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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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außer Gefecht zu setzen, und erfand, jede V. L. enthalte 10 000 Schlachtopfer. Man durfte sich beruhigen, die Wahrheit setzt nicht in Schrecken, nur 650 000 in Westen bis Neujahr. Die Verbündeten verloren inkl. Gefangene mehr als das Dreifache, was die Überzahl beschnitt und oft annähernd ins Gleichgewicht brachte. Joffre, Meister der Theaterregie, versicherte zum Fenster hinaus: »Unsere Armee ist heut so stark wie zu Anfang« infolge ungeheuerer Massenaushebung des Landsturmes. Deutschland habe seine Reserve erschöpft, ihm sei »sein Weg vorgezeichnet, der Rückzug«. Er bedachte nicht, daß danach die Menge von ihm selber Großtaten erwartete. Dieselbe Lumpenpresse, die täglich unflätig und würdelos Deutschlands Untergang verkündete, zog später die Stirn in catonische Falten und klagte die Täuscher an, weil sie gläubige Gemeinden umnebelten. Doch warum ließen diese immer wieder den Unfug über sich ergehen! Ihre Abspannung unterbrachen neue Aufpeitschungen, doch schwunghafte Nervenanregung stellte sich nicht wieder ein, nur harte Verbissenheit. Erst bemitleidete man affektiert das »Todeslied« der Ypern-Freiwilligen jetzt erwachte eher Erinnerung an nordische Berserker, die singend starben.
    Havas tröstete sich im Sommer, der Kronprinz habe seit Neujahr 100 000 verloren, ein einziges K. 40 000. Welches? Natürlich sind 5. K. oder 15. R. K. gemeint, die man doch eigentlich ihm abnahm, da er sich überhaupt nicht über Bevorzugung zu beklagen hatte. Bei so großmütiger Schätzung urteilen die Franzosen nach sich selber, wo Argonnen und Maasufer das Grab ganzer Divisionen Sarrails und Dubails wurden und man mit 200 000 Verl. für diesen Zeitraum dort nicht auslangt. Tatsächlich verloren wir von Consenvoye bis Priesterwald im ersten Halbjahr schwerlich mehr als 40 000, was Havas für ein K. berechnet, und die eigentliche 5. A. in den Argonnen nicht entfernt so viel. Was die später zur Westfront entsandten Schlesier litten, ging den Kronprinzen nichts an. Merkwürdig, wie der Haßinstinkt leitet! Jeden Augenblick stichelte Paris auf dem kaiserlichen Thronfolger, der natürlich auch Schlösser ausgeraubt haben sollte, von denen er noch 100  km entfernt war! In Paris kannte man eben genau seine Gefährlichkeit schon von Longwy her, weit besser als die Heimat, die mit elendem Klatsch schwanger ging, wie er hinter der Front Latontennis spiele und flirte, während er oft in vorderster Linie aus Artillerieposten den Feind beobachtete. (Vergl. Bruchmüller).
    Da Joffre schon darauf sann, wie er seine Siegesfreite wo anders anbringen und der Fortuna die Cour schneiden könne – solche Geister bauen immer auf ihr »Soldatenglück« und ihren flair d'artilleur, wie der selige Mercies im Dreyfußprozeß sagte –, so verabschiedete man nach und nach die ganze 19. R. D. nach Elsaß, wo man einer Verstärkung bedürftig schien, die in 18 dorthin bestimmten L. St. Bat. nicht genügte. Für eine mit mehreren Brennpunkten behaftete Front war übrigens auch der Märzverlust gering im Vergleich zum fieberhaften Siedegrad der ersten vier Kriegsmonate. Dagegen änderte sich des Feindes Einbuße nicht wesentlich, sie war bei Loos–N. Chapelle und Argonnen–Maashöhen sehr groß, in der Champagne übergroß. Das Ende ein deutliches Fiasko, doch die Beklemmung deutscherseits währte viel länger als man mutmaßte. Französische Meldungen gaben eigentlich einen klareren Begriff der Lage als die mageren deutschen, nur sind sie mit Vorsicht zu genießen, weil das Richtige mit einem Wust von Übertreibung umhüllt. Das beste Urteil über das Endergebnis liefert, daß nach neu eingebürgerter Geflogenheit, die Garde am Gefahrpunkt auszuspielen, sie und K. Emmich ruhig nach Galizien abdampften und 22. R. K. von Ypern gleichfalls dorthin wanderte, also Verhinderung der Sendungen nach Osten dem Feind gänzlich mißlang. Um den Russen aufzuhelfen, kam Joffre zu spät, schon klärte der trübe Schneehimmel über Ostpreußen für die ganze Kriegsdauer, im Mai war auch die Krise in Galizien siegreich überstanden. Doch durfte man in Westen schon hoffnungsvoll in die Zukunft schauen? Wer sich einbildete, Blutbäder und Mißerfolge würden auf lange des Gegners Willen brechen, verrechnete sich. Jetzt reizten wieder Rußlands neue Niederlagen zu verzweifelten Anstrengungen eines Ausgleichs, mit der Voraussetzung, die deutsche Front sei durch Entsendungen geschwächt. Für volle Besetzung der Front

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