Bismarck 04
aber unverdrossen der deutsche Musketier und Jäger das Unmögliche vollbrachten. Die Deutschen fühlten sich eben ganz so wie einst die römischen Legionen in ihrer besten Zeit und eine »Zehnte Legion« gab es nicht, denn alle standen auf ungefähr gleicher Höhe. Die Serben aber erinnern lebhaft an die glorreichen Belgier, nur gegen den bulgarischen Todfeind schlugen sie sich erbittert, vor den Deutschen hatten sie sofort einen heillosen Respekt, der sie seelisch übermannte. Und das nach der Großprahlerei über Potioreks unverdiente Niederlage! Die liebe Entente konnte mit ihrem rührenden Stolz auf die »Märtyrer« Serbien und Belgien einpacken, obschon noch heute bei ihr das Geschwätz über deren Heldenmut im Schwange geht. Übrigens retirierten die Serben mit solcher Geschwindigkeit aus ihrem Land hinaus, daß die Schlacht bei Pristina wiederum kein Sedan wurde. Wo Mackensen die Schraube drehte, da lief die Maschine schlecht. Daß die Reklameberichte über völlige Vernichtung der Serben maßlos übertrieben, zeigt ihr späteres Fechten bei Saloniki, in Frankreich und Rußland, da sie sich doch nicht aus ihrer Heimat rekrutieren konnten. Dieser blendende Feldzug wurde erledigt durch die Truppen, dem Staabschef Seeckt kommt das Verdienst zu, daß er sein Möglichstes für den Nachschub tat. Trotzdem bildeten sich die braven Soldaten zu Hungerkünstlern aus.
Wir wollen das unermeßliche Selbstvertrauen des schneidigen Mackensen, dessen prachtvolle Kriegergestalt äußerlich faszinierend und repräsentativ wirkte, nicht beleidigen. Doch es stimmt bitter, daß sein »Ruhm zum Himmel stieg«, wie der Dulder Odysseus sich vor den Phäaken rühmt, während eines der größten Kriegsgenies aller Zeiten im Norden versauerte und umsonst in Falkenhayn drang, eine Umgruppierung gegen Kiew zu etwas Großem zu gestalten. Mir wollen nicht an persönliche Mißgunst glauben, zumal Ludendorff in seinen Schriften ritterlich das ihm angetane Leid vergißt, was bei einem stolzen ehrgeizigen Mann bis ins Mark fraß. Doch ein Oberleiter von subalterner Auffassung braucht eben nur subalterne Köpfe, alle geniale Himmelsstürmerei war ihm ein Horror. Seltsamerweise ließ F. aber seinen berühmten Feldmarschall Mackensen jetzt in der Versenkung verschwinden, aus der ihn erst Ludendorff wieder hervorholte. Als Unterführer in Rumänien war er an seinem Platz und benahm sich so erfreulich, daß er dort den Donauübergang viel richtiger praktizierte als in Serbien.
Dort sank unser Verlust im Dezember auf 185 Württ., 600 Alpenk., 300 Hessen, 290 Jäger, 207 Gebirgskanoniere- und M. G. Schützen; bloße Nachlese dieses lustigen Feldzugs, den jetzt auch 22. R. K., 3. K., 26. D. eilig verließen, ihre Arbeit war getan. Nach Unterwerfung Montenegros, wo die Hammeldiebe sich höchst unköniglich bewährten, und Säuberung Albaniens blieb nur noch das Saloniki-Abenteuer zu erledigen. Die militärische Eselei dieses rein politischen Schachzugs hätte von Rechts wegen schlimm für die dort unter Sarrail vereinten Franzosen, Briten, Serben enden sollen, doch wer ermißt des Schicksals Wege! Auch hier begönnerte es starre unbelehrbare Hartnäckigkeit. Trotz zwei schwerer Niederlagen durch die derb zufahrenden Bulgaren, trotz Hunger und Seuchen unter gleichen Schwierigkeiten wie bei Gallipoli, beharrte man, ans Meer geklemmt, in unmöglicher Stellung, um das Balkan-Prestige und Fühlung mit heimlichen Landesverrätern in Bulgarien und Ungarn nicht aufzugeben, und trug dafür am Schluß unverhofften Lohn davon. Das Schicksal amüsiert sich manchmal ironisch.
Ganzer Dezemberverlust nur 24 700. Bothmer (1168 G.) und Linsingen (747 vom 1. Ostfr.) litten wenig, Nordfront relativ noch weniger. Nur 227., 232. R. Mosers (1355) fallen auf, bei 32., 71. Thür. (1130), 20. R. Jg. (399), Allensteiner (1202), Ostpr. (1165) ist unklar, was sich davon noch in Serbien befand. Woher 1700 Nachtrag vom 22. R. K.? Im Januar glatte Ruhepause, 9800 Februar noch mehr 5750, nur 608 v. 54. I. erwähnenswert. Moser ging zu Eichhorn, obiger Verl. wohl noch November-Nachtrag. Neue Inf. und Ers. Rgt. trafen ein, und obschon 7. D. schon im Westen und 4 andere vom Balkan folgten, hätte man Kraft genug gehabt, durch Umgruppierung Offensive auf Kiew durchzudrücken. Als ob dem Feind so etwas schwante, unterbrach er im Februar–März die Ruhe durch einen heftigen Stoß im Norden. Des dort jetzt regierenden Hitzkopfes Dimitriews unüberlegte Kampflust
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