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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Clay würde das nicht wollen.
    Machte es mich zu einem Feigling, wenn ich ihm zustimmte, dass ich besser dran war, wenn ich nicht Bescheid wusste? Schlimmer, machte es mich zu einer Heuchlerin? Ich konnte mir eingestehen, dass Clay in der Lage war, entsetzliche Dinge zu tun, um das Rudel zu schützen, und ich hatte keine Einwände gegen das Endergebnis, aber drüber nachdenken wollte ich nicht allzu viel?
    »Schlaf einfach«, murmelte er. »Ich habe noch nichts entschieden. Ich habe nicht vor, es in nächster Zukunft zu tun.«
    »Aber … wenn du es tust. Mach …« Ich hob den Kopf, so dass seine Hand von meiner Brust fiel. »Tu nichts hinter meinem Rücken, okay?«
    Seine Lippen wurden schmal.
    »Das ist jetzt ganz falsch rübergekommen. Ich meine einfach … ich will Bescheid wissen. Ich will es nicht rausfinden, nachdem es passiert ist. Ich bin nicht Jeremy.«
    Er nickte, küsste mich auf die Schulter und zog mich wieder nach unten. Nach einer weiteren Minute, in der keiner von uns sich die Mühe machte, sich schlafend oder einschlafend zu stellen, fragte er: »Alles okay mit dir? Wegen heute?«
    Er meinte Tesler damit, die versuchte Vergewaltigung.
    »Es ist … okay im Moment.«
    Er wusste, was ich meinte – dass es nicht wirklich in Ordnung war, sondern nur vorübergehend, als hätte ich ein Pflaster auf eine Wunde geklebt, einfach damit sie aufhörte zu bluten, während ich mich um andere Dinge kümmerte.
    Als ich heute Nacht einen Mutt gerochen hatte, war ich einen Moment lang in Panik geraten in dem Glauben, es sei Tesler. Ein Alpha konnte vor einer Bedrohung nicht davonrennen. Ein Alpha durfte keine Schwachstellen haben, die ein Mutt ausnutzen konnte. Ich hatte geglaubt, ich hätte keine. Jetzt war mir klar, dass ich mich geirrt hatte. Angesichts der ernsthaften Gefahr, vergewaltigt zu werden, hatte es einen Moment gegeben, in dem sich mein Selbstverteidigungsinstinkt einfach abschaltete und der Fluchtinstinkt zum Vorschein kam. Ich konnte nicht zulassen, dass das noch einmal passierte.
    Als ich sagte, dass es für den Moment in Ordnung war, fragte Clay nicht, ob ich drüber reden wollte. Er suchte in meinem Gesicht nach der Antwort und fragte dann: »Später dann also?«
    Ich nickte, rollte mich dicht neben ihm zusammen und schloss die Augen.

24 Kontrolle
    D er Wecker klingelte um sieben. Unser erster Anruf galt Jeremy – wir brachten ihn auf den letzten Stand, hörten uns an, was er zu meinen Entscheidungen zu sagen hatte, und redeten danach mit den Kindern. Wir besorgten ein paar Muffins gegen den ersten Hunger und stellten uns dann unseren Befürchtungen auf die Art, die wir am besten beherrschten: Wir gingen nach unten in den Fitnessraum.

    Das Beste an hoteleigenen Fitnessräumen? Sie sind fast immer leer. Ich bin sicher, viele Geschäftsreisende bestehen darauf, ein Zimmer in einem Hotel mit Fitnessraum zu bekommen, damit sie zwanzig Minuten dort verbringen können – und sich dann dafür beglückwünschen, dass sie sich zwischen den Cocktailpartys und den Zimmerservice-Orgien noch an ihr Trainingsprogramm gehalten haben.
    Als wir eintraten, sahen wir einen einzigen Mann, der gerade aus den Umkleideräumen am Pool kam und in den Kraftraum ging. Als ich selbst in meinem Trainingszeug steckte, kam er bereits wieder heraus; ich sah nicht einmal Schweiß an ihm.
    Wir begannen mit dem Sandsack. Ich hielt ihn fest, während Clay mit dem rechten Arm trainierte. Es dauerte nicht lang, bevor er sich zu langweilen begann und eine aktivere Partnerin wollte. Wir gingen es langsam an – Clay brachte Boxhiebe an, ich wehrte sie ab, wir arbeiteten uns langsam warm, ohne allzu engagiert zu werden, nur für den Fall, dass jemand hereinkam.
    Nach zwanzig Minuten, in denen niemand auch nur an der Tür vorbeigekommen war, gingen wir in den Nahkampfmodus über. Jetzt arbeitete ich daran, Clays Reflexe zu trainieren, und versuchte, ihn mit Tricks dazu zu bringen, dass er den linken Arm benutzte. Allerdings ist es nach vier Jahren schwierig, ihn in einer Zweckeinrichtung wie einem Trainingsraum noch unvorbereitet zu erwischen. Irgendwann packte er mein Handgelenk und warf mich auf die Matte, um mir zu verstehen zu geben, dass das Reha-Training jetzt vorbei war.
    Als ich aufsprang, ging er mir grinsend aus dem Weg.
    »Uh-oh«, sagte ich. »Wenn jemand reinkommt und wir gerade mitten in einem Ringkampf sind, auch wenn’s absolut unschuldig ist … wir würden Aufmerksamkeit auf uns ziehen, und wir können uns

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