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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gewesen.«
    »Was schwierig zu bewerkstelligen ist, wenn sich gerade eine Dreihundert-Pfund-Bestie auf einen stürzt.« Ich fing seinen Blick auf. »Ja, ich weiß, du willst keine Entschuldigungen geliefert bekommen. Der springende Punkt ist, du hast nicht mehr das gleiche Selbstvertrauen wie vor vier Jahren. Ich persönlich bin nicht der Ansicht, dass das so schlecht ist. Wenn du nach wie vor auf den Rücken von tobenden wilden Viechern springen kannst, hast du für meinen Geschmack mehr als genug Selbstvertrauen.«
    Er sagte nichts dazu; sein Blick kehrte zur Decke zurück.
    »Es ist nicht, dass du vor dem Vieh davongerannt bist, was dir zu schaffen macht. Es ist die Möglichkeit, dass du es bei einem Mutt tun könntest. Wenn wir es mit vielen zu tun bekommen, wird deine erste instinktive Reaktion sein, mich da rauszubringen. Solange ich einfach deine Gefährtin bin, ist das kein Problem – du bringst mich einfach in Sicherheit. Aber wenn ich Alpha bin, dann sollte ich es nicht brauchen, in Sicherheit gebracht zu werden, und wenn es so aussieht, als tätest du’s, dann erweckt das den Eindruck, als gäbe es da ein Problem.«
    »Yeah.«
    Er verstummte wieder. Ich wartete in dem Wissen, dass ich genug Schützenhilfe geleistet hatte.
    »Das mit meinem Arm … das ist bleibend«, sagte er. »Ich bin noch dabei, damit klarzukommen. Aber jetzt, wo du der nächste Alpha wirst, bringt das noch eine andere Frage auf, und der bin ich bisher aus dem Weg gegangen.«
    Als er an diesem Punkt abbrach, fragte ich doch nach, aber er schob nur den Arm unter mich und zog mich an sich.
    »Es ist nichts. Ich bin müde und rede irgendwelches Zeug.«
    »Wenn dir irgendwas zu schaffen macht …«
    »Ich kümmere mich schon drum.«
    Ich hielt inne. »Und ich kann nicht helfen?«
    Als er nichts darauf sagte, schien die Temperatur im Zimmer abzustürzen. Ich schauderte. Er rieb mir den Rücken, aber es half nichts.
    Seit wann wollte Clay seine Probleme nicht mit mir teilen? Ja, sicher, wir waren berüchtigt dafür, dass wir kleinere Probleme für uns behielten und allein beizulegen versuchten. Doch jetzt gab es unverkennbar etwas, das Clay umtrieb, und er wollte es mir nicht mitteilen. Das gab meiner eigentlichen Befürchtung nur neue Nahrung – dass es genau so sein und bleiben würde, wenn ich Alpha war.
    Es gab eine ganze Menge, das Clay nicht mit Jeremy teilte. Es gab Aspekte seiner Aufgabe, den Alpha und das Rudel zu schützen, die Jeremy zu schaffen machten. Genau wie ich wünschte er sich, sie wären nicht nötig. Und so erledigte Clay sie, ohne ins Detail zu gehen, und Jeremy fragte nicht nach.
    Mein Stil als Alpha würde keinen radikalen Bruch mit Jeremys Zeit darstellen. Ich war überzeugt von jeder Reform, die er eingeleitet hatte, und ich würde seine Arbeit fortsetzen. Vieles an seinem Führungsstil bewunderte ich und würde es nachzuahmen versuchen, aber ich wollte mehr Beteiligung. Ich wollte an vorderster Front sein, so wie ich es jetzt war, und nicht aus dem Hintergrund Befehle geben. Ich wollte alles wissen, was vor sich ging, und auch die Aspekte kennen, mit denen ich mich nicht anfreunden konnte.
    »Wenn es mit dem Rudel zu tun hat, dann muss ich wissen, was das Problem ist und was du meinst, wie es zu lösen ist.«
    Er sah zu mir herüber. »Und wenn ich anderer Meinung bin?«
    »Als mein Leibwächter? Oder als mein Gefährte?«
    »Als beides.«
    Ich wartete zehn Sekunden lang und kämpfte gegen den Wunsch an, mich auf die andere Seite zu drehen oder von ihm abzurücken. Ich hätte sagen können, dass ich Clays Privatsphäre respektierte und nicht versuchen wollte, ihm ein schlechtes Gewissen einzureden, damit er es doch noch erzählte. Aber die Wahrheit ist, mein eigener Stolz hielt mich davon ab, mir anmerken zu lassen, dass ich verletzt war. Also legte ich es mir zurecht, als hätte ich es bereits vollkommen vergessen – etwas, von dem ich mir sicher bin, dass es ihn zur Gänze getäuscht hätte, wenn er nicht fast zwanzig Jahre damit verbracht hätte, meine Stimmungen zu erkennen.
    »Weißt du noch, dieser Mutt, der auf unserer Hochzeitsreise bei dir den Stalker gegeben hat?«, fragte er nach einer Minute.
    »Der Cain-Junge? Schwierig zu vergessen, so gern ich’s auch täte.«
    »Weißt du, warum er nicht verschwunden ist, nachdem ich ihn zum ersten Mal verwarnt hatte?«
    »Äh, weil er ein Cain ist? Große Familie, die sich einen einzigen Satz Hirnzellen teilt?«
    »Weil er an meinen Ruf einfach nicht

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