Bismarck 04
Massen. Gegen den angestauten Flügel der Nordarmee nördlich Szentpeter hielt Morgen mit seinen Österreichern und Schmettow unerschütterlich stand, während er Lüttwitz in den Rücken des Sunkel so hart zusetzenden Gegners sandte. Es war hohe Zeit, doch gebot sich jetzt allgemeiner Rückzug in die Pässe. 254. R. drängte weit voraus zum Tormöser Paß nach und sah von der Höhe die nach Sinaia abfließenden Marschsäulen, die seitwärts strebend sich in den Törzburger Paß zwängen ließen. Die 8. Gebirgsbrigade befand sich am majestätischen Königstein, einem der Jungfrau ähnlichen Bergjoch, das jedem Beschauer unvergeßlich bleibt. Schmettow klärte mit der ihm unterstellten Div. Goldbach nordöstlich auf, ins Bergtal absteigend, doch die Hauptpässe mit ihren Grenzforts trotzten noch. Sollte man sich vor ihnen verbluten? Der Silberdom des Butschetsch, des Großpapa dieser Alpen, leuchtete unheimlich herüber. Obschon die gehässigen Eroberer in Kronstadt ihre ganze Plünderungsbeute samt 200 Bahnwagen voll Proviant und Munition im Stich ließen und man 25 Geschütze auflas, fochten sie bei diesem letzten Zusammenstoß doch so stark, daß König Karol an seinem Werk, der rumänischen Armee, seine Freude gehabt hätte.
Irgendwelcher strategischer Erfolg blieb aus, man befreite Siebenbürgen und drängte frontal den Feind in seine Heimat zurück, verspätete Nachstoßen in die Pässe und konnte sie ohne Verstärkungen um so weniger nehmen, als Kraffts gehoffte Mitwirkung noch in weiter Ferne stand. So meisterhaft Ludendorff eine Operation mit innerer Umfassung veranlagte, reichten eben die Kräfte nicht aus und die Handhabung stand nur bei Morgen auf der Höhe. Dieser allein machte auch einige Fortschritte, als man ihm den Befehl der 76. R. D. übertrug, an der schwierigsten Stelle, wo am Törzburger Paß zwei ordentliche ständige Forts mit Betonierung und Zubehör die Bergstraße sperrten. Diese sonderbare Degradierung zum Divisionär, nachdem er soeben noch vier Divisionen kommandierte, verblüfft einfach und ist überhaupt ein Skandal, daß man Morgen nach seiner neuen glänzenden Leistung nicht den Oberbefehl des ganzen linken Flügels anvertraute. Hier traf übrigens die 12. bayr. D. ein, während 10. b. D. und 8. b. R. D. sich der österreichischen Ohnmacht in den Waldkarpathen erbarmten. Dort führten eine Zeit lang Kühne und Schmettow den Oberbefehl, wurden dann beide nach Westen berufen, wo für Kühne 41., 109. I. D., für Schmettow die 7. K. D. die dortige Inf. und Kav. ergänzen sollten. Die Russen in die Moldau eingerückt, übernahmen die Linien der 4. rum. A., versetzten der östr. 71. D. einen Schlag und marschierten mit starken Massen vor. Doch kaum schoben die Bayern sich beim 11. öster. K. ein, als man am 27. schon entschiedenen Erfolg hatte. Überall vom Oitoz- bis zum Tartarenpaß floß deutsches Blut für ein undankbares Habsburg und ein noch undankbareres Ungarn, das man noch obendrein mit Lebensmitteln versorgen mußte, dies faul bewirtschaftete reiche Ackerland, das bei besserer Bestellung eine Kornkammer Europas sein könnte. Gott lob verfolgte man auch minder ideale Zwecke als die Aufrechterhaltung sogenannter Waffenbrüderschaft, denn Besitzergreifung der rumänischen Petroleumlager war für uns eine Lebensbedingung von großer Wichtigkeit. Es war bezeichnend, daß die österreichischen Truppen immer deutschen Generalen mehr Vertrauen entgegenbrachten als den eigenen, im ganzen rumänischen Feldzug fochten die Bundesgenossen unter deutschen Kommandostellen. Auch am Vulkanpaß griffen Busses Österreicher herzhaft neben Kneußls Bayern an.
Während man im Osten den ganzen Oktober seit 14. mit Herumtasten verlor, erklomm Kneußl mit zwei bayrischen (13. R. zu Kraffts Flankenschutz abgegeben) und drei österreichischen (144. Brig., 9. L. St.) Regimentern den Vulkan, wo der Wetterumschlag zwischen Tauen und Gefrieren die Felsstufen im Lehmboden glitschig machte und man sich im eisigen Wind der Steigeisen und Bergstöcke bediente. Drunten tobte jedes Wässerlein jetzt als schäumender Gießbach, droben zog man selten mit Seilen, noch seltener mit Zugochsen einige Geschütze längs der Felswände hinauf. Dennoch überstieg man fechtend den Paß, wobei die Augsburger 8 Berggeschütze eroberten. Am Szurduk erbeuteten 22., III/3. noch 5 Gesch., 200 Gef. Am 27. öffnete der tapfere L. St. das Bistrinatal, wo die Tiefebene mit neugebauter Straße beginnt, die
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