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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Geschichte nicht. Auch, daß Botschafter Buchanan die Kerenzki-Revolution anzettelte (beweist, daß eben nicht nur der Zarismus Nationalkrieg gegen die Teutonen wollte), erwies sich nachher als schlimmster Fehlschlag. Diese Ungunst verschärfter Lage ging für uns bald glücklich vorüber und in Frankreich steigerte sich der Defaitismus, den man natürlich viel rücksichtsloser niederschlug als bei uns eine Flottenmeuterei mit etlichen Zuchthausstrafen. Hätte man damals die Volksmarinedivision geahnt! Wer konnte glauben, daß die Mißstimmung über hochnotpeinliche Disziplin und Hoffart der Offiziere auf der Marine viel ärger gährte als in der Armee! Hier wird man leider nicht sagen können, daß nicht die Berufs- sondern Reserveoffiziere den Unwillen nährten.
    Die Marine, dies Schoßkind deutscher Nation, brütete ein Basiliskenei aus oder richtiger ein faules Ei. Das Instrument als solches war glänzend, die Schiffe besser gebaut als die englischen, die Panzerplatten besser durchs Kruppsche Härtungsverfahren, die vielbeklagte kürzere Feuerzone schadete nicht immer. Das Treffen an den Falklandinseln, wo zuschauende Japaner verächtlich die Nase rümpften – »diese Gentlemen sind keine Samurei« – gereichte unserer Flotte zur höchsten Ehre wie ihr Sieg bei Coronel. Held Spee war ein ausgezeichneter Seestratege auch die Art, wie Souchon den Göben rettete, hervorragend. Wo finden wir bei der übermächtigen Entente-Marine Ähnliches! Die wahren Kriegsbeleber, Lloyd George und Clemenceau, konnten nur zu Lande wirken. 40 Mill. Engländer und Schotten (Iren aus guten Gründen nicht dafür gerechnet) scheinen 7 Mill. bewaffnet zu haben, d. h. fast 20 % der Bevölkerung wahrscheinlich fast die ganze Masse der Wehrfähigen. Frankreich bot laut Fochs Aussage anfangs 2 300 000 Bajonette auf, d. h. 3½ Mill. Effektiv. Bedenkt man die dauernden Riesenverluste (vergleichsweise zu Deutschland mindestens 6 Mill., an den Toten und Gefangenen bemessen), so sind von 39 Mill. gar über 9 Mill. Wehrfähiger und Untauglicher unter der Fahne gewesen. Diese fanatische Ausnutzung der Volkskraft bis zum letzten Mann – selbst Rußland strengte sich barbarisch an – fand kein Gegenstück in Deutschland, bei dem es sich doch um Sein oder Nichtsein handelte, nach dem ersten vaterländischen Aufschwung, wo Knaben und Greise sich zur Fahne drängten, drückten sich viele, wie sie nur konnten, keine schonungslose Diktatorfaust durfte »auskämmen«. Doch so sehr die jusqu' à bout und knock-out Politiker der Entente an Konvent und Wohlfahrtsausschuß der Carnotzeit erinnerten, zur See blieb ihr Wettersturm ohnmächtig. Die französische Flotte kam nur einmal vor Gallipoli zum Schuß, wo sie und noch mehr die englische sich von der alten Wahrheit überzeugten, daß gut gedeckte Strandbatterien jedes Schiffsfeuer bezwingen. Die englische, meerbeherrschende Marine führte nur Krieg gegen deutsche Frauen und Kinder, sie vollzog Hungerblockade unter Brutalisierung der Neutralen und wohlwollenden Augenzwinkern Wilsons, des Apostels der Menschenrechte, doch lieferte kein Trafalgar. Die Schlacht am Skagerack, wo beide Parteien sich fälschlich den Sieg zusprachen, enthüllte eine gewisse Überlegenheit deutscher Führung und brachte den Briten trotz Untergang von »Lützow«, »Pommern« und einiger Beschädigung von »Seydlitz«, »Derfflinger« fast dreifach größeren Verlust. Die englische Flotte blamierte sich, ungestrafte Beschießung der englischen Ostküste beschimpfte tödlich die Meerkönigin. Unsere Besatzungen gingen durchweg wie Helden unter. Was ferner U-Boote oder »Emden« leisteten überstieg jede mögliche Erwartung und erinnerte an die Zeiten Drakes, als seien Wagemut und nautische Überlegenheit auf die Hansaenkel übergetreten. Man wird dies für alle Zukunft festhalten müssen. Doch die Kehrseite der Medaille blieb vorerst verborgen, kein Mensch wußte, mit welch unerhörtem Bluff Tirpitz und Capelle ihre U-Bootherrschaft ausprahlten, obschon sie am besten unsere Rückständigkeit dieser Waffe bei Kriegsbeginn kannten, die Geringfügigkeit unsrer zahlenmäßigen Mittel. Völliges Versagen der ungeheuren U-Bootübermacht der Entente ist ein Kapitel für sich. Es scheint, daß die Deutschen es trieben wie bei der Filmkunst: Abwarten, Beobachten und dann alles weit übertreffen! Doch damit noch Amerikas Kriegserklärung herauszufordern, diese unglaublichste Torheit stürzte uns ins Verderben. Und was veranlaßte

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