Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
zwei Muffins vom Tisch. »Tut mir leid wegen vorhin«, sagte er leise. »Wie geht’s dir?«
»Ganz gut, keine Sorge. Die Muffins sind lecker.« Ich nahm meinen Muffin wieder und knabberte daran. Kaum war Jacob an meiner Seite, tat es in meiner Brust nicht mehr so weh.
»O nein!«, jammerte Jared plötzlich.
Ich schaute auf, und er und Embry inspizierten gerade einen verblassenden rosa Kratzer auf Pauls Unterarm. Embry grinste frohlockend.
»Fünfzehn Dollar!«, brüllte er.
»Warst du das?«, flüsterte ich Jacob zu, als mir die Wette wieder einfiel.
»Ich hab ihn kaum berührt. Bis Sonnenuntergang ist davon nichts mehr zu sehen.«
»Bis Sonnenuntergang?« Ich betrachtete den Kratzer auf Pauls Arm. Komisch, er sah aus, als wäre er schon mehrere Wochen alt.
»Das ist typisch für Wölfe«, flüsterte Jacob.
Ich nickte und versuchte, nicht verstört auszusehen.
»Bei dir alles in Ordnung?«, fragte ich leise.
»Ich hab keinen Kratzer abgekriegt.« Er sah ziemlich selbstgefällig aus.
»He, Jungs«, rief Sam mit lauter Stimme, und alle in dem kleinen Raum verstummten. Emily stand am Herd und schob ihre Eiermischung in einer großen Pfanne herum, aber Sams Hand lag noch immer an ihrer Hüfte. »Jacob hat Neuigkeiten für uns.«
»Ich weiß jetzt, was die Rothaarige will«, sagte Jacob an Jared und Embry gerichtet. »Das wollte ich euch vorhin schon erzählen.« Er trat gegen den Stuhl, auf den Paul sich gesetzt hatte.
»Und?«, fragte Jared.
Jacobs Miene wurde ernst. »Sie will tatsächlich ihren Gefährten rächen – aber das war gar nicht der schwarzhaarige Blutsauger, den wir getötet haben. Die Cullens haben letztes Jahr ihren Gefährten um die Ecke gebracht, und jetzt ist sie hinter Bella her.«
Obwohl das für mich nichts Neues war, zitterte ich.
Jared, Embry und Emily starrten mich mit offenem Mund an.
»Sie ist doch nur ein Mädchen«, protestierte Embry.
»Ich hab nicht behauptet, dass es logisch ist. Aber das ist der Grund, weshalb sie versucht hat, an uns vorbeizukommen. Sie wollte nach Forks.«
Sie starrten mich immer noch mit offenem Mund an, eine ganze Weile. Ich duckte mich.
»Na super«, sagte Jared schließlich, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Damit hätten wir einen Köder.«
Mit verblüffender Geschwindigkeit schnappte Jacob sich einen Dosenöffner von der Anrichte und zielte damit auf Jareds Kopf. Blitzschnell fuhr Jareds Hand hoch, und er fing den Dosenöffner gerade noch, bevor er im Gesicht getroffen wurde.
»Bella ist keine Beute.«
»Du weißt, was ich meine«, sagte Jared unerschrocken.
»Dann ändern wir also unsere Strategie«, sagte Sam, ohne auf ihr Gezänk einzugehen. »Wir lassen ein paar Schlupflöcher und gucken, ob sie drauf reinfällt. Wir müssen uns dann zwar aufteilen, und das gefällt mir nicht. Aber wenn sie wirklich hinter Bella her ist, wird sie wahrscheinlich nicht versuchen, das auszunutzen.«
»Quil wird wohl sehr bald zu uns stoßen«, murmelte Embry. »Dann können wir uns in zwei gleich große Gruppen aufteilen.«
Alle senkten den Blick. Ich schaute Jacob ins Gesicht, und er sah so verzweifelt aus wie gestern Nachmittag. Hier in dieser fröhlichen Küche schienen sie mit ihrem Schicksal im Reinen zu sein, doch keiner der Werwölfe wünschte seinem Freund dasselbe.
»Na, darauf wollen wir uns lieber nicht verlassen«, sagte Sam leise, dann sprach er in normaler Lautstärke weiter: »Paul, Jared und Embry übernehmen das äußere Gelände, Jacob und ich das innere. Wenn wir sie gestellt haben, kommen wir alle zusammen.«
Emily gefiel es offensichtlich nicht, dass Sam in der kleineren Gruppe war. Als ich ihre Unruhe bemerkte, schaute ich zu Jacob und machte mir auch Sorgen.
Sam fing meinen Blick auf. »Jacob meint, dass es am besten ist, wenn du dich so viel wie möglich hier in La Push aufhältst. Nur für alle Fälle. Hier wird sie dich nicht so leicht finden.«
»Und was ist mit Charlie?«, fragte ich.
»Das Basketballturnier ist immer noch im Gang«, sagte Jacob. »Da dürften Billy und Harry es hinkriegen, dass Charlie die meiste Zeit hier ist, wenn er nicht arbeitet.«
»Moment mal«, sagte Sam und hob eine Hand. Sein Blick huschte zu Emily und dann wieder zu mir. »Das ist Jacobs Vorschlag, aber du musst für dich selbst entscheiden. Du solltest die Risiken ganz genau abwägen. Heute Morgen hast du gesehen, wie leicht es hier gefährlich werden kann, wie schnell die Sache aus dem Ruder läuft. Wenn du dich
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