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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Scheffers um. Aus allen Windrichtungen eingekeilt, sah er vor, hinter und auf beiden Seiten neben sich den Feind. Schon begannen aber die Wundertaten, die man von Deutschen in solcher Bedrängnis erwarten darf, mit einem Vorzeichen: noch war das überfallene Brzeziny nicht gefallen!
    Kav. K. Charpentier traf beim Vormarsch nur einige aus Skiernevice vertriebene Husaren- und Ulanenzüge, es ging sogleich gegen Litzmann's Feldlazarett und Scheffers Trainkolonne vor, heroisch stürmte Fußvolk den wehrlosen Ort! Da erhob sich der leichtverwundete Leutnant Wißmann im Lazarett, sammelte das Häuflein Bedeckung und fegte mit einer Handvoll 5. G. die bestürzten Horden hinaus, die in der Dunkelheit sich nichts Gutes versahen! Daß sogar 2 Off., 80 Kerle sich den 20 Gardisten ergaben, klingt unglaubhaft. So wird wohl richtig sein, daß alle Trainfahrer und Verwundeten aus den Sanitätswagen am Kampfe teilnahmen und zuletzt von Richthofen zu Hilfe geschickte »drei Schwadronen« ins Getümmel hineinsprengten. Dies dürften Badische Dragoner gewesen sein. Stegemann erzählt, dies Häuflein habe sich 3 Tage verteidigt und nach Malzow durchgeschlagen! Warum nicht! Ein Gegenstück zu Bataillon Lange am Hochkircher Kirchhof, wie sich Preußen und Spartaner zu halten pflegen? In Wahrheit wurden jetzt Train und Lazarett bei Nacht abgeschoben, der Ort geräumt, durch das kühne Auftreten aber ein ganzer Tag gewonnen. Rennenkampf hätte sonst unverdientes Glück gehabt, weil Scheffers blinder Eifer den Rücken entblößte. Der wachsame Morgen entdeckte übrigens bald dies Manöver und schickte später eine Brigade bei Glowno in die Weiche der Durchbruchskolonne, vorerst kam jede Entsendung zu spät, die Lawine aufzuhalten. Wohl verdient der Großfürst alles Lob, er ermöglichte im rechten Augenblick ohne den geringsten Verzug die anscheinend sichere Vernichtung eines strategisch umsponnenen Heeres, doch ebenso entschlossen schwenkte Scheffer nach drahtloser Vereinbarung mit Mackensen auf dem Fleck herum, sich der Umschlingung zu entziehen.
    Die Art, wie die Truppen Scheffers und Litzmanns sich Bahn brachen, gehört zum Großartigsten, was die Kriegsgeschichte kennt. Die Gardedivision, im Marsch bei Wiskitno (südlich von Dombrowa, schon sehr nahe im Rücken von Lodz) von vier Korps angegriffen, hatte ihre Front nach Westen, mußte aber zugleich nordöstlich bei Andrespol heftigen Anprall abwehren, südlich davon stand ihre Kavallerie im Fußschützengefecht. Andere Teile des 25. Reservekorps fochten schon bei Dombrowa, von wo seine schwere Artillerie bis nach Lodz wirkte. Auch im Norden schoben sich russische Massen heran. Nachdem das Dorf Olechow nördlich Dombrowa gestürmt, hatte man vorerst Aufschub und Ruhe. Dies war am 21. In der Nacht wurde der Abmarsch auf die Miazga nach der Chaussee Rzgow–Karpin angetreten. Der Feind hatte südwestlich zwischen Pabianice und Rzgow gewaltige Massen angehäuft, dort konnte man nicht durch, auch nicht nördlich auf Strykow, man mußte sich nordostwärts auf Brzeziny Bahn brechen. Das Nachdrängen der Russen aus Rzgow am 22. blieb erfolglos, eine schwache Nachhut genügte bei Kalinko und Tuszynwald, den Übergang über die Miazga bei Karpin zu decken. Der Wald westlich von Borowo (südöstlich Andrespol) und südlich von Galkow ward stürmend durchschritten, die Russen ergaben sich zu Tausenden. Noch blieb der Bahnhof der Linie Lodz–Warschau mitten im Walde ein befestigtes Bollwerk, auch dies wurde bei einbrechender Nacht erstürmt. Nun ging es am 23. in langer Marschkolonne vorwärts, Galkow (nordöstlich Andrespol) überfallend und zwei Stunden nach Mitternacht Brzeziny erreichend. Die Russen hatten einen Umkreis von dreizehn Kilometer im Norden feldmäßig ausgebaut und dachten: Hier kommt keiner durch! Der russische Generalstab verkündete schon in prahlerischem Telegramm die bevorstehende Kapitulation der Deutschen. Alles schlief den Schlaf des Ungerechten, als die Deutschen hereinbrachen und alle Kirgisen niedermachten. Die Russen wurden gänzlich zersprengt, um fünf Uhr morgens war alles vorüber. Am 24. früh kam zwar der Feind aus Norden wieder, doch gleichzeitig Scholtz' Nachbarkorps, vor dem die Russen bald die Flucht ergriffen. 12 000 Gefangene, 30 Geschütze (später wurden es sogar 16 000 und 63), 49 Maschinengewehre als Trophäen und alle eigenen Verwundeten mit sich führend, hatte die Heldenschar ihr Ziel erreicht.
    Der unerwartete Ausgang der russischen

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