Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
dunklen Kino, mit Mike daneben, hätte es ein anderes Gewicht – und ich war mir sicher, dass er sich dessen bewusst war. Ich konnte nicht glauben, dass Mike dasselbe im Sinn hatte, aber er hielt die Hand genauso wie Jacob.
Ich verschränkte die Arme fest vor der Brust und hoffte, dass den beiden die Hände einschliefen.
Mike gab als Erster auf. Etwa nach der Hälfte des Films zog er den Arm zurück, beugte sich vor und legte den Kopf in die Hände. Erst hielt ich das für eine Reaktion auf irgendwas im Film, aber dann stöhnte er.
»Mike, ist was?«, flüsterte ich.
Das Pärchen vor uns drehte sich nach ihm um, als er wieder stöhnte.
»Ja«, keuchte er. »Ich glaub, mir ist schlecht.«
Im Schein der Leinwand sah ich, dass ihm der Schweiß auf der Stirn stand.
Wieder stöhnte er, dann stürzte er zum Ausgang. Ich stand auf und ging ihm hinterher. Jacob folgte mir auf dem Fuß.
»Nein, bleib du hier«, flüsterte ich. »Ich gucke, wie es ihm geht.«
Aber Jacob kam trotzdem mit.
»Bleib ruhig sitzen. Für deine acht Dollar kannst du jetzt auch noch ein bisschen Blut mitnehmen«, sagte ich, als wir im Gang waren.
»Schon gut. Du hast wirklich ein Händchen für gute Filme, Bella. Was für ein Schwachsinn«, sagte er, als wir den Saal verlassen hatten.
Im Foyer war Mike nicht zu finden, und jetzt war ich froh, dass Jacob mitgekommen war – er lief in die Herrentoilette, um zu gucken, ob Mike dort war.
Nach wenigen Sekunden war Jacob zurück.
»Ja, da ist er«, sagte er und verdrehte die Augen. »Was für ein Weichei. Such dir lieber einen mit einem stärkeren Magen. Einen, der über das Gemetzel nur lacht, von dem die Schwächlinge kotzen.«
»Ich werd die Augen offen halten.«
Wir waren ganz allein im Foyer. Beide Säle lagen im hinteren Teil des Kinos, und hier war nichts los – es war so still, dass wir das Ploppen des Popcorns an der Kasse hören konnten.
Jacob setzte sich auf die mit Cordsamt bezogene Bank an der Wand und klopfte auf den Platz neben sich.
»Hat sich so angehört, als würde er noch eine ganze Weile dadrin bleiben«, sagte er, streckte die langen Beine aus und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein.
Seufzend setzte ich mich neben ihn. Er sah aus, als wollte er noch mehr Grenzen verwischen. Und tatsächlich, kaum hatte ich mich gesetzt, rückte er näher und legte mir einen Arm um die Schultern.
»Jake«, protestierte ich und lehnte mich zur anderen Seite. Er ließ den Arm sinken, sah aber nicht so aus, als machte ihm diese kleine Abfuhr zu schaffen. Er nahm meine Hand und hielt sie fest, und als ich sie wegziehen wollte, umfasste er mit der anderen Hand mein Handgelenk. Woher nahm er das Selbstvertrauen?
»Jetzt wart mal einen Moment, Bella«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Ich möchte dich was fragen.«
Ich verzog das Gesicht. Ich wollte nicht, dass das passierte. Weder jetzt noch sonst irgendwann. Im Moment hatte ich nichts im Leben, was mir mehr bedeutete als Jacob Black. Aber er schien wild entschlossen, alles zu zerstören.
»Was ist?«, murmelte ich ärgerlich.
»Du magst mich doch, oder?«
»Das weißt du doch.«
»Lieber als diesen Typ, der sich dadrin die Seele aus dem Leib kotzt?« Er zeigte zur Herrentoilette.
»Ja.« Ich seufzte.
»Lieber als alle anderen Jungs, die du kennst?« Er war heiter und gelassen – als wäre meine Antwort nicht von Belang oder als wüsste er bereits, wie sie lautete.
»Und auch lieber als alle Mädchen«, betonte ich.
»Aber das ist alles«, sagte er, und das war keine Frage.
Es war schwer, darauf zu antworten. Würde er verletzt sein und mir aus dem Weg gehen? Wie sollte ich das ertragen?
»Ja«, flüsterte ich.
Er grinste mich an. »Das ist schon in Ordnung, weißt du. Solange du mich am liebsten magst. Und mich gut aussehend findest – irgendwie. Ich stelle mich darauf ein, so hartnäckig zu sein, dass es nervt.«
»Meine Gefühle werden sich aber nicht ändern«, sagte ich, und obwohl ich versuchte, normal zu sprechen, hörte ich selbst, wie traurig das klang.
Jetzt sah er nachdenklich aus, nicht länger zu Scherzen aufgelegt. »Es ist immer noch der andere, oder?«
Ich zuckte zusammen. Komisch, dass er offenbar instinktiv den Namen vermied – so ähnlich wie vorhin im Auto mit der Musik. Er hatte so vieles von mir mitbekommen, ohne dass ich je darüber gesprochen hätte.
»Du musst nicht darüber reden«, sagte er.
Ich nickte dankbar.
»Aber werd nicht sauer auf mich, wenn ich in deiner Nähe bleibe,
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