Bismarck 04
Der Gegner gab zwar ferneres Vordringen auf, ließ sich aber selbst nicht verdrängen und beraubte hierdurch auch Scholtz der Möglichkeit, nach Brzeziny Hilfe zu bringen. Erst am 24. trat ein günstiger Umschwung bei Biala ein, wo die vermischten acht Batl. jetzt der bewußten russischen Gruppe eine blutige Niederlage zufügten, woran sich auch Teile von Scholtz beteiligten. Der Feind lieferte im geräumten Strykow 1100 Gef. ab. Nahe daran war es am 23. gewesen, daß der ganze Bau der deutschen Schlachtordnung zwischen Borowo und Biala zusammenstürzte.
Morgen durchschritt auch am 24. noch nicht die Strecke Kiernozia–Lovicz. Er schwebte in Gefahr durch immer mehr vereinte Massen Rennenkampfs und mußte noch gar die 70. R. Brig. nach Sobota a. d. Bsura ausscheiden, um den bei Biala stehenden Feinden in den Rücken zu fallen. Allerdings besaß er jetzt auch Brig. Gregory und die Höhen nördlich Lowicz, aber da er auch die andere Hessenbrigade zur Deckung Scheffers nach Psary sendete, so blieb ihm nicht viel übrig. Die 70. Brig. vollendete übrigens bei Monkolice die Niederlage der Russengruppe Biala–Strykow, die sich zu weit vorwagte und doch nicht rasch genug durchgriff. Brig. Gregory brachte keine sonderliche Entlastung; 1. R. D. bestand mit Front nach Süden harten Kampf. Am 25. mußte der ausdauernde Morgen seine Linke vor Umfassung über Osmolin hinter ein Flüßchen zurückbiegen, für 26. rechnete er auf die »1. Inf. Div.«, über Thorn nach Gostymin verladen, vorerst aber nur in Brigadestärke. Auch am 26. gab es keine wesentliche Förderung deutscher Absichten auf dem weiten Schlachtfeld, es sei denn durch endgültige Versalzung russischer Rückenstöße bei Glowno, woran Richthofen und die ihm beigegebene »Brigade« Schaer (immer nur 4 Batl.) regen Anteil nahm. Scheffer half sich schon selber. 225. R. verlor hier nur 30 Mann, 227. R. nicht viel mehr, der Feind war eben durch Ausfallen der zwei außer Gefecht gesetzten Sibirischen Korps sehr herabgedrückt. Andrerseits hob zwar der siegreiche Durchbruch die Stimmung und der Feind konnte sich nicht mehr störend bei Psary–Bialawy einklammern, doch das verbesserte nicht Scholtz' lange dünne Front, zur Rechten hart bedrängt. Indessen erlahmten fortan alle Ausfälle Scheidemanns im Granatfeuer der Westpreußischen und Kasseler Artillerie. Nochmals suchte er am 27. nach Norden vorzustürmen, doch die weit auseinandergezogene deutsche Linie erwies sich zu fest und zu elastisch. Nachdem Scheffer und Richthofen den Raum nach Nordosten über Glowno endlich füllten, schlossen Mackensen und Morgen nun zuguterletzt zusammen. Das war eine hübsche Lektion für getrennte Angriffe gewesen! Man stelle sich vor, daß Scheffer am 20. siegessicher zur Einkreisung auszog, da doch am 27. man noch gar nichts erreichte und nur aufatmete, eine Vernichtungskrise zum Glück gewendet zu haben.
Scheffers Brave waren vorerst tief erschöpft und bedeutend geschwächt, doch können wir uns mit offenbarer Ziffernentstellung nicht befreunden. »Die Divisionen besitzen insgesamt nur 10 000 Gewehre« (Stegemann), als sie zum Durchbruch antraten, G. St. Schr. geht noch weiter: am 23. Garde nur 4000 R. K. 4000, wovon Goltz nur 1000! Letzterer hatte bisherige mörderische Kämpfe bei Rzgow nicht mitgemacht, seine 5 Batl. können bei Tuszyn unmöglich so geschmolzen sein, überhaupt ist nach den Umständen undenkbar, daß 17 Batl. des R. K. auf gleiche Stärke schmolzen wie 12 der Garde. Oder waren die früheren Verluste bei Lyck gar nicht ersetzt? Dann um so kindischer, grade diesen schon geschwächten Truppen dies gefährlichste Unternehmen anzuvertrauen. Auch so aber hätten sie 16 000 Gewehre gezählt, müßten also schon 12 000 verloren haben, d. h. ungefähr so viel als 20., 17., 11. K, zusammen, ein Unsinn, den die V. L. aufhelfen, wobei Fehlen einer Liste für 229. R. auch sehr wohl erklärt werden kann, daß es als Reserve aufgespart blieb. 4500 in sechs Tagen verlieren, ist gerade genug, vgl. 20., 17. K. in 20 Tagen und darüber, da deren Verlustliste teilweise bis 6. Dez. reicht. Die Garde litt im Oktober bedeutend, doch hier ist sicher anzunehmen, daß sie Ersatz erhielt. Schätzen wir sie aber nur zu 9500 Gew., so waren die Gefechte Felisken–Olechow wahrlich nicht so arg, um 60 % des Bestandes kosten zu können. Daß man obige Ziffern gar noch auf 23. vor dem Durchbruch verlegt, macht die Sache doppelt lächerlich. Dann müßte nachher nur ein
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