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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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treten.«
    »Warum nicht?«
    Er runzelte die Stirn, er fühlte sich unter meinen Fragen nicht wohl. Na, endlich fühlte er sich mal nicht wohl.
    »Ich wollte das alles nicht, Bella. Ich wollte nicht, dass sich etwas ändert. Ich wollte kein legendärer Häuptling sein. Ich wollte nicht zu einem Rudel von Werwölfen gehören, geschweige denn ihr Leitwolf sein. Als Sam es mir anbot, habe ich abgelehnt.«
    Darüber dachte ich lange nach. Jacob störte meine Gedanken nicht. Er starrte wieder in den Wald.
    »Aber ich dachte, du wärest ganz glücklich. Dass es für dich gut so ist«, flüsterte ich schließlich.
    Jacob lächelte mich beruhigend an. »Ja. Es ist wirklich nicht so übel. Manchmal auch spannend, wie die Sache morgen. Aber am Anfang kam es mir so vor, als würde ich in einen Krieg hineingezogen, von dem ich nicht mal wusste, dass es ihn gibt. Ich hatte keine Wahl, verstehst du? Und es war so endgültig.« Er zuckte die Schultern. »Aber ich glaub, jetzt bin ich ganz froh. Einer muss es ja machen, und könnte ich jemand anderem mehr vertrauen? Es ist besser, wenn ich mich selbst darum kümmere.«
    Ich starrte ihn an und empfand plötzlich Bewunderung für ihn. Er war erwachsener, als ich es ihm je zugetraut hätte. Wie auch Billy in jener Nacht am Lagerfeuer strahlte er eine Würde aus, die ich nie bei ihm vermutet hätte.
    »Häuptling Jacob«, flüsterte ich und lächelte darüber, wie das klang.
    Er verdrehte die Augen.
    In diesem Moment fegte der Wind noch heftiger durch die Bäume um uns herum, und es fühlte sich an, als käme er geradewegs von einem Gletscher. Obwohl sich alles verdüsterte, als die dunkle Wolke den Himmel bedeckte, sah ich die kleinen weißen Flocken, die an uns vorbeiflogen.
    Jacob lief jetzt schneller und heftete den Blick auf den Boden, während er rannte. Ich schmiegte mich bereitwilliger an seine Brust, um mich vor dem Schnee zu schützen.
    Nur wenige Minuten später sauste er um die Ecke und lief zur windgeschützten Seite des steinigen Gipfels. Wir sahen das kleine Zelt an der Felswand. Noch mehr Flocken umwehten uns, aber der Wind war so heftig, dass sie nicht zu Boden fallen konnten.
    »Bella!«, rief Edward und hörte auf, nervös hin- und herzulaufen. Ich hörte, wie erleichtert er war.
    Blitzschnell war er bei mir. Jacob zuckte zusammen und setzte mich ab. Edward überging seine Reaktion und nahm mich fest in die Arme.
    »Danke«, sagte Edward über meinen Kopf hinweg. Es klang aufrichtig. »Das war schneller als erwartet, und ich weiß das sehr zu schätzen.«
    Ich drehte mich zu Jacob um.
    Er zuckte nur die Achseln, keine Spur von Freundlichkeit im Gesicht. »Bring sie rein. Das wird schlimm – ich habe es im Gefühl. Steht das Zelt sicher?«
    »Ich habe es sozusagen an den Felsen geschweißt.«
    »Gut.«
    Jacob schaute zum Himmel – er war jetzt schwarz, mit kleinen weißen Schneesprengseln. Jacobs Nasenflügel bebten.
    »Ich werde mich jetzt verwandeln«, sagte er. »Ich muss wissen, was zu Hause los ist.«
    Er hängte seine Jacke an einen kleinen Ast und ging, ohne sich umzuschauen, in den düsteren Wald.

F euer und Eis
    Wieder rüttelte der Wind am Zelt, und ich wurde mitgerüttelt.
    Die Temperatur sank, das spürte ich selbst durch den Daunenschlafsack und durch die Jacke. Ich war vollständig angezogen, mit geschnürten Wanderstiefeln. Aber ich fror trotzdem. Wie konnte es so kalt sein? Und immer noch kälter werden? Irgendwo musste doch mal ein Ende erreicht sein, oder?
    »W-w-w-w-wie sp-sp-spät ist es?«, stieß ich mit klappernden Zähnen hervor.
    »Zwei«, sagte Edward.
    Er saß in dem winzigen Zelt so weit wie möglich von mir entfernt, er wollte mich noch nicht mal anhauchen, weil ich so fror. In der Dunkelheit konnte ich sein Gesicht nicht sehen, aber er klang außer sich vor Sorge, Unschlüssigkeit und Wut.
    »Vielleicht …«
    »Nein, mir g-g-g-geht’s g-g-g-gut, ich w-w-will nicht r-raus.«
    Er hatte immer wieder versucht mich zur Flucht zu überreden, aber ich hatte panische Angst, das Versteck zu verlassen. Wenn es hier drin schon so kalt war, wo wir vor dem tosenden Wind geschützt waren, konnte ich mir ungefähr vorstellen, wie schlimm es sein musste, draußen herumzulaufen.
    Und dann wäre die ganze Anstrengung heute vergebens gewesen. Würden wir noch genug Zeit haben, das Zelt woanders neu aufzubauen, wenn der Sturm vorüber war? Und wenn er nicht aufhörte? Es hatte keinen Sinn, jetzt wegzulaufen. Eine Nacht konnte ich wohl bibbernd

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