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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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anderer Meinung war als er.
    »Das ist unfair. Ich finde, ich habe ein Recht darauf, das zu wissen.«
    »Finde ich auch.«
    Ich schaute sie erwartungsvoll an.
    Sie seufzte. »Er wird extrem sauer sein.«
    »Er muss es ja nicht erfahren – das bleibt zwischen uns. Bitte, Alice, sag es mir als Freundin.« Denn Freundinnen waren wir inzwischen – was sie wahrscheinlich längst vorausgesehen hatte.
    Sie schaute mich aus ihren schönen, weisen Augen an … und traf eine Entscheidung.
    »Ich kann dir sagen, wie es vor sich geht«, begann sie, »aber ich erinnere mich selber nicht daran und war nie bei einer Verwandlung dabei – es ist also alles nur Theorie.«
    Ich wartete.
    »Wie alle anderen Raubtiere sind wir im Übermaß mit Fähigkeiten und Waffen ausgestattet, viel üppiger als eigentlich notwendig: die körperliche Stärke, die Geschwindigkeit, die scharfen Sinne, abgesehen von zusätzlichem Wahrnehmungsvermögen wie bei Edward, Jasper oder mir. Dazu kommt, dass wir äußerlich attraktiv auf unsere Beute wirken, genau wie Fleisch fressende Pflanzen.«
    Ich rührte mich nicht; ich war in Gedanken bei dem sonnigen Nachmittag auf der Wiese, als Edward mir genau das vorgeführt hatte.
    Dann grinste sie breit – und seltsam bedrohlich. »Und wir haben noch eine weitere Waffe, eine ziemlich überflüssige, wenn du mich fragst. Wir sind nämlich auch giftig.« Ihre Zähne blitzten. »Das Gift ist nicht tödlich, es macht nur bewegungsunfähig. Es breitet sich langsam durch die Blutbahn aus, so dass unser Opfer, wenn es erst mal gebissen ist, zu große Schmerzen hat, um zu entkommen. Überflüssig, wie gesagt – wenn wir nahe genug herankommen, um zu beißen, gibt es sowieso kein Entkommen. Es gibt natürlich immer Ausnahmen. Carlisle zum Beispiel.«
    »Das heißt … wenn sich das Gift ungehindert ausbreiten kann …«, murmelte ich.
    »Dann dauert es einige Tage, bis die Verwandlung abgeschlossen ist; wie lange genau, hängt davon ab, wie hoch die Konzentration des Giftes im Blut ist und wie nahe am Herzen das Opfer gebissen wurde. Solange das Herz schlägt, breitet sich das Gift aus und stärkt den Körper – doch zugleich verändert es ihn. Wenn das Herz aufhört zu schlagen, ist die Umwandlung vollendet. Doch solange sie andauert, gibt es keine Minute, in der das Opfer sich nicht wünscht, tot zu sein.«
    Es lief mir kalt den Rücken runter.
    »Es ist kein angenehmes Gefühl.«
    »Edward meinte, es sei auch schwierig durchzuführen … Ich versteh das nicht richtig.«
    »Ein bisschen sind wir wie Haie, Bella. Sobald wir Blut gerochen oder gar gekostet haben, ist es fast unmöglich, nicht zu trinken. Und manchmal ist es unmöglich. Das heißt, wenn ich jemanden beißen und von seinem Blut kosten würde, geht der Kampf erst los. Es ist für beide Seiten schwierig – hier die Blutgier, dort die schrecklichen Schmerzen.«
    »Was glaubst du, warum du dich nicht erinnern kannst?«
    »Ich weiß es nicht. Für alle anderen sind die Schmerzen der Verwandlung die deutlichste Erinnerung an ihr menschliches Leben. Ich dagegen«, sagte sie wehmütig, »habe keine einzige.«
    Dann schwiegen wir und hingen unseren jeweiligen Gedanken nach.
    Die Zeit verging, und ich hatte ihre Gegenwart fast vergessen, so tief war ich in meine Grübelei versunken.
    Dann, urplötzlich, schnellte Alice vom Bett hoch und landete weich auf ihren Füßen. Erschrocken blickte ich zu ihr auf.
    »Etwas ist anders«, sagte sie aufgeregt, doch ihre Worte waren nicht mehr an mich gerichtet.
    Sie erreichte gleichzeitig mit Jasper, der offensichtlich ihren Ausruf gehört hatte, die Tür. Er legte seine Hände auf ihre Schultern, führte sie zurück zum Bett und drückte sie sanft auf die Kante.
    »Was siehst du?«, fragte er eindringlich und schaute ihr in die Augen, die in eine unbestimmte Ferne blickten. Ich setzte mich neben sie und beugte mich näher heran, um ihre leisen, schnellen Worte zu verstehen.
    »Einen Raum. Er ist lang und voller Spiegel und hat einen Holzfußboden. Er ist dort – er wartet. Vor den Spiegeln verläuft etwas, eine Art goldener Streifen.«
    »Und wo? Wo ist der Raum?«
    »Ich weiß nicht. Irgendetwas fehlt; eine Entscheidung steht noch aus.«
    »Wann?«
    »Bald. Er wird vielleicht schon heute in diesem Raum sein, auf jeden Fall morgen. Er wartet auf etwas, davon hängt es ab. Und jetzt sehe ich ihn im Dunkeln.«
    Methodisch, mit ruhiger Stimme, fragte Jasper sie aus. »Was tut er?«
    »Er sieht fern … Nein, er schaut

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