Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
ich mit auf die Lichtung musste – ich musste einfach nur dort sein, wo Edward war.
Gemein, schimpfte ich mich. Selbstsüchtig, selbstsüchtig, selbstsüchtig! Tu’s nicht!
Ich achtete nicht auf meine innere Stimme. Aber ich konnte ihn nicht ansehen, während ich sprach. Mein Blick war auf den Tisch geheftet, weil ich so ein schlechtes Gewissen hatte.
»Weißt du, Edward«, flüsterte ich. »Es ist so … ich bin schon einmal verrückt geworden. Ich kenne meine Grenzen. Und ich halte es nicht aus, wenn du mich noch mal verlässt.«
Ich schaute nicht auf, um zu sehen, wie er darauf reagierte. Ich wollte gar nicht sehen, was ich ihm mit meinen Worten antat. Ich hörte, wie er ganz kurz einatmete, und ich hörte die Stille, die darauf folgte. Ich starrte auf die Tischplatte aus dunklem Holz und hätte die Worte am liebsten zurückgenommen. Und gleichzeitig wusste ich, dass ich das wahrscheinlich nicht tun würde. Nicht wenn ich damit durchkam.
Plötzlich war ich in seinen Armen, seine Hände streichelten mein Gesicht, meine Arme. Er tröstete mich . Mir wurde ganz schwindelig vor schlechtem Gewissen. Doch mein Überlebensinstinkt war stärker. Und ich brauchte Edward, um zu überleben.
»Du weißt, dass das nicht passieren wird, Bella«, sagte er leise. »Ich werde nicht weit weg sein, und es ist schnell vorbei.«
»Ich halte das nicht aus«, beharrte ich, den Blick immer noch gesenkt. »Wenn ich nicht weiß, ob du wiederkommst oder nicht. Wie soll ich das ertragen, ganz egal, wie schnell es vorbei ist?«
Er seufzte. »Es wird ganz leicht, Bella. Du hast keinen Grund zur Sorge.«
»Überhaupt keinen?«
»Keinen.«
»Und niemandem wird etwas passieren?«
»Niemandem«, versprach er.
»Es gibt also gar keinen Grund dafür, dass ich auf der Lichtung sein müsste?«
»Natürlich nicht. Alice hat mir soeben erzählt, dass es jetzt nur noch neunzehn sind. Wir werden ganz leicht mit ihnen fertig.«
»Stimmt – du hast gesagt, es wäre so einfach, dass jemand aussetzen könnte.« Ich wiederholte seine Worte von letzter Nacht. »War das dein Ernst?«
»Ja.«
Es kam mir zu einfach vor – er musste doch merken, worauf ich hinauswollte.
»So einfach, dass du aussetzen könntest?«
Nach einem langen Moment des Schweigens schaute ich ihn schließlich an.
Jetzt hatte er wieder das Pokerface aufgesetzt.
Ich holte tief Luft. »Also, entweder oder. Entweder ist es gefährlicher, als du zugeben willst, dann wäre es besser, wenn ich dabei wäre, um euch zu helfen. Oder … es wird so einfach, dass sie auch ohne dich zurechtkommen. Wie ist es also?«
Er schwieg.
Ich wusste, woran er dachte – an dasselbe wie ich. Carlisle. Esme. Emmett. Rosalie. Jasper. Und … ich zwang mich, den letzten Namen zu denken. Und Alice.
Ich überlegte, ob ich ein Monster war. Nicht so eins, für das er sich hielt, sondern ein richtiges Monster. Eins, das anderen wehtat. Das notfalls über Leichen ging, um den eigenen Willen durchzusetzen.
Ich wollte ihn in Sicherheit wissen, bei mir. Gab es Grenzen für das, was ich dafür tun würde, was ich dafür opfern würde? Ich wusste es nicht.
»Du bittest mich, sie ohne meine Hilfe kämpfen zu lassen?«, fragte er leise.
»Ja.« Ich wunderte mich selbst, wie ruhig das herauskam. Mir war dabei so elend zu Mute. »Oder du nimmst mich mit. Eins von beidem, wenn ich nur bei dir bin.«
Er holte tief Luft und atmete dann langsam aus. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und zwang mich, ihn anzusehen. Er schaute mir lange in die Augen. Ich fragte mich, was er in meinem Blick suchte und was er schließlich fand. War mir das schlechte Gewissen anzusehen, das mir Übelkeit verursachte?
Er schien gegen ein Gefühl anzukämpfen, das ich nicht erraten konnte, dann holte er sein Handy heraus.
»Alice«, sagte er und seufzte. »Könntest du herkommen und eine Weile auf Bella aufpassen?« Er zog eine Augenbraue hoch, eine an mich gerichtete Warnung, nicht zu widersprechen. »Ich muss mit Jasper reden.«
Offenbar war sie einverstanden. Er legte das Telefon weg und schaute mich wieder an.
»Was willst du Jasper sagen?«, flüsterte ich.
»Ich werde ihn fragen … ob ich aussetzen kann.«
Es war ihm anzusehen, wie schwer ihm diese Worte fielen.
»Es tut mir leid.«
Es tat mir wirklich leid. Ich fand es furchtbar, ihn dazu zu bringen. Aber nicht so furchtbar, dass ich mir ein Lächeln hätte abringen und ihm sagen können, er solle ohne mich losziehen. Auf keinen Fall.
»Du brauchst dich
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