Bismarck 04
Unternehmung, der neue Sieg, mit dem die Umzingelten sich durchschlugen und wieder an Mackensen anschlossen, erschütterte die russischen Linien noch mehr. Man vergegenwärtige sich nochmals die Lage bei Scheffers Abmarsch. Sein Gefecht stand am 22. abends günstiger. Goltz (Chef 50. R. D.) und Richthofen hielten sich den Feind im Süden vom Leibe, Litzmann und Waenker hingen zähe wie Doggen am Stadtrand. Mit unwiderstehlicher Kraft erstürmten G. Füs. und Pion. Feliksen, zählten freilich beim Sammeln am Vorwerk Boleslawo traurig die Häupter ihrer Lieben. Below erwarb Olenso und das hochgelegene Olechow, wobei Batterie Lancelle so wagemutig dicht am Feind abprotzte wie einst eine andere Batterie Lancelle bei Mars la Tour. Während die Grenadiere hier das brennende Dorf hinaufstürmten, hielt sich 49. R. D. dicht beisammen, Front nach Westen und Norden. Doch Nowikow drängte Richthofen und den wilden Wald im Rücken füllten wilde Asiaten des frischen 4. Sib. K. nebst dem von Morgen hierher aus der Front geworfenen 5. S. K. bis Borowo. Von Lask-Wadlow kam deutsche Kanonade immer noch nicht näher, Posener und 5. K. D. ließen sich dort nicht blicken, obschon General Menges bei Zdunska etwas vorwärts kam. Scholtz sah sich durch Rennenkampfs Einbruch zum Abzug auf Moskule genötigt, was auch den der 22. D. von Nevosolna nach sich zog. Die südlich gebundene Brig. Schaer blieb sich selbst überlassen. Als eine ihr beigegebene Schwadron 9. Drag. auf Adamow getrieben wurde, schlug 79. Art. dreimalige Sibirier-Anläufe geradezu vernichtend ab, zuletzt auf 50 m ihre Salven anbringend. Dann erst wichen Schaers vier Bataillone 18er, 59er aus, da sie sich fast ganz verschossen. Wir sind in der glücklichen Lage, an Hand der V. L. den ganzen Heldenkampf bestätigen zu können. Es war angenehm, daß die Garde westwärts Luft bekam, auch ritt 9. K. D. längs der Lipinystraße auf, um ein Heraustreten aus Brzeziny zu hindern. Den nächtlichen Abzug auf Karbin merkte der Gegner nicht. Funkspruch Mackensens befahl Rückzug nach Osten in Verkennen der Lage. Scheffer wollte sogleich nordwärts zu Scholtz durchbrechen, unterwarf sich aber, und ohne daß Mackensen es beurteilen konnte, traf er zufällig das Rechte. Denn wenn man unmittelbar an Lodz vorbeizog, konnte man sich nicht ohne Umknäuelung loslösen. Der Feind bereitete schon Gefängnismauern in West, Nord, Süd vor, die man nicht eingerannt hätte. Ausweichen nach Ost aber überraschte und gewann einen Vorsprung, nach allen Seiten durch Richthofen verschleiert. Den Miazgaübergang Bendon mußte Schaer preisgeben; wie nun, wenn der Feind die Brücken bei Bucoviec und Karpin zerstörte? Dann war der Untergang besiegelt, doch man baute auf russische Trägheit und irrte nicht. Die schwere Artillerie blieb stehen und feuerte immer noch nach Lodz hinein, um den Feind zu täuschen, der nach saurer Arbeit schlafen ging. Hier konnte man ein Napoleonwort umbilden: der Feind berät, die Preußen marschieren! Die weit auseinander gezogenen Kolonnen führten bei so gefährlichem Marsch längs der feindlichen Front ihren Troß samt den Gefangenen mit sich. Infolge Auflesens fast aller Verwundeten (herrliche Sanitätsleistung) erreichte Major Reinhardts Gardenachhut erst am 23. früh die vereiste Chaussee. Daß die Nacht keinen Mondschein brachte, erhöhte die Schwierigkeiten, barg aber auch die Marschsäulen im verdeckenden Dunkel. Sie und die Wagenburg bei Kreuzungen zu entwirren und richtig abzuleiten erforderte umsichtige Geistesgegenwart. Scheffer erwarb sich hier wahre Lorbeern. Nie machte eine Truppe sich unter so verzweifelten Umständen zu einem Rückzug auf, der einen Sieg bedeutete. Nur Truppen allerersten Ranges vermochten das, und wenn die Garde nach Gebühr solchen Anspruch erhob, so erwies das neugebildete R. K. (ältere Jahrgänge und Freiwillige) sich als ebenbürtig. (Wir sahen, daß es schon bei Lyck seine Feuertaufe sehr gut bestand).
Blutrot untergehender Wintersonne folgten unheimlich flimmernde Sterne. Der vorige Tag heißt im Kalender »Totensonntag«, hier ein passender Name, eisige Kälte und Sturmwind vollendeten das Schicksal manches verblutenden Verstümmelten. Der Train fuhr morgens mühselig ab unter feindlicher Geschützbestreichung. Die zeitraubende Bewegung des langen Zugs über die Karpinbrücke, mit treuer Sorgfalt von Scheffer selber überwacht, der hoch zu Roß schon am Ostufer hielt und die Seinen jenseits empfing, war früh
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