Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen
sofort auf die Zunge. Ich konnte nur hoffen, dass er das nicht allzu wörtlich nahm.
Er zog ab, zurück in Richtung Schule. Ich hörte ein leises Glucksen.
Edward ging an meinem Transporter vorbei, den Blick nach vorne gerichtet, die Lippen zusammengepresst. Ich riss die Tür auf, stieg ein und schlug sie krachend zu. Dann ließ ich den Motor aufheulen und parkte rückwärts aus. Edward saß zwei Parklücken weiter bereits in seinem Auto und glitt elegant vor mir in die Spur. Dort blieb er stehen – und wartete auf seine Geschwister; ich sah die vier in unsere Richtung laufen, doch sie waren erst bei der Cafeteria. Ich spielte mit dem Gedanken, ihm den Kofferraum einzudrücken, aber es gab zu viele Zeugen. Ich schaute in den Rückspiegel und sah, dass sich eine Schlange bildete. Direkt hinter mir saß Tyler Crowley in seinem kürzlich angeschafften gebrauchten Nissan Sentra und winkte. Ich war zu aufgebracht, um auf ihn zu reagieren.
Als ich dort saß und wartete und meine Augen auf alles, nur nicht auf den Wagen vor mir richtete, klopfte es auf der Beifahrerseite am Fenster. Ich schaute hinüber; es war Tyler. Verwirrt warf ich einen Blick in den Rückspiegel – sein Motor war an, die Autotür stand offen. Ich lehnte mich hinüber, um das Fenster runterzukurbeln. Es klemmte. Ich schaffte es zur Hälfte, dann gab ich auf.
»Tut mir leid, Tyler, aber ich steck hinter Cullen fest.« Ich war genervt – es war ja wohl klar, dass ich nichts für den Stau konnte.
»Ja, ich weiß – ich wollte dich nur etwas fragen, solange wir hier festsitzen.« Er grinste.
Das war ja wohl alles nicht wahr.
»Hast du vor, mich zum Frühjahrsball zu bitten?«, fragte er weiter.
»Ich bin nicht hier, Tyler.« Ich klang ein wenig zu gereizt. Es war schließlich nicht seine Schuld, dass Mike und Eric meine Geduld für den Tag schon aufgebraucht hatten.
»Ja, das hat Mike auch gesagt«, gab er zu.
»Aber warum …?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich hatte gehofft, du wolltest es ihm nur schonend beibringen.«
Okay – es war komplett seine Schuld.
»Tut mir leid, Tyler«, sagte ich und versuchte meinen Ärger zu verbergen. »Aber ich bin wirklich nicht hier an dem Tag.«
»Ist schon okay. Wir haben ja noch den Jahresabschlussball.«
Und bevor ich etwas erwidern konnte, lief er zu seinem Wagen zurück. Ich war vollkommen fassungslos. Als ich nach vorne schaute, glitten Alice, Rosalie, Emmett und Jasper gerade auf ihre Sitze. Im Rückspiegel des Volvos sah ich Edwards Augen – er beobachtete mich. Und offensichtlich kriegte er sich kaum ein vor Lachen, so als hätte er jedes Wort von Tyler verstanden. Es juckte mich im rechten Fuß – ein kleiner Schubser würde niemandem wehtun, nur der silberne Glanzlack würde etwas abbekommen.
Ich ließ den Motor aufheulen.
Doch sie saßen jetzt alle, und Edward brauste davon. Ich fuhr langsam und vorsichtig nach Hause und schimpfte den ganzen Weg vor mich hin.
Zu Hause beschloss ich, für abends Geflügel-Enchiladas zu machen – das dauerte eine Weile und würde mich beschäftigen. Als ich gerade die Zwiebeln und Chilis anschmorte, klingelte das Telefon. Ich hatte ein bisschen Angst ranzugehen, aber es hätte ja Charlie oder Mom sein können.
Es war Jessica, und sie sprudelte über vor Glück; Mike hatte sie nach der Schule abgefangen, um ihr zu sagen, dass er die Einladung annahm. Ich freute mich kurz mit ihr, während ich weiter in der Pfanne rührte, dann musste sie Schluss machen, um Angela und Lauren die frohe Kunde zu übermitteln. Ich schlug ganz unschuldig vor, dass die schüchterne Angela aus Bio vielleicht Eric fragen könnte. Und Lauren, die mir gegenüber reserviert war und mich am Mittagstisch immer ignorierte, Tyler; ich hätte gehört, er wäre noch nicht vergeben. Jess fand die Idee prima. Und jetzt, da Mike ihr sicher war, klang sie sogar aufrichtig, als sie sagte, dass es schön wäre, wenn ich auch käme. Ich erzählte auch ihr, ich würde nach Seattle fahren.
Nach dem Telefonat konzentrierte ich mich aufs Kochen, besonders auf das Würzen des Hühnchens; ich hatte keine Lust, schon wieder in der Notaufnahme zu landen. Doch mir schwirrte der Kopf, weil ich versuchte jedes Wort zu analysieren, das Edward heute gesagt hatte. Was meinte er damit, dass es besser war, nicht befreundet zu sein?
Als mir die einzig mögliche Antwort einfiel, wurde mir ganz flau im Magen: Ihm musste aufgefallen sein, wie sehr ich ihn anhimmelte, das war die einzige Erklärung.
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