Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
entwickelte. Nur wir drei, Mike, Jacob und ich – mein Plan ist ja perfekt aufgegangen, dachte ich mit grimmigem Sarkasmus.
Während ich weg war, schienen Jake und Mike sich kein Stückchen nähergekommen zu sein. Sie standen ein paar Meter voneinander entfernt und schauten sich nicht an, während sie auf mich warteten; Mike sah beleidigt aus, Jacob gutgelaunt wie immer.
»Angela ist krank«, sagte ich niedergeschlagen. »Sie und Ben können nicht kommen.«
»Die Grippe geht wohl richtig um. Austin und Conner waren heute auch nicht da. Vielleicht ist es besser, wenn wir das Ganze verschieben«, schlug Mike vor.
Bevor ich zustimmen konnte, sagte Jacob: »Von mir aus können wir fahren. Aber wenn du nicht mitwillst, Mike …«
»Nein, ich bin dabei«, unterbrach Mike ihn. »Ich hatte nur an Angela und Ben gedacht. Also los.« Er ging zu seinem Kombi.
»Hey, hast du was dagegen, wenn Jacob fährt?«, fragte ich. »Das hatten wir schon so abgemacht – er ist gerade mit dem Wagen fertig geworden. Den hat er ganz allein zusammengebastelt.« Ich prahlte wie eine Mama, deren Sprössling gerade Klassenbester geworden ist.
»Okay«, sagte Mike und knallte die Tür ein bisschen zu fest zu.
»Also gut«, sagte Jacob, als wäre damit alles abgemacht. Er schien sich als Einziger richtig wohl in seiner Haut zu fühlen.
Mike kletterte verärgert hinten in den Golf.
Jacob war gut gelaunt wie immer, er erzählte dies und das, bis ich fast vergessen hatte, dass Mike schmollend auf der Rückbank saß.
Dann änderte Mike seine Strategie. Er beugte sich vor, legte das Kinn auf die Lehne meines Sitzes, so dass seine Wange meine beinahe berührte. Ich rückte zur Seite und drehte mich mit dem Rücken zum Fenster.
»Funktioniert das Radio in der Kiste hier nicht?«, fragte er leicht gereizt und unterbrach Jacob damit mitten im Satz.
»Doch«, sagte Jacob. »Aber Bella mag keine Musik.«
Ich starrte Jacob überrascht an. Das hatte ich ihm noch nie erzählt.
»Bella?«, sagte Mike verärgert.
»Das stimmt«, murmelte ich und sah immer noch Jacobs heiteres Profil an.
»Wie kann man denn Musik nicht mögen?«, wollte Mike wissen.
Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Geht mir irgendwie auf die Nerven.«
»Hmpf.« Mike lehnte sich zurück.
Als wir beim Kino ankamen, reichte Jacob mir einen Zehndollarschein.
»Was soll das?«, fragte ich.
»Ich bin noch nicht alt genug für den Film«, erinnerte er mich.
Ich prustete los. »So viel dazu, dass das Alter relativ ist. Bringt Billy mich um, wenn ich dich reinschmuggele?«
»Nein. Ich hab ihm schon erzählt, dass du meine jugendliche Unschuld zerstören willst.«
Ich kicherte, und Mike ging schneller, um mit uns Schritt zu halten.
Fast wäre es mir lieber gewesen, wenn Mike nicht mitgekommen wäre. Er war immer noch beleidigt und trug nicht gerade viel zur Stimmung bei. Aber es wäre mir auch nicht recht gewesen, mit Jacob allein auszugehen. Damit hätte ich nichts gewonnen.
Der Film hielt, was er versprochen hatte. Noch während des Vorspanns wurden drei Leute in die Luft gesprengt und einer wurde geköpft. Das Mädchen vor mir hielt sich die Augen zu und verkroch sich fast im Arm ihres Freundes. Er tätschelte ihr die Schulter, aber auch er zuckte ein paarmal zusammen. Mike sah nicht so aus, als würde er überhaupt zuschauen. Seine Miene war starr und er guckte auf den Vorhang anstatt auf die Leinwand.
Ich richtete mich darauf ein, die zwei Stunden einfach über mich ergehen zu lassen – ich sah nur die Farben und die Bewegungen auf der Leinwand, ohne die Figuren, die Autos und Häuser im Einzelnen wahrzunehmen. Aber dann fing Jacob an zu kichern.
»Was ist?«, flüsterte ich.
»Also echt!«, murmelte er zurück. »Das Blut ist fünf Meter weit aus dem Typ rausgespritzt. Man kann’s auch übertreiben!«
Als gleich darauf ein anderer Mann von einem Fahnenmast an einer Betonwand aufgespießt wurde, lachte Jacob wieder in sich hinein.
Von da an sah ich mir den Film richtig an und lachte mit Jacob, als das Gemetzel immer abstruser wurde. Wie sollte ich bloß dagegen angehen, dass die Grenzen in unserer Beziehung verwischten, wenn ich so gern mit ihm zusammen war?
Jacob und Mike hatten beide Armlehnen meines Sitzes für sich beansprucht. Es sah unnatürlich aus, wie sie ihre Hände hielten, mit der Handfläche nach oben. Wie Bärenfallen, die bei der erstbesten Gelegenheit zuschnappen würden. Jacob nahm eigentlich immer meine Hand, wenn es sich ergab, aber im
Weitere Kostenlose Bücher