Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
dafür entscheidest, bei uns zu bleiben, kann ich nicht für deine Sicherheit garantieren.«
»Ich werde ihr nichts tun«, murmelte Jacob und senkte den Blick.
Sam tat so, als hätte er nichts gehört. »Wenn es irgendeinen anderen Ort gibt, an dem du dich sicher fühlst …«
Ich biss mir auf die Lippe. Wo könnte ich hin, ohne jemand anders in Gefahr zu bringen? Wieder schrak ich davor zurück, Renée in die Sache hineinzuziehen – sie auch in Gefahr zu bringen, nur weil ich Zielscheibe war … »Ich will Victoria nicht irgendwo anders hinlocken«, flüsterte ich.
Sam nickte. »Da hast du Recht. Es ist besser, wenn sie hier ist, wo wir der Sache ein Ende bereiten können.«
Ich zuckte zusammen. Ich wollte nicht, dass Jacob oder einer der anderen Victoria ein Ende bereitete. Ich schaute Jake ins Gesicht – er sah gelassen aus, fast so, wie ich ihn kannte, bevor die Wolfsgeschichte angefangen hatte, und es schien ihn überhaupt nicht zu belasten, dass er auf Vampirjagd gehen sollte.
»Ihr seid doch vorsichtig, oder?«, fragte ich mit einem hörbaren Kloß im Hals.
Die Jungs prusteten erheitert los. Alle lachten mich aus – bis auf Emily. Ich begegnete ihrem Blick, und auf einmal konnte ich in ihrem entstellten Gesicht eine Symmetrie erkennen. Ihr Gesicht war immer noch schön, und es war bewegt von einer Sorge, die noch viel heftiger war als meine. Ich musste den Blick abwenden, ehe die Liebe, die sich hinter dieser Sorge verbarg, mir wieder wehtat.
»Das Essen ist fertig«, verkündete sie dann, und vergessen war die Strategiebesprechung. Die Jungs stürmten an den Tisch – der winzig war und so aussah, als könnten sie ihn jeden Moment zum Einsturz bringen – und verschlangen in Rekordgeschwindigkeit die Eier aus der überdimensionalen Pfanne, die Emily in die Mitte gestellt hatte. Emily aß, wie ich, an die Anrichte gelehnt, um dem Tumult am Tisch zu entgehen, und schaute den Jungs liebevoll zu. Sie waren ihre Familie, das sah man ihr an.
Alles in allem war es ein wenig anders, als ich es von einem Rudel Werwölfe erwartet hätte.
Ich verbrachte den Tag in La Push, größtenteils bei Billy. Er sprach Charlie zu Hause und auf der Wache auf den Anrufbeantworter, und zum Abendessen kam Charlie mit zwei Pizzen an. Es war nur gut, dass er große geholt hatte, denn eine davon aß Jacob ganz allein auf.
Es entging mir nicht, dass Charlie uns beide den ganzen Abend misstrauisch beäugte, vor allem Jacob, der sich so verändert hatte. Er fragte ihn nach seinen Haaren, aber Jacob zuckte nur die Achseln und sagte, so sei es praktischer.
Ich wusste, dass Jacob, sobald Charlie und ich fort waren, wieder losziehen würde – er würde wieder als Wolf herumlaufen, wie er es mit Unterbrechungen schon den ganzen Tag getan hatte. Ständig lagen er und seine »Brüder« auf der Lauer und warteten auf ein Zeichen von Victorias Rückkehr. Aber da sie sie letzte Nacht von den heißen Quellen vertrieben hatten – Jacob zufolge hatten sie sie fast bis nach Kanada gejagt –, musste sie erst einen neuen Vorstoß wagen.
Ich machte mir keine Hoffnung, dass sie aufgeben könnte. So ein Glück hatte ich nicht.
Nach dem Abendessen begleitete Jacob mich zu meinem Transporter und wartete darauf, dass Charlie zuerst losfuhr.
»Du brauchst heute Nacht keine Angst zu haben«, sagte Jacob, während Charlie so tat, als käme er mit seinem Gurt nicht zurecht. »Wir sind im Wald und passen auf.«
»Ich hab keine Angst um mich selbst«, versprach ich.
»Du bist albern. Vampire jagen macht Spaß. Das ist noch das Beste an dem ganzen Schlamassel.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin vielleicht albern, aber du bist echt gestört.«
Er kicherte. »Ruh dich mal aus, Bella, Schatz. Du siehst müde aus.«
»Ich werd’s versuchen.«
Charlie drückte ungeduldig auf die Hupe.
»Bis morgen«, sagte Jacob. »Komm morgen früh gleich vorbei.«
»Mach ich.«
Ich fuhr voraus, und Charlie fuhr hinter mir her. Ich achtete kaum auf die Scheinwerfer im Rückspiegel. Stattdessen überlegte ich, wo Sam und Jared und Embry und Paul wohl herumliefen. Ich fragte mich, ob Jacob schon zu ihnen gestoßen war.
Als wir zu Hause waren, lief ich schnell zur Treppe, aber Charlie holte mich sofort ein.
»Was ist los, Bella?«, fragte er, bevor ich entwischen konnte. »Ich dachte, Jacob wäre Mitglied in einer Gang und ihr beiden hättet Streit.«
»Wir haben uns wieder vertragen.«
»Und die Gang?«
»Ich weiß nicht – Jungs in dem Alter kann man
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