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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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drohend, sondern verärgert, und Edwards Lippen zuckten.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Er findet, dass ich auf unzulässige Weise verkürze. Eigentlich hat er gedacht: Du spinnst. Wieso solltest du dir Sorgen machen? Ich habe leicht gekürzt, weil ich das unhöflich fand.«
    Ich lächelte ein wenig, aber ich war zu nervös, um es richtig lustig zu finden. »Es gibt einiges, worüber ich mir Sorgen machen kann«, sagte ich zu Jacob. »Zum Beispiel einen Haufen dämlicher Wölfe, die sich in Gefahr bringen.«
    Jacob lachte sein hustendes Lachen.
    Edward seufzte. »Jasper braucht Hilfe. Schaffst du es ohne Dolmetscher?«
    »Das geht schon.«
    Einen Augenblick sah Edward mich nachdenklich an, sein Blick war schwer zu deuten. Dann drehte er sich um und ging hinüber zu Jasper.
    Ich setzte mich auf den Boden. Er war kalt und unbequem.
    Jacob entfernte sich einen Schritt, drehte sich dann nach mir um und winselte leise. Wieder machte er einen halben Schritt.
    »Geh ruhig ohne mich«, sagte ich. »Ich will nicht zugucken.«
    Wieder legte Jacob den Kopf schräg, dann ließ er sich mit einem grollenden Seufzen neben mir nieder.
    »Du kannst wirklich gehen«, sagte ich. Statt einer Antwort legte er den Kopf auf die Vorderpfoten.
    Ich starrte zu den hellen Silberwolken hinauf, ich wollte den Kampf nicht sehen. Meine Phantasie brauchte nicht noch mehr Nahrung. Eine frische Brise wehte über die Lichtung und ich zitterte.
    Jacob rückte näher und schmiegte sein warmes Fell an meine linke Seite.
    »Öh, danke«, murmelte ich.
    Kurz darauf lehnte ich mich an seine breite Schulter. So war es schon viel bequemer.
    Langsam zogen die Wolken über den Himmel, und während sie sich vor den Mond schoben, wurde es mal dunkler, mal heller.
    Geistesabwesend begann ich mit den Fingern sein Nackenfell zu kämmen. Jetzt war in seiner Kehle das gleiche merkwürdige Summen wie gestern zu hören. Es war ein behaglicher Laut. Rauer und wilder als das Schnurren einer Katze, aber mit dem gleichen zufriedenen Klang.
    »Ich hatte nie einen Hund«, sagte ich nachdenklich. »Ich wollte immer einen haben, aber Renée ist allergisch gegen Hundehaare.«
    Jacob lachte, sein Körper bebte unter mir.
    »Machst du dir gar keine Sorgen wegen Samstag?«, fragte ich.
    Er drehte den riesigen Kopf so zu mir, dass ich sehen konnte, wie er die Augen verdrehte.
    »Wenn ich doch auch so zuversichtlich wäre.«
    Er legte mir den Kopf ans Bein und fing wieder an zu summen. Und da ging es mir tatsächlich ein kleines bisschen besser.
    »Morgen haben wir also eine ganz schöne Wanderung vor uns.«
    Er machte ein grollendes Geräusch, es klang begeistert.
    »Das könnte eine wirklich lange Wanderung werden«, sagte ich warnend. »Edward hat ein anderes Verhältnis zu Entfernungen als normale Menschen.«
    Wieder lachte Jacob hustend.
    Ich ließ mich tiefer in sein warmes Fell sinken und legte den Kopf an seinen Hals.
    Es war schon seltsam. Obwohl Jacob in dieser grotesken Gestalt war, erinnerte mich das Zusammensein mit ihm jetzt viel mehr an früher – an die unbeschwerte Freundschaft von damals –, als wenn wir uns von Mensch zu Mensch trafen. Wie eigenartig, dass sich die alte Vertrautheit ausgerechnet jetzt wieder einstellte, wo ich doch gedacht hatte, ich hätte sie durch seine Verwandlung verloren.
    Auf der Lichtung gingen die Todesspiele weiter, und ich starrte hinauf zum verschwommenen Mond.

E in Kompromiss
    Alles war bereit.
    Ich hatte für meinen zweitägigen Besuch bei »Alice« gepackt, meine Tasche wartete auf dem Beifahrersitz des Transporters. Die Konzertkarten hatte ich Angela, Ben und Mike geschenkt. Mike wollte Jessica mitnehmen, genau wie ich gehofft hatte. Billy hatte das Boot von Old Quil Ateara geliehen und Charlie zum Fischen auf offener See eingeladen, ehe das Spiel am Nachmittag losging. Collin und Brady, die beiden jüngsten Werwölfe, blieben zu Hause, um La Push zu beschützen – dabei waren sie noch Kinder, beide erst dreizehn. Trotzdem war Charlie in La Push bestimmt sicherer als alle, die in Forks blieben.
    Ich hatte getan, was in meiner Macht stand. Ich versuchte mich damit abzufinden und verdrängte alles, was ich nicht beeinflussen konnte, zumindest für diese Nacht. So oder so würde die Sache in achtundvierzig Stunden ausgestanden sein. Dieser Gedanke hatte fast etwas Tröstliches.
    Edward hatte gesagt, ich solle keine Angst haben, und ich gab mir große Mühe.
    »Könnten wir wenigstens diese eine Nacht einmal alles vergessen und

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