichen auf die Gorkihöhen, von wo 6. G. Art. kräftig spielte. Die Linke (10 Batl.) um Rzgow hielt den Feind wacker auf, konnte aber den eigenen Angriff nicht weitertragen. Bei der Tuszyn-Seitenhut (8 Batl.) trank das verlorene Schlachtfeld viel Russenblut, doch das Ergebnis blieb eben Zurückweichen, 6. K. D. hielt hier den Rücken frei, doch nur eine Hus. Schwadron und eine Kompagnie hüteten die Brücke bei Karpin. Die Miazgaufer waren leer, Richthofen westwärts abgezogen, überhaupt fast alle Kräfte aus Südost nach Nordwest umgeschwenkt. Man schlug mit verkehrter Front, ohne gesicherten Rückzug nach Strykow die Miazga entlang zu besitzen. In diese schon höchst mißliche Lage platzte die Kunde wie plötzliches Auffliegen einer Mine hinein, daß Brzeziny in Feindeshand fiel. Gegen Plehwe, dessen Rechte von Bandkow bis Pabianice sich ausbreitete, schien das Nötige geschehen, so notdürftig es war, doch eines Überfalls aus Nordost war man nicht gewärtig.
Rennenkampf brachte die bei Warschau aufgespeicherten Reserven schneller in Fluß als anzunehmen, wie auch Plehwe in dreitägigem Eilmarsch früher eintraf als erwartet. Der gewaltige Wille des Großfürsten beseelte die russischen Unterführer mit nie gekannter Energie. Das war gewiß unangenehm für uns, doch es brauchte sich nicht zu schneidendem Unglück auszuwachsen, wenn Mackensen nicht so sorglos oder richtiger gedankenlos disponiert hätte. Er gab Befehle nach dem Motto: Feste druff und heischte von Morgen Unmögliches, der froh sein mußte, sich seiner Haut zu wehren, und nicht auch noch die Strecke Strykow–Brzeziny überwachen konnte. Da der Feind sich wie rasend an den östlichen Vorstädten wehrte und seine steten Ausfälle alle Gewehre in der Front verlangten, zog der Kommandeur der 3. G. D., der sehr energische Litzmann, eine Nachhutdeckung aus Brzeziny weg. Dorthin gingen russische Massen, sich hinter r. 43. D. am Miazgaufer ausbreitend, glatt durch. Einkreisung von Lodz schlug also in Umzingelung
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