Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
winken, die Alice abwehren wollten. Aro ging ihr entgegen und nahm mit einem habgierigen Glitzern im Blick ihre Hand.
Er beugte den Kopf über ihrer beider Hände und schloss die Augen, während er sich konzentrierte. Alice stand unbeweglich da, ihr Gesicht verriet keine Regung. Ich hörte, wie Edward die Zähne zusammenschlug.
Niemand bewegte sich. Aro schien über Alice’ Hand wie erstarrt. Die Sekunden verstrichen und ich wurde immer nervöser. Ich fragte mich, wie viel Zeit vergehen konnte, bevor es zu lange war. Bevor es bedeutete, dass etwas verkehrt war – noch verkehrter, als es sowieso schon war.
Ein weiterer quälender Moment verging, dann brach Aro das Schweigen.
»Hahaha«, lachte er, den Kopf immer noch gebeugt. Langsam hob er den Blick und seine Augen leuchteten vor Erregung. »Das war faszinierend !«
Alice lächelte trocken. »Es freut mich, dass es dir gefallen hat.«
»Zu sehen, was du gesehen hast – vor allem das, was noch nicht geschehen ist!« Er schüttelte verwundert den Kopf.
»Was jedoch geschehen wird«, erinnerte sie ihn ruhig.
»Ja, ja, es ist entschieden. Gewiss wird es keine Probleme geben.«
Caius sah bitter enttäuscht aus, und Felix und Jane schienen genauso zu empfinden.
»Aro«, beschwerte sich Caius.
»Lieber Caius.« Aro lächelte. »Zürne nicht. Denk an die Möglichkeiten! Selbst wenn sie sich uns heute nicht anschließen, so können wir doch immer noch auf die Zukunft hoffen. Stell dir die Freude vor, die allein die junge Alice in unseren kleinen Haushalt bringen würde … Außerdem bin ich schrecklich neugierig, was aus Bella wird!«
Aro schien überzeugt. War ihm nicht bewusst, wie unbeständig Alice’ Visionen waren? Dass sie sich heute entschließen konnte, mich zu verwandeln, und morgen schon ihre Meinung ändern konnte? Eine Million winziger Entscheidungen, ihre eigenen und die so vieler anderer – Edwards zum Beispiel –, konnten ihren Weg und damit die Zukunft beeinflussen.
Und spielte es überhaupt eine Rolle, dass Alice dazu bereit war, wenn es für Edward eine so abstoßende Vorstellung war, dass ich ein Vampir werden könnte? Wenn der Tod für ihn eine bessere Möglichkeit war, als mich immer bei sich zu haben, einen unsterblichen Plagegeist? In meiner Panik spürte ich, wie ich in Verzweiflung versank, darin ertrank …
»Dann dürfen wir jetzt gehen?«, fragte Edward gleichmütig.
»Ja, ja«, sagte Aro mit zuckersüßer Stimme. »Aber bitte besucht uns einmal wieder. Es war so spannend!«
»Und wir werden euch auch besuchen«, versprach Caius. Er hatte die Augen halb geschlossen und sah mit seinen schweren Lidern aus wie eine Eidechse. »Um sicherzugehen, dass ihr es auch zu Ende bringt. Ich an eurer Stelle würde nicht zu lange warten. Eine zweite Chance gibt es bei uns nicht.«
Edward biss die Zähne fest zusammen, nickte jedoch.
Caius grinste höhnisch und schwebte zurück zu Marcus, der immer noch reglos und desinteressiert dasaß.
Felix stöhnte.
»Ach, Felix.« Aro lächelte amüsiert. »Heidi muss jeden Augenblick hier sein. Geduld.«
»Hmmm.« Edwards Stimme hatte einen neuen Klang. »Wenn das so ist, verschwinden wir lieber so schnell wie möglich.«
»Ja«, sagte Aro. »Das ist eine gute Idee. Es kommt ja immer mal wieder zu Unfällen. Aber bitte wartet unten bis zum Einbruch der Dunkelheit, wenn es euch nichts ausmacht.«
»Natürlich«, sagte Edward, während es mich bei der Vorstellung gruselte, noch so lange warten zu müssen, bevor wir hier rauskonnten.
»Eins noch«, sagte Aro und zeigte mit einem Finger auf Felix. Felix trat sofort vor, und Aro band den grauen Umhang los, den der riesige Vampir trug, und zog ihn von seinen Schultern. Er warf ihn Edward zu. »Nimm den. Du fällst ein wenig auf.«
Edward zog den langen Umhang an, ohne die Kapuze aufzusetzen.
Aro seufzte. »Steht dir gut.«
Edward grinste, doch plötzlich wurde seine Miene hart und er warf einen Blick über die Schulter. »Vielen Dank, Aro. Wir warten unten.«
»Auf Wiedersehen, meine jungen Freunde«, sagte Aro, und seine Augen leuchteten, als er in dieselbe Richtung starrte.
»Kommt«, sagte Edward, der es plötzlich eilig hatte.
Demetri gab uns ein Zeichen, ihm zu folgen, dann ging er den Weg zurück, den wir gekommen waren, einen anderen Ausgang gab es offenbar nicht.
Schnell zog Edward mich neben sich. Alice ging nah an meiner anderen Seite, ihre Miene war starr.
»Nicht schnell genug«, murmelte sie.
Ich starrte sie erschrocken an, doch
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