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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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eine Droge. Ich hatte ihn schon zu lange als Krücke benutzt, und ich steckte tiefer in der Sache drin, als ich das je wieder hatte zulassen wollen. Ich konnte es nicht ertragen, dass er verletzt wurde, und ich konnte doch nicht verhindern, dass ich ihn verletzte. Er glaubte, dass sich meine Gefühle mit der Zeit ändern würden, und obwohl ich wusste, dass er damit danebenlag, würde ich ihn doch nicht davon abhalten, daran festzuhalten.
    Er war mein bester Freund. Ich würde ihn immer lieben und es würde doch nie im Leben genug sein.
    Ich ging ins Haus, um mich neben das Telefon zu setzen und an den Nägeln zu kauen.
    »Ist der Film schon aus?«, fragte Charlie überrascht, als ich hereinkam. Er saß auf dem Fußboden, ganz nah vorm Fernseher. Offenbar war es ein spannendes Spiel.
    »Mike ist übel geworden«, erklärte ich. »Wahrscheinlich Magen-Darm-Grippe.«
    »Geht’s dir denn gut?«
    »Bis jetzt noch«, sagte ich zweifelnd. Ich konnte mich natürlich angesteckt haben.
    Ich lehnte mich an die Arbeitsplatte, die Hand nur wenige Zentimeter vom Telefon entfernt, und versuchte geduldig zu warten. Ich dachte an Jacobs merkwürdigen Gesichtsausdruck beim Abschied und begann mit den Fingern auf die Arbeitsplatte zu trommeln. Ich hätte darauf bestehen sollen, ihn zu fahren.
    Ich schaute auf die Uhr, während die Minuten verstrichen. Zehn. Fünfzehn. Selbst ich brauchte nur fünfzehn Minuten, und Jacob fuhr schneller als ich. Achtzehn Minuten. Ich griff zum Telefon und wählte.
    Es klingelte endlos lange. Vielleicht schlief Billy schon. Vielleicht hatte ich mich verwählt. Ich versuchte es noch mal.
    Beim achten Klingeln, als ich gerade wieder auflegen wollte, ging Billy dran.
    »Hallo?«, sagte er. Seine Stimme klang wachsam, als erwarte er schlechte Nachrichten.
    »Billy, ich bin’s, Bella – ist Jake schon zu Hause? Er ist vor ungefähr zwanzig Minuten gefahren.«
    »Er ist hier«, sagte Billy tonlos.
    »Er wollte mich eigentlich anrufen.« Ich war ein bisschen verärgert. »Ihm war schlecht, als er gefahren ist, und ich hab mir Sorgen gemacht.«
    »Er war … zu krank, um dich anzurufen. Es geht ihm nicht gut.« Billy klang reserviert. Wahrscheinlich wollte er schnell wieder zu Jacob.
    »Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst«, bot ich an. »Ich könnte zu euch kommen.« Ich dachte an Billy, der in seinem Rollstuhl festsaß, während Jake allein klarkommen musste …
    »Nein, nein«, sagte Billy schnell. »Wir kommen schon zurecht. Bleib, wo du bist.«
    Das klang fast unfreundlich.
    »Na gut«, sagte ich.
    »Tschüss, Bella.«
    Die Verbindung war unterbrochen.
    »Tschüss«, sagte ich leise.
    Na ja, immerhin war er zu Hause angekommen. Aber komischerweise beruhigte mich das nicht. Langsam ging ich die Treppe hinauf. Ich machte mir große Sorgen. Vielleicht konnte ich morgen vor der Arbeit bei ihm vorbeifahren und nach ihm sehen. Ich könnte ihm Suppe mitbringen – bestimmt hatten wir noch irgendwo eine Dose rumliegen.
    Doch diese Pläne wurden zunichtegemacht, als ich am nächsten Morgen früh erwachte – die Uhr zeigte halb fünf – und ins Bad sprinten musste. Dort fand Charlie mich eine halbe Stunde später. Ich lag auf dem Boden und hielt die Wange an den kühlen Rand der Badewanne.
    Er sah mich lange an.
    »Magen-Darm-Grippe«, sagte er schließlich.
    »Ja«, stöhnte ich.
    »Brauchst du irgendwas?«, fragte er.
    »Bitte ruf bei den Newtons an«, sagte ich heiser. »Sag ihnen, ich hab dasselbe wie Mike und dass ich heute nicht kommen kann. Sag ihnen, es tut mir leid.«
    »Klar, mach ich«, sagte Charlie.
    Den Rest des Tages verbrachte ich im Bad auf dem Fußboden, wo ich ein paar Stunden mit dem Kopf auf einem zerknüllten Handtuch schlief. Charlie behauptete, zur Arbeit zu müssen, aber ich hatte den Verdacht, dass er nur Zugang zu einer Toilette haben wollte. Er stellte mir ein Glas Wasser auf den Fußboden, damit ich nicht austrocknete.
    Ich wachte erst auf, als er wieder nach Hause kam. Es war schon Abend. Er kam die Treppe hochgestampft, um nach mir zu sehen.
    »Lebst du noch?«
    »Halbwegs«, sagte ich.
    »Brauchst du irgendwas?«
    »Nein, danke.«
    Er zögerte, unsicher, was er tun sollte. »Na dann«, sagte er und ging wieder runter in die Küche.
    Ein paar Minuten später hörte ich das Telefon klingeln. Charlie sprach leise mit jemandem, dann legte er wieder auf.
    »Mike geht es besser«, rief er zu mir herauf.
    Na, das war ja ermutigend. Er hatte mir nur acht Stunden Übelkeit voraus. Noch

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