Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen
meines müden Gehirns.
»Fliegen wir irgendwohin?«, fragte ich Alice.
»Nein, aber wir bleiben vorsichtshalber in der Nähe.«
Dann waren wir auf den Ring um den Flughafen gefahren, das wusste ich auch noch … doch ich erinnerte mich nicht, ihn wieder verlassen zu haben. Irgendwann dazwischen musste ich also eingeschlafen sein.
Allerdings hatte ich auch eine vage Erinnerung daran, aus dem Auto gestiegen zu sein. Die Sonne ging gerade unter … mein Arm lag über Alice’ Schulter … sie umfasste meine Hüfte und ich stolperte durch die warmen, trockenen Schatten neben ihr her.
Doch dieses Zimmer sah ich zum ersten Mal.
Ich schaute auf die Uhr, die auf dem Nachttisch stand. Ihre Ziffern zeigten drei Uhr an, aber ich wusste nicht, ob es Nachmittag oder Nacht war. Kein Lichtstrahl drang durch den dichtgeschlossenen, schweren Vorhang. Alle Lichter im Zimmer brannten.
Ich erhob mich mit steifen Gliedern, taumelte zum Fenster und zog den Vorhang beiseite.
Es war dunkel draußen – drei Uhr morgens also. Durch das Fenster sah ich den leeren Freeway und das neue Parkhaus des Flughafens. Es beruhigte mich ein wenig, Ort und Zeit bestimmen zu können.
Ich blickte an mir herab. An meinem Körper hingen noch immer Esmes viel zu große Sachen. Ich schaute mich um und war froh, auf einer Kommode meine Tasche zu entdecken.
Als ich gerade dabei war, etwas anderes zum Anziehen herauszusuchen, klopfte es leise. Ich zuckte zusammen.
»Darf ich?«, hörte ich Alice fragen.
Ich atmete tief ein. »Klar.«
Sie kam herein und musterte mich skeptisch. »Du siehst aus, als könntest du noch mehr Schlaf vertragen«, sagte sie.
Ich schüttelte nur den Kopf.
Sie glitt geräuschlos zum Fenster und zog sorgfältig den Vorhang zu.
»Wir werden nicht rausgehen können«, sagte sie.
»Okay«, sagte ich mit heiserer Stimme.
»Hast du Durst?«, fragte sie.
Ich zuckte mit den Schultern. »Mir fehlt nichts. Und dir?«
»Ein paar Kleinigkeiten.« Sie lächelte. »Ich hab was zu essen für dich bestellt, es steht nebenan. Edward hat mich daran erinnert, dass du sehr viel regelmäßiger was zu dir nehmen musst als wir.«
Augenblicklich war ich hellwach. »Hat er angerufen?«
»Nein«, sagte sie. »Das war, bevor wir losfuhren.«
Sie musste mir meine Enttäuschung angesehen haben, denn sie nahm meine Hand und führte mich in das Wohnzimmer der Hotelsuite. Aus dem Fernseher kamen leise Stimmen. Am Schreibtisch in der Ecke des Zimmers saß Jasper und verfolgte ohne einen Funken von Interesse die Nachrichten.
Auf einem niedrigen Couchtisch stand ein Tablett mit Essen. Ich setzte mich auf den Boden und begann, darin herumzustochern, ohne darauf zu achten, was ich aß.
Alice lümmelte sich auf die Sofalehne und starrte ebenfalls mit leerem Blick auf den Fernseher.
Während ich mir langsam Bissen um Bissen in den Mund schob, beobachtete ich sie. Hin und wieder drehte ich mich zu Jasper um. Beide wandten ihre Augen nicht ein einziges Mal vom Bildschirm ab, auch nicht in der Werbepause. Ich schob das Tablett von mir weg; ich hatte mit einem Mal ein flaues Gefühl im Magen. Alice schaute mich fragend an.
»Was ist los, Alice?«
»Gar nichts.« Ihre Augen waren groß und treuherzig … und ich traute ihnen nicht.
»Was machen wir jetzt?«
»Wir warten darauf, dass Carlisle anruft.«
»Heißt das, er hätte schon anrufen sollen?« Ich sah, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Alice’ Blick huschte von mir zum Telefon und wieder zurück.
»Und was bedeutet das?« Meine Stimme bebte, und ich versuchte, sie zu kontrollieren. »Dass er noch nicht angerufen hat?«
»Es bedeutet, dass er uns nichts mitzuteilen hat, das ist alles.«
Doch es klang zu glatt; irgendetwas schnürte mir die Luft ab.
Plötzlich stand Jasper neben mir, ohne seinen sonst üblichen Sicherheitsabstand zu mir einzuhalten.
»Bella«, sagte er mit verdächtig beruhigender Stimme. »Es gibt keinen Grund zur Sorge. Du bist sicher hier.«
»Das weiß ich.«
»Wovor hast du dann Angst?«, fragte er verblüfft. Er konnte zwar meine Stimmung spüren, doch der Grund dafür blieb ihm verborgen.
»Du hast doch gehört, was Laurent gesagt hat.« Ich flüsterte nur, doch ich wusste, sie konnten mich hören. »James ist tödlich. Was ist, wenn etwas schiefgeht und sie getrennt werden? Wenn einem von ihnen etwas passiert, Carlisle oder Emmett oder … Edward …« Ich schluckte. »Oder wenn diese wilde Frau Esme etwas antut …« Meine Stimme war lauter geworden, höher,
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