Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
grimmig an, nahm sich ein Stück Pizza vom Tablett, biss ab, kaute kurz und schluckte – alles, ohne den Blick von mir abzuwenden. Ich schaute mit aufgerissenen Augen zu.
    »Wenn jemand dich fragt, ob du dich traust, Erde zu essen, dann könntest du das doch auch, oder?«, fragte er herablassend.
    Ich rümpfte meine Nase. »Hab ich mal … es war eine Wette«, gab ich zu. »Es war gar nicht so schlimm.«
    Er lachte. »Ich würde sagen, das überrascht mich nicht.« Irgendetwas hinter mir erregte seine Aufmerksamkeit.
    »Jessica analysiert jede meiner Bewegungen – sie wird das alles später haarklein vor dir ausbreiten.« Er schob den Rest der Pizza zu mir herüber. Als er Jessica erwähnte, trat der verärgerte Ausdruck von eben wieder in sein Gesicht.
    Ich legte den Apfel beiseite und biss von der Pizza ab, ohne ihn anzuschauen – ich wusste, er würde gleich loslegen.
    »Die Kellnerin war also hübsch, ja?«, fragte er beiläufig.
    »Hast du das wirklich nicht bemerkt?«
    »Nein. Ich hab sie nicht beachtet. Mir ging eine Menge durch den Kopf.«
    »Armes Ding.« Jetzt konnte ich es mir ja erlauben, gönnerhaft zu sein.
    Er ließ sich nicht ablenken. »Eine Sache, die du zu Jessica gesagt hast … na ja, die wurmt mich.« Er hatte den Kopf gesenkt und schaute sorgenvoll unter seinen Wimpern hervor nach oben; seine Stimme klang rau.
    »Das wundert mich gar nicht, dass du was gehört hast, was dir nicht gefallen hat. Du weißt ja, wie es dem Lauscher an der Wand ergeht«, erinnerte ich ihn.
    »Ich hab dir gesagt, dass ich zuhören werde.«
    »Und ich hab dir gesagt, dass du nicht alles wissen willst, was ich denke.«
    »Das hast du gesagt«, pflichtete er mir bei, doch seine Stimme behielt ihren unwirschen Klang. »Aber das stimmt nicht ganz. Ich möchte sehr wohl wissen, was du denkst – alles. Ich wünschte nur … dass du über einige Sachen anders denken würdest.«
    Ich schaute ihn finster an. »Das ist ein ziemlicher Unterschied.«
    »Aber darum geht’s im Moment sowieso nicht.«
    »Und worum geht es?«
    Wir hatten uns über den Tisch hinweg einander zugeneigt. Seine großen weißen Hände waren unter seinem Kinn verschränkt, ich saß nach vorne gebeugt da und umfasste mit der rechten Hand meinen Nacken. Ich musste mir in Erinnerung rufen, dass wir uns in der gutgefüllten Cafeteria befanden und wahrscheinlich gerade etliche neugierige Augenpaare auf uns gerichtet waren. Es wäre ein Leichtes gewesen, mich in unserer spannungsgeladenen kleinen Zweisamkeit zu verlieren und die Außenwelt zu vergessen.
    »Glaubst du wirklich, dass du mehr für mich empfindest als ich für dich?«, fragte er leise, wobei er sich weiter zu mir rüberlehnte und mich aus seinen tiefgoldenen Augen durchdringend anschaute.
    Ich versuchte mich zu erinnern, wie man ausatmet – es fiel mir erst wieder ein, als ich meinen Blick abgewandt hatte.
    »Du tust es schon wieder«, murmelte ich.
    Überrascht weiteten sich seine Augen. »Was denn?«
    »Du bringst mich aus der Fassung«, gestand ich ein und versuchte ihm wieder in die Augen zu schauen, ohne meine Konzentration einzubüßen.
    »Oh.« Er runzelte die Stirn.
    »Du kannst nichts dafür«, seufzte ich.
    »Beantwortest du meine Frage?«
    Ich schlug meine Augen nieder. »Ja.«
    »Ja, du beantwortest die Frage, oder ja, du glaubst das wirklich?« Er klang erneut verärgert.
    »Ja, ich glaube das wirklich.« Ich vertiefte mich in das Holzmuster, das auf das Laminat der Tischplatte gedruckt war. Das Schweigen hielt an. Dieses Mal wollte ich nicht diejenige sein, die es brach, und so widerstand ich der übergroßen Versuchung, einen Blick auf sein Gesicht zu werfen.
    Als er schließlich sprach, war seine Stimme samtweich. »Du irrst dich.«
    Ich blickte auf; seine Augen waren sanft.
    »Das weißt du doch gar nicht«, widersprach ich flüsternd. Zweifelnd schüttelte ich meinen Kopf, auch wenn seine Worte mein Herz lauter pochen ließen und ich ihnen so gerne Glauben geschenkt hätte.
    »Wie kommst du denn darauf?« Er schaute mich so eindringlich aus seinen glänzenden Topasaugen an, als würde er – vergeblich – versuchen, die Wahrheit direkt aus meinen Gedanken zu schöpfen.
    Ich hielt seinem Blick stand und bemühte mich, einen klaren Gedanken zu fassen und eine Erklärung zu formulieren. Während ich um Worte rang, sah ich, dass er ungeduldig wurde; je länger ich nichts sagte, desto finsterer wurde sein Blick. Ich löste meine Hand vom Nacken und hob den

Weitere Kostenlose Bücher