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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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dass es für Clay einen Unterschied machte, wenn er es überhaupt gemerkt hatte. Diese Dinge waren ihm nicht wichtig.
    Gerade in diesem Moment hätte ich meinen alten Körper gern zurückgehabt. Vielleicht hätte Tesler es sich dann anders überlegt? Wobei das Wunschdenken war, ich weiß. Es kam ihm nicht darauf an, wie ich aussah. Sein Interesse hatte mit Sex und Anziehung nichts zu tun, es ging einzig und allein um Dominanz und Kontrolle.
    »Ich will sie«, sagte Noah, und mein Kopf fuhr zu ihm herum. Er wandte sich ab, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte, und wiederholte: »Ich will sie.«
    »Bezweifle ich ja gar nicht«, lachte Tesler leise. »Und wenn du ein wirklich braver Junge bist, lasse ich dich mal aufsteigen, sobald ich fertig bin.«
    »Ich will als Erster ran.«
    Tesler prustete. »Wie bitte?«
    Noah wandte sich ihm zu, das Gesicht immer noch unsichtbar für mich. »Wenn ich nicht wäre, würdest du eine gefrorene Leiche bumsen. Ich hab sie gerettet. Ich hab mein Leben riskiert dafür. Ich hab’s verdient, als Erster dran zu sein.«
    »Und ich soll dann also nehmen, was übrig bleibt?« Ein scharfer Ton schlich sich in Teslers Stimme.
    »Bloß einmal. Danach kannst du sie für dich haben.«
    »Ach ja?« Tesler ging auf den Jungen zu. »Wie großzügig von dir.«
    Eddie trat dazwischen. »Komm schon. Lass den Jungen mit einer Werwölfin seine Jungfräulichkeit verlieren. Wie viele Typen kriegen so eine Gelegenheit?«
    »Ich bin nicht …« Noah unterbrach sich, als ihm aufging, dass es seiner Sache nicht helfen würde, was er gerade hatte sagen wollen.
    Er weigerte sich immer noch, in meine Richtung zu sehen. Er konnte nicht. Während ich ihn anstarrte, wuchs der Ärger in mir. Er war nett zu mir gewesen. Noch während er mich angestiert hatte, hatte er verlegen gewirkt. Im Angesicht von drei Gegnern hatte ich mir ein freundliches Gesicht gewünscht und war viel zu bereit gewesen, eins zu sehen – hatte Noah unbewusst in die Rolle eines möglichen Verbündeten geschoben.
    Ich hatte dabei vergessen, was er wirklich war, ein kleiner Dreckskerl, der zugelassen hatte, dass sein Großvater von seinen neuen Freunden ermordet worden war. Ein Teil von mir hatte gehofft, dass es dafür eine Erklärung gab. Jetzt wurde mir klar, dass ich keine bekommen würde. Dennis hatte Noah bei sich aufgenommen und ihm eine Chance auf einen Neuanfang gegeben. Noah hatte es ihm gedankt, indem er sich mit diesen mörderischen Schweinen zusammentat. Die Spuren von Noahs Blut, die ich in der Hütte gefunden hatte? Konnten genauso gut von einem Kampf mit Dennis stammen wie von einem Versuch, ihn zu verteidigen.
    Noah wich meinem Blick sorgfältig aus; er mochte nicht das Herz eines Vergewaltigers haben, aber er betrachtete mich nichtsdestoweniger als Objekt. Er wollte mich, und was ich dazu meinte, war nicht wichtig. Die einzige Person hier, deren Meinung zählte, war Tesler.
    »Schön«, sagte Tesler. »Er kriegt eine Werwölfin fürs erste Mal … sobald ich fertig bin.«
    »Du gehst mit den Damen aber ein bisschen ruppig um, Bro«, sagte Eddie. »Lass den Jungen doch als Ersten ran. Er hat sich bewährt. Er hat eine Belohnung verdient.«
    Tesler drehte den Kopf und musterte seinen Bruder mit einem Blick, bei dem Noah zurückzuckte. Eddie zwinkerte nicht einmal.
    »Es ist bloß ein Mädchen, Travis«, sagte er, seine Stimme war leise. »Alles nicht so wichtig.«
    »Sie ist nicht einfach …«
    »Bloß ein Mädchen.« Eddie hielt den Blick seines Bruders fest. »Keine große Sache, oder?«
    Mir fiel etwas ein, was Dan gesagt hatte – dass Tesler seinem Bruder hatte versprechen müssen, keine Mädchen mehr zu vergewaltigen. Sie starrten sich eine Minute an, dann wandte sich Tesler ab und schaute auf Noah, als hoffte er, er könne den Jungen zum Einlenken bewegen. Noah zwinkerte, aber das war alles.
    »Also schön«, sagte Tesler nach einer weiteren Minute. »Ich mach euch ein Angebot. Blondie hier ist ja wirklich was Besonderes, also erledigen wir das doch richtig. Wenn du sie haben willst, dann musst du sie gewinnen … im Zweikampf mit mir.«
    »Oh, Scheiße noch mal, Travis. Der Junge kann doch nicht …«
    »Nein, schon okay.« Noah hob das Kinn. »Akzeptiert.«
    »Prima.« Tesler ging in Richtung Küche und schlug Noah im Vorbeigehen kräftig auf die Schulter. »Lass mir eine Minute, damit ich mir ein Bier holen kann, dann fangen wir an.«
    »Und bis dahin«, sagte Eddie zu Noah, »werfen wir mal einen Blick

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