Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
überlegt, lieber shoppen zu gehen, als zu wandern, und keiner von den anderen bleibt mit mir zu Hause. Ich bin ganz allein.«
Sie verzog den Mund und sah so verzweifelt aus, dass Charlie sich instinktiv vorbeugte und eine Hand ausstreckte, als wollte er ihr helfen. Ich schaute sie misstrauisch an. Was hatte sie vor?
»Alice, du könntest doch so lange bei uns wohnen«, bot Charlie an. »Es gefällt mir gar nicht, dass du ganz allein in dem großen Haus bist.«
Sie seufzte. Irgendetwas zerquetschte mir unterm Tisch den Fuß.
»Aua!«, rief ich.
Charlie drehte sich zu mir um. »Was ist?«
Alice sah mich genervt an. Offenbar fand sie mich extrem begriffsstutzig.
»Hab mir den Zeh gestoßen«, murmelte ich.
»Ach so.« Er wandte sich wieder zu Alice. »Was hältst du davon?«
Sie trat mir wieder auf den Fuß, diesmal nicht ganz so fest.
»Öhm, Dad, wir haben hier doch gar nicht so viel Platz. Alice möchte bestimmt nicht bei mir auf dem Fußboden schlafen …«
Charlie legte die Stirn in Falten. Alice setzte wieder ihre verzweifelte Miene auf.
»Dann wär’s vielleicht besser, wenn Bella zu dir kommt«, schlug er vor. »Nur so lange, bis deine Familie wieder da ist.«
»Ach, würdest du das tun, Bella?« Alice lächelte mich strahlend an. »Es macht dir doch nichts aus, mit mir shoppen zu gehen, oder?«
»Gern«, sagte ich. »Shoppen gehen. Na gut.«
»Wann ziehen sie los?«, fragte Charlie.
Alice verzog wieder das Gesicht. »Morgen.«
»Wann soll ich kommen?«, fragte ich.
»Am besten nach dem Abendessen«, sagte sie, dann legte sie nachdenklich einen Finger ans Kinn. »Samstag hast du doch noch nichts vor, oder? Da will ich zum Shoppen mal woandershin fahren, und das dauert sicher den ganzen Tag.«
»Aber nicht nach Seattle«, sagte Charlie und zog die Augenbrauen zusammen.
»Natürlich nicht«, sagte Alice sofort, obwohl wir beide wussten, dass Seattle am Samstag ziemlich sicher sein würde. »Ich dachte an Olympia …«
»Das ist doch was für dich, Bella«, sagte Charlie gutgelaunt. »Da kannst du ein bisschen Stadtluft schnuppern.«
»Ja, Dad. Das wird bestimmt toll.«
Und so hatte Alice mich im Handumdrehen für die Schlacht freigestellt.
Bald darauf kam Edward zurück. Er wirkte nicht im mindesten überrascht, als Charlie ihm einen schönen Ausflug wünschte. Er behauptete, sie würden am nächsten Morgen zeitig aufbrechen, und verabschiedete sich früher als gewöhnlich. Alice ging zusammen mit ihm.
Kurz nachdem sie weg waren, stand ich auf.
»Du kannst doch unmöglich müde sein«, sagte Charlie.
»Ein bisschen schon«, log ich.
»Kein Wunder, dass du nicht gern auf Partys gehst«, murmelte er. »Wenn du so lange brauchst, um dich davon zu erholen.«
Oben lag Edward quer auf meinem Bett.
»Wann treffen wir uns mit den Wölfen?«, fragte ich leise und legte mich zu ihm.
»In einer Stunde.«
»Das ist gut. Jake und seine Freunde brauchen ein bisschen Schlaf.«
»Aber nicht so viel wie du«, sagte er.
Ich wechselte schnell das Thema, weil ich befürchtete, dass er mich überreden wollte, zu Hause zu bleiben. »Hat Alice dir erzählt, dass sie mich schon wieder entführt?«
Er grinste. »Das tut sie aber gar nicht.«
Verwirrt starrte ich ihn an, und er lachte leise über mein verdutztes Gesicht.
»Ich bin der Einzige, der dich als Geisel nehmen darf, hast du das vergessen?«, sagte er. »Alice geht mit den anderen auf die Jagd.« Er seufzte. »Ich muss dieses Mal nicht mit.«
»Dann entführst du mich also?«
Er nickte.
Ich dachte kurz darüber nach. Kein Charlie, der lauschte und mich kontrollierte. Und kein Haus voller Vampire mit ihren allzu guten Ohren … Nur er und ich – ganz allein.
»Ist das in Ordnung?«, fragte er, durch mein Schweigen verunsichert.
»Ja … klar, bis auf eins.«
»Was denn?« Er sah mich besorgt an. Es war verrückt, aber er schien immer noch nicht zu wissen, wie sehr ich ihm verfallen war. Vielleicht musste ich das mal deutlicher machen.
»Warum hat Alice Charlie nicht erzählt, ihr würdet schon heute Abend aufbrechen?«, fragte ich.
Er lachte erleichtert.
Diesmal machte mir der Weg zu der Lichtung mehr Spaß als letzte Nacht. Ich hatte immer noch ein schlechtes Gewissen und ich hatte immer noch Angst, aber ich war nicht mehr völlig panisch. Ich funktionierte. Ich konnte wieder an die Zukunft denken und fast glauben, dass es gut ausgehen würde. Edward schien es gar nicht so schlimm zu finden, dass er den Kampf verpasste … und
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