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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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weißt du noch.« Ich lächelte. Es war lächerlich, sich darüber zu freuen, dass ein Vampir sich an meinen Namen erinnerte.
    Er grinste. »Mit dir hätte ich hier nicht gerechnet.« Nachdenklich schlenderte er auf mich zu.
    »Sollte es nicht eher umgekehrt sein? Schließlich wohne ich hier. Aber ich dachte, du wärst nach Alaska gegangen.«
    Etwa zehn Schritte von mir entfernt blieb er stehen und legte den Kopf schräg. Er hatte das schönste Gesicht, das ich seit Ewigkeiten gesehen hatte. Ich betrachtete ihn mit einem seltsam gierigen Gefühl von Befreiung. Endlich jemand, bei dem ich mich nicht verstellen musste – jemand, der alles schon wusste, was ich niemals sagen könnte.
    »Das stimmt«, sagte er. »Ich bin nach Alaska gegangen. Ich hätte nur nicht gedacht … Als ich das Haus der Cullens verlassen vorfand, glaubte ich, sie seien fortgezogen.«
    »Ach.« Als ich den Namen hörte, musste ich mir auf die Lippe beißen, weil die Wunde wieder anfing zu pochen. Ich brauchte eine Sekunde, um mich zu fangen. Laurent sah mich gespannt an und wartete.
    »Ja, sie sind weggezogen«, brachte ich schließlich heraus.
    »Hmm«, sagte er. »Es wundert mich, dass sie dich hiergelassen haben. Warst du nicht ihr kleiner Liebling?« Er sah nicht so aus, als wollte er mich kränken.
    Ich lächelte trocken. »So was in der Art.«
    »Hmm«, sagte er, jetzt wieder nachdenklich.
    Genau in diesem Moment begriff ich, warum er genauso aussah wie damals – zu sehr wie damals. Nachdem Carlisle uns erzählt hatte, dass Laurent bei Tanyas Familie lebte, hatte ich ihn mir, die wenigen Male, da ich an ihn dachte, mit den gleichen goldenen Augen vorgestellt, die auch die Cullens – ich zwang mich, den Namen zu denken, und zuckte zusammen – hatten. Die alle guten Vampire hatten. Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück, und der Blick seiner dunkelroten Augen folgte mir neugierig.
    »Kommen sie oft vorbei?«, fragte er, immer noch beiläufig, doch er neigte sich leicht zu mir.
    »Lüg«, flüsterte die wunderschöne Samtstimme aus meiner Erinnerung beschwörend.
    Beim Klang seiner Stimme zuckte ich zusammen, aber eigentlich hätte ich nicht überrascht sein dürfen. Befand ich mich nicht in der schlimmsten Gefahr, die man sich vorstellen konnte? Dagegen war Motorradfahren doch Kinderkram.
    Ich gehorchte der Stimme.
    »Hin und wieder.« Ich versuchte, es leichthin und unangestrengt klingen zu lassen. »Mir ist es nie oft genug. Du weißt ja, wie leicht sie neue Zerstreuung finden …« Ich geriet ins Plaudern. Ich musste mich zusammenreißen.
    »Hmm«, sagte er wieder. »Das Haus roch so, als stünde es schon eine ganze Weile leer …«
    »Du musst besser lügen, Bella«, drängte die Stimme.
    Ich versuchte es. »Ich muss Carlisle unbedingt sagen, dass du vorbeigekommen bist. Es wird ihm bestimmt leidtun, dass er dich verpasst hat.« Ich tat so, als müsste ich einen Moment überlegen. »Aber vielleicht sollte ich es … Edward« – ich brachte den Namen kaum heraus, und mein verzerrter Gesichtsausdruck machte den ganzen Bluff zunichte – »gegenüber lieber nicht erwähnen. Er gerät immer so leicht in Rage … na, du weißt schon. Diese ganze Geschichte mit James ist für ihn immer noch ein rotes Tuch.« Ich verdrehte die Augen und machte eine wegwerfende Handbewegung, als wäre das für mich alles lange vergessen, aber in meiner Stimme klang leichte Hysterie durch. Ich fragte mich, ob er das merkte.
    »Ach ja?«, fragte Laurent leicht misstrauisch.
    Ich antwortete nur kurz, um meine Panik nicht zu verraten. »Mm-hmm.«
    Laurent trat lässig zur Seite und schaute sich auf der kleinen Lichtung um. Es entging mir nicht, dass er mir dadurch näher gekommen war. Die Stimme in meinem Kopf knurrte leise.
    »Und wie ist es so in Denali? Carlisle hat erzählt, dass du jetzt bei Tanya lebst.« Meine Stimme war zu hoch.
    Er antwortete nicht gleich. »Ich mag Tanya sehr gern«, sagte er nachdenklich. »Und ihre Schwester Irina noch mehr … Ich bin noch nie irgendwo so lange geblieben, und die Annehmlichkeiten und der Reiz des Neuen gefallen mir. Doch die Einschränkungen machen mir zu schaffen … Es wundert mich, dass die anderen so lange durchhalten.« Er lächelte mich verschwörerisch an. »Manchmal schummele ich.«
    Ich konnte nicht schlucken. Mein Fuß wollte einen Schritt rückwärts machen, aber ich erstarrte, als der Blick seiner roten Augen nach unten huschte und die Bewegung erahnte.
    »Ach so«, sagte ich mit schwacher Stimme.

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