Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
raus ins Freie, damit wir nicht noch irgendwelche ungebetenen Zuschauer kriegen.«
    Ich hoffte, das würde bedeuten, dass ich mit Noah allein blieb, während Eddie hinausging, aber natürlich wusste ich es besser. Noah zog sich die Jacke an und ging. Eddie ging lediglich zum Fenster und sah hinaus. Ihm wäre ich wahrscheinlich gewachsen gewesen, aber nicht, ohne seinen Bruder aufmerksam zu machen.
    Noah hatte keine Aussicht darauf, Tesler zu besiegen. Ich hatte keine Ahnung, warum er sich auch nur auf einen Versuch eingelassen hatte – Teenager-Ego wahrscheinlich. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto mehr wollte ich, dass Noah den Zweikampf gewann. Nicht, dass ich Noah vorgezogen hätte. Wenn es um Vergewaltigung geht, dann gibt es keine Präferenzen.
    Aber wenn Noah gewann, dann würde er Zeit mit mir allein verbringen dürfen, und in dieser Zeit würde Tesler damit rechnen, Geräusche zu hören – auch Geräusche eines Kampfes. Und das würde mir die perfekte Fluchtmöglichkeit liefern. Tesler war nicht der Einzige hier, der einem Jungen wie Noah mühelos gewachsen war.
    Aber eben da lag auch das Problem – Tesler war dem Jungen gewachsen, gar keine Frage, was bedeutete, dass Noah keine Aussicht darauf hatte, einen Zweikampf zu gewinnen. Es sei denn …
    Tesler kam wieder ins Wohnzimmer geschlendert, während er aus seiner Bierdose trank.
    »Wie sieht also das Handicap aus?«, fragte ich.
    Er zog die Augenbrauen hoch, ohne die Dose abzusetzen.
    »Du wirst von denen eine Menge trinken müssen, bevor’s ein fairer Kampf wird«, sagte ich.
    Er spuckte Bier. »Fairer Kampf?«
    »Exotische Prämisse?«
    Eddie kicherte. Tesler schnaubte nur und trank weiter.
    Ich ging zu ihm hinüber. »Warum dem Jungen sagen, er kann um mich kämpfen, wenn er keine Aussicht hat zu gewinnen? Sag entweder nein oder mach einen fairen Kampf draus, indem du dich selbst handicapst.«
    »Wie? Indem ich mir die Hände auf dem Rücken zusammenbinde?«
    »Wovor hast du eigentlich Angst?«
    Sein Grienen fror ein, die Augen wurden eisig. »Angst?«
    Noah kam wieder herein; ein kalter Windstoß fuhr durch den Vorraum.
    »Ich nehme mal an, du willst auf keinen Fall, dass er gewinnt«, sagte ich. »Wenn er als Erster zum Zug kommt, führt er dich am Ende noch vor.«
    Er schlug so schnell zu, dass ich es nicht kommen sah. Ich lag am Boden und sah, wie Eddie den Kopf schüttelte, als wollte er sagen: Was hattest du eigentlich erwartet?
    Noah hatte die Jacke ausgezogen, die Stiefel aber noch an; sein Haar war mit Schnee bestäubt. »Was ist hier los?«
    Niemand antwortete. Ich stand auf, wischte das Blut ab, das aus einer Schramme an meinem Ellbogen tröpfelte, griff nach meinem weggelegten Handtuch und säuberte meine Finger. Dann trat ich vor Tesler hin.
    »Hab ich gerade einen wunden Punkt erwischt, ja?«
    Als er die Hand wieder zum Schlag hob, zuckte ich nicht einmal zurück. Bestürzung flackerte in seinen Augen auf, bevor er die leere Dose zur Seite warf und in die Küche zurückstelzte.
    Ich machte Anstalten, ihm zu folgen.
    Noah griff nach meinem Ellbogen. »Reiz ihn …«
    Ich schüttelte ihn ab und ging in die Küche. Tesler wühlte im Kühlschrank herum.
    »Ich kann mir schon vorstellen, warum du dir Sorgen machst«, sagte ich. »Er ist siebzehn. Was ihm an Finesse fehlt, kann er mit Elan wettmachen. Sexuell ist er gerade im besten Alter, das es gibt … Und wie alt bist du?«
    Er öffnete eine Bierdose.
    »Um die fünfundvierzig, nehme ich an. Es wird jetzt schon ein bisschen schwieriger, na ja, einen hochzukriegen, möchte ich wetten.«
    Er hielt den Blick starr auf den faszinierenden Inhalt des Kühlschranks gerichtet. Jetzt wütend zu werden hieße, es mir zu bestätigen.
    »Das ist ungefähr das gleiche Alter wie dein Göttergatte, stimmt’s?«, fragte er. »Schon Erfahrung mit den kleinen blauen Pillen?«
    Ich lachte. »Nicht die Spur. Clay braucht keine Pillen – oder Vergewaltigungen –, um einen hochzukriegen.«
    Aus dem Blick, den er in meine Richtung warf, sprach blanker Hass. Und ich wusste, dass ich gerade mein Schicksal besiegelt hatte. Wenn ich dies in den Sand setzte, würde ich nicht einfach nur vergewaltigt werden. Ich würde zusammengeschlagen, vergewaltigt und umgebracht werden – und es würde auch kein schneller und schmerzloser Tod sein. Kalte Panik machte sich in meinem Magen breit; die Kleinmädchenstimme schrie mich an, wollte wissen, was ich mir eigentlich dabei dachte. Ich erstickte

Weitere Kostenlose Bücher