Bismarck 04
schätzte Fabeck nach ihrem Werte. So hoch im Norden wachsen keine Lorbeeren, wenigstens nicht für Vorwitzige, die sich an deutschen Disteln die Finger wund reiben. Am blutgeröteten Schwantensee machten sie einen Nachtbesuch, doch als die trübe Novembersonne tagte, verschwanden die Gespenster mit wildem Geheul unter festem Zugriff norddeutscher Fäuste. Von da ab schwieg das Gewehrfeuer, doch Dimitriew kramte allerlei Märchen aus, die Hindenburg sogleich als »freie Erfindung« aufdeckte. Er war allzeit ein Schwerenöter im Ausspritzen seiner Phantasiedrüsen. Kollege Iwanow zauberte auch wieder einen Patrouillengang von Bothmer als mißlungenen Einbruch vor.
Bis Neujahr kostete der Ostkrieg rund 1 092 000, der Feind verlor sicher 10 Mill. t. u. verw., Gefangene ungerechnet. Solche Bilanz kann man sich gefallen lassen. Indessen torkelte der russische Koloß auf seinen tönernen Füßen, als ob er im Zusammenstürzen noch den Gegner durch plumpe Gewalt der Masse umwerfen könne. Die 2. A. Ewerts war neuerrichtet unter einem neuen Führer, sie sollte die Keule schwingen, wo der Narocz seine trüben Fluten wälzte. Langsam tappte der Moskowiterbär über das Frühjahrseis, um den Gegner in tödlicher Umarmung seiner Pranken zu erdrücken.
XXVI. Gegenoffensive im Norden 1916
Bis zum Frühjahr verhielten beide Parteien sich so gleichgültig, daß Abfangen des tödlich verwundeten Generals Faberius mit dem Stab 82. D. durch ein Jagdkommando Aufsehen machte. Wir versagen uns fortan, auf späteres mit dem Kopf an die Wand Rennen näher einzugehen, die Sache beginnt langweilig zu werden. Alle russischen Offensiven gleichen sich wie ein faules Ei dem anderen, unterscheiden sich in nichts im Süden und im Norden. Ob man die vergessene Größe Kuropatkin in Lebensgröße aufstellte oder Iwanow durch seinen noch turbulenteren Unterführer Brussilow ersetzte, in dieser Neuauflage vermehrten sich nur die Druckfehler, d. h. die Verluste und die kleinen Gewinne selber waren Nieten, weil der Einsatz in dieser Tombola die Lotterielose hundertfach überzählte. Wir schreiben keine pragmatische Chronik mit trockener Aufzählung der Vorgänge, wir ergründen und erläutern, wo es etwas zu lernen gibt, übergehen alles Bedeutungslose. Passives Ausharren im Erreichten, Unvermögen des Gegners, durch falsche Aktivität den Bann zu brechen, wo Einschränkung zur Einschnürung wurde. Zersplittern der aufs Große angelegten Feldherrnnatur im Norden an kleinliche Aufgaben bieten ein unerfreuliches Bild, das selbst der ruhmvolle Heldenmut schlesischer L. W. bei Baranowitschi und Mannestrotz der Ostpreußen und Hessen am Styr nur unfruchtbar beleben. Die große Operation Ludendorffs erlosch im Herbst 1915, alles was später kam, war öder Stellungskrieg, wozu ihn Falkenhayn verurteilte. Erst ein Jahr später wich der Alb von Deutschland, als Hindenburg dem Osten den Rücken wandte, wo er nichts mehr zu suchen hatte, da die Dinge dort automatisch ihren Gang gingen. Jede kaputte Offensive wurde ein neuer Nagel zum Sarge des Zarentums. Nur eine Handlung halten wir der Erwähnung wert, das Frühjahrsringen gegen Eichhorn, das im März 1916 einsetzte.
Hier kommt man mit Statistik ins Gedränge, denn Listen vom 11. März bis 6. April ergeben nur 8450, für Saarbrücker 86! Irrt also H. B. nicht, Abschlagen der ganzen Offensive habe uns nur 70 Tote gekostet? Das heißt unerlaubt scherzen, denn selbst 700 Tote langen sicher nicht. Man muß diesmal Aprilliste beifügen und auch das genügt nicht. Hier interessieren 769 Saarbrücker (196 v. 131.), R. 34. (934), 232. (813), 52. (443), 264. Elbsachsen 843, Pommern 379. L. W. 467 sowie 266. R. in zwei Listen 670; endlich 343. I. 560. Nur 250. R. (1452), 251. R. (1464) entsprachen dem Ernst des Ringens. Man ist gezwungen, noch etwa 15 000 der Mailisten beizufügen, wobei sich dann freilich herausstellt, daß auch hier nach beliebter Methode der H. B. viel zu früh »Schluß« rief und Schluß der Debatte auch erst Ende April eintrat, wenn nicht sogar später. Jede andere Verlustauffassung ist unglaubwürdig. Vielleicht brachte das Einlaufen so vieler Verdunlisten das chronologische Erscheinen der Listen in Unordnung, jedenfalls dürfen wir hier zum ersten Male uns nicht auf sie verlassen? Erstaunliches Mißverhältnis beiderseitigen Verlustes verdient Beachtung, nur durch Geländeumstände erklärbar, obschon die Russen doch wohl den Stoßpunkt auswählten, den sie für den leichtesten
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